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Unternehmen > vbw-Studie

Risiken für Firmen nehmen weiter zu

(Foto: PhotoAdventure Studio / Shutterstock)

Verbandschef Wolfram Hatz von der Bayerischen Wirtschaft: Deutschland muss hausgemachte Risiken schnell ausräumen.

Die internationale Lage bleibt angespannt – und das bekommen auch bayerische und deutsche Unternehmen immer stärker zu spüren. Doch nicht nur globale Unsicherheiten wie Protektionismus oder geopolitische Spannungen bereiten Sorgen. Zunehmend stehen auch hausgemachte Belastungen wie überbordende Bürokratie und steigende Arbeitskosten im Zentrum der Kritik. Das zeigt die aktuelle Studie „Internationale Risiken für Unternehmen“ der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die Präsident Wolfram Hatz im Vorfeld des Ludwig-Erhard-Gipfels am Tegernsee vorgestellt hat. Die Verbände bayme vbm vbw sind Co-Veranstalter des ersten Gipfeltages.

Laut der Studie wird das unternehmerische Risikoumfeld nunmehr im fünften Jahr in Folge als schwieriger bewertet. Fast alle der 18 untersuchten Risikofaktoren haben an Bedeutung gewonnen. Besonders gravierend empfinden Unternehmen die bürokratischen Hürden: „Den deutschlandweiten Spitzenplatz hält die Bürokratie – für 54 Prozent der Unternehmen ist sie ein hohes Risiko, für insgesamt 87 Prozent stellt sie ein allgemeines Risiko dar. Auf den weiteren Plätzen folgen Fachkräfte-Engpässe mit 81 Prozent sowie Cyberkriminalität und Arbeitskosten mit 85 beziehungsweise 78 Prozent“, so Hatz.

Die vom Institut der deutschen Wirtschaft erstellte Studie analysiert sowohl die Risikowahrnehmung als auch die daraus resultierenden Standortprobleme und Reaktionsstrategien von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Zum ersten Mal wurde die Erhebung nicht nur in Bayern, sondern bundesweit durchgeführt – mit bemerkenswertem Ergebnis: In ganz Deutschland wird die Lage noch kritischer eingeschätzt als im Freistaat. So gilt die Bürokratie in Bayern für 84 Prozent der Unternehmen als Risiko, im Bund sind es 87 Prozent.

"Unsicherheitsfaktor Energiekosten"

„Es hat uns überrascht, dass in Deutschland wesentliche Risiken noch höher eingeschätzt werden als in Bayern“, sagt Hatz. „Hier zeigen sich Stärken des Freistaats und bayerischer Unternehmen. Allerdings wird der Unsicherheitsfaktor Energiekosten von deutlich mehr Unternehmen in Bayern als hochgradig riskant eingestuft, als deutschlandweit. Angesichts unserer starken industriellen Prägung überrascht das wenig.“

Ein weiteres großes Thema ist der zunehmende Protektionismus. Zum Zeitpunkt der Befragung, die bis Ende Februar lief, sahen 46 Prozent der Unternehmen hierin ein Risiko. Hatz warnt: „Durch die Eskalation des Zollkonflikts ist das Risikoumfeld allerdings über Nacht weit schwieriger geworden.“

Grundsätzlich gehört Risikomanagement zum Alltag von Unternehmen. Doch die aktuelle Lage schränkt viele in einem außergewöhnlichen Maß ein. Laut Studie sehen 32 bis 36 Prozent der Unternehmen in hohen Arbeitskosten, Unternehmenssteuern, Energiekosten und Bürokratielasten derart gravierende Risiken, dass sie Geschäftsmodelle überdenken, Investitionen zurückfahren oder gar eine Verlagerung ins Ausland erwägen.

Unterschiede nach Unternehmensgröße

„Risikofaktoren mit Kostenrelevanz gefährden unseren Standort besonders. Besorgniserregend ist, dass Risiken, die das Geschäftsmodell beeinflussen, gleichzeitig und in ähnlichem Maß als Investitionshemmnis wirken. Damit werden Reaktionsmöglichkeiten auf betrieblicher Ebene zusätzlich limitiert“, so Hatz.

Signifikante Unterschiede zeigen sich auch je nach Unternehmensgröße: Großunternehmen reagieren besonders sensibel auf Protektionismus, geopolitische Unsicherheiten, Lieferkettenprobleme und den Wettbewerbsdruck aus China. Kleine und mittlere Unternehmen hingegen sehen vor allem Finanzmarktturbulenzen, Pandemien und Finanzierungsbedingungen als große Risiken.

„Kritisch ist die Lage für das Verarbeitende Gewerbe", so Hatz weiter: "Hier werden die Risiken allgemein hoch eingeschätzt, und dieser Gruppe fällt es besonders schwer, damit zurecht zu kommen. Das gilt speziell für die in Deutschland hausgemachte Probleme wie die Bürokratielasten und Arbeitskosten.“

Aus Sicht der vbw ergibt sich daraus ein klarer Appell an die Politik. „Alle Probleme, die Deutschland selbst verursacht hat, kann und muss Deutschland auch selber lösen. Hier ist die neue Bundesregierung am Zug. Wenn das gelingt, sind große Sorgen aus dem Weg geräumt, und es bleibt mehr Kraft für die Auseinandersetzung mit der schwierigen Weltlage“, so Hatz.

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Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download. Die Studienvorstellung auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel findet am Mittwoch, 7. Mai um 15.05 Uhr statt; das Programm finden Sie hier. Der Ludwig-Erhard-Gipfel wird im Livestream übertragen.

BAS

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