Prym: Druckknöpfe und mehr
In der kalten Jahreszeit wärmen Schal, Mütze und Handschuhe. Wer kreativ und geschickt ist, kann sich mit selbst gestrickten Accessoires von der Massenware der Modeketten abheben und anderen mit individuellen Geschenken eine Freude machen. Stricknadeln und anderes Handarbeitszubehör der Firma Prym helfen dabei.
Das Unternehmen mit Hauptsitz im rheinländischen Stolberg ist allerdings nicht nur ein Hersteller von Kurzwaren. Kein deutsches Industrieunternehmen ist so lange am Markt wie Prym: Die Ursprünge reichen zurück ins 16. Jahrhundert. Bereits um 1530 wurde das Unternehmen vom Goldschmiedemeister Wilhelm Prym in Aachen gegründet und stellte Messing und Kupfer her. 1642 zog das Unternehmen nach Stolberg um, nachdem die protestantische Kupferfamilie Prym im katholischen Aachen das Zunftrecht verloren hatte. Im 19. Jahrhundert etablierte sich das Unternehmen als Hersteller von Metallkurzwaren, die maschinell hergestellt worden waren. Wesentlichen Anteil am Erfolg des Unternehmens hatte damals William Prym, weshalb die Holding heute William Prym GmbH & Co. KG heißt. Besonders stolz ist Prym darauf, dem Druckknopf Anfang des 20. Jahrhunderts zum großen Durchbruch verholfen zu haben. Der eigentliche Erfinder des Druckknopfs, Heribert Bauer, hatte sich zwar schon 1885 seine Innovation patentieren lassen, doch Hans Prym tüftelte weiter. Das Ergebnis: ein Druckknopf mit einer sogenannten Doppel-S-Feder im Oberteil, wodurch das Öffnen und Schließen erleichtert wurde. Unter dem Markennamen Prym’s Zukunft kamen die Knöpfe ab 1903 auf den Markt und gehörten bald zur Standardausrüstung im Nähkästchen jeder guten Hausfrau. Zum Erfolg des cleveren Knopfes hatte auch geschicktes Marketing beigetragen: Die bunt gestalteten Pappkärtchen, auf denen die Knöpfe verkauft wurden, animierten zum Sammeln, hinzu kamen Werbeanzeigen und Gewinnspiele. Auch heute noch ist der kleine, unscheinbare Druckknopf unentbehrlich. Rund 15 Mio. Stück produziert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge jeden Tag. Auch maßgeschneiderte Exemplare nach Vorgaben von Kunden aus der Textil- und Modebranche sind möglich. Für Prym als Experte für Metallprodukte verschiedenster Art ist bei Druckknöpfen aber längst nicht Schluss.
Modisches und Elektronisches
Der Konzern gliedert sich in drei Teile: Prym Consumer ist für das Angebot an Zubehör rund ums Nähen und Handarbeiten zuständig. Egal ob es darum geht, einen kaputten Reißverschluss auszutauschen, die durchgewetzte Lieblingsjeans auszubessern oder der eigenen Kreativität beim Stricken, Nähen oder Häkeln freien Lauf zu lassen, Pryms Sortiment an Stricknadeln, Borten, Näh- und Sicherheitsnadeln, Garnen, Knöpfen, Maßbändern und anderen Kurzwaren ist riesig. Prym Fashion versorgt die Textil-, Bekleidungs- und Lederwarenindustrie mit Knöpfen, Reißverschlüssen, Haken und anderen Verschlusssystemen. Darüber hinaus ist das Unternehmen mit der Division INOVAN auch im Bereich elektronische Bauteile aktiv. Der Teilkonzern fertigt elektromechanische Kontaktteile, Komponenten und mechanische Verbindungselemente, die unter anderem in der Automobil-, Kommunikations- und Elektronikindustrie verwendet werden. Die Unternehmensgruppe ist weltweit in über 60 Ländern vertreten, es gibt Standorte in Europa, Asien, Amerika und Afrika. 2010 waren ca. 3.900 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig, der Umsatz erreichte rund 360 Mio. Euro. Das Schicksal von Deutschlands ältestem Industriekonzern stand indes auch schon auf der Kippe. 2004 war Prym wegen Preisabsprachen mit Wettbewerbern zur Zahlung von 27 Mio. Euro verurteilt worden, 2007 verhängte die EU-Kommission eine weitere Kartellstrafe in Höhe von 40,5 Mio. Euro – für das traditionsreiche Familienunternehmen hätte dies wohl das Aus bedeutet. Die Wettbewerbshüter hatten jedoch ein Einsehen und reduzierten schließlich die Strafe auf 15,5 Mio. Euro. Die Zukunft des Unternehmens scheint damit gesichert, ebenso wie der Nachschub an Zubehör für Modekonzerne und kreative Handarbeitsfreunde.