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Unternehmen > Chiphersteller nach Zahlen

Nvidia Aktie – Über den eigenen Erfolg gestolpert?

(Foto: Michael Vi / Shutterstock)

Ein Umsatzwachstum von 122 Prozent und ein Gewinnplus von 168 Prozent im Jahresvergleich. Wie kann das eine Enttäuschung sein? Bei Nvidia ticken die Uhren anders.

Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMCMarkets

Bei einem weiterhin sagenhaften Umsatzwachstum von 122 Prozent und einem Gewinnwachstum von 168 Prozent im Jahresvergleich und damit neuen Rekorden von einer Enttäuschung zu sprechen, fällt schwer. Aber geht es dabei um den Chipdesigner Nvidia, der bislang fast alle Flüsterschätzungen der auch noch so großen Optimisten übertroffen hat, ist das nachbörsliche Minus in der Aktie von fast sieben Prozent vielleicht nachvollziehbar.

3.000 Prozent Plus in fünf Jahren

Nvidia ist der führende Anbieter von Computerinfrastruktur für künstliche Intelligenz und ist an der Börse inzwischen mehr als drei Billionen US-Dollar wert. Der Chiphersteller ist zum drittgrößten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Die Aktie ist in den vergangenen fünf Jahren um 3.000 Prozent gestiegen und hat langjährige Aktionäre reich gemacht. Wie lange die Erfolgsstory noch weitergehen kann, lässt sich allerdings nicht vorhersagen. Wegen des eigenen Erfolgs und der damit steigenden Erwartungen der Investoren könnte es jedoch irgendwann schwierig werden, diese zu erfüllen. Der letzte Flash-Crash vor drei Wochen hat eindrucksvoll gezeigt, wie hoch die Nervosität der Anleger ist und wie schnell sie alle gemeinsam auf den Verkaufsknopf drücken können.

Noch hat Nvidia fast ein Monopol

Der Umsatz von Nvidia ist in den vergangenen fünf Jahren von knapp zehn auf 60 Milliarden US-Dollar gestiegen. Die Chips von Nvidia sind der wichtigste Baustein für neue KI-Tools, die derzeit den Technologiesektor erobern. Als nahezu einziger Anbieter der leistungsfähigen Chips und mit einem technologischen Vorsprung vor Konkurrenten wie Intel erlebt Nvidia einen sprunghaften Anstieg der Umsätze und Margen, auch weil es seine Chips zu immens hohen Preisen verkaufen kann.

 

Nvidia-Aktie

Nvidias Konkurrenz schläft nicht

Zu Nvidias Kunden zählen die drei großen Cloud-Computing-Anbieter Amazon, Alphabet und Microsoft. Sie bilden das Infrastruktur-Rückgrat für neue KI-Algorithmen und die entsprechende Software. Zusammen sorgen die drei für den Großteil der Nvidia-Einnahmen. Noch! Denn alle drei haben hohe Investitionen angekündigt, um ihre eigenen KI-Chips herzustellen, zudem wollen auch andere Chiphersteller wie Intel etwas vom Kuchen abbekommen. Noch ist in der Aktie ein wahnsinniges Momentum, auch weil Nvidia bei jeder Zahlenvorlage mehr als abliefert. Sollte sich der Wettbewerb jedoch intensivieren und die Konkurrenz Fahrt aufnehmen, droht Gegenwind für Nvidias atemberaubende Umsatz- und Gewinnentwicklung.

Preissetzungsmacht ist in Gefahr

Ein Schlüssel für das dynamische Wachstum der vergangenen Jahre war die kontinuierliche Steigerung der Gewinnmarge. Sie ist von rund 15 auf knapp 60 Prozent gestiegen, davon können die meisten Unternehmen nur träumen. Es ist der nur minimale Wettbewerb bei leistungsfähigen KI-Computerchips, der Nvidia eine hohe Preissetzungsmacht beschert. Dynamisch steigende Umsätze und hohe Margen sind die Traum-Kombination für Aktionäre.

Dies kann sich jedoch umkehren, wenn der Wettbewerb zunimmt. Steigende Konkurrenz bedeutet, dass das Angebot an Chips steigt, die Cloud-Anbieter und andere Unternehmen kaufen können. Das einfache Gesetz von Angebot und Nachfrage besagt, dass die Preise dann sinken werden. Dies führt zu einer Verlangsamung der Einnahmen und einem Rückgang der Gewinnspannen und schmälert Nvidias Ertragskraft.

Aufwärtstrend der Nvidia Aktien ist intakt

Soweit ist es aber noch nicht, wie die gestrigen Zahlen gezeigt haben. Auch die Aktie befindet sich weiterhin in einem Aufwärtstrend, mit der Aussicht auf neue Rekorde. Möglicherweise wird Nvidia auch das erste Vier-Billionen-Dollar-Unternehmen. Das August-Tief bei rund 90 US-Dollar war ein wichtiges Tief im Aufwärtstrend. Sollte dieses Niveau in den kommenden Wochen, Monaten oder Jahren nachhaltig unterschritten werden, droht eine längere Abwärtsphase. Dies würde einmal mehr die zyklische Eigenschaft der Chipbranche unter Beweis stellen. Erste negative psychologische Signale sollten von einem Rutsch unter die 100-Dollar-Marke ausgehen.

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