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Unternehmen > 34 Prozent plus seit Jahresbeginn

Rockt diese Aktie bald den Dax?

(Foto: picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich)

Beim Ticketvermarkter CTS Eventim boomt das Geschäft. Durch geschickte Übernahmen festigt der Konzern seine bereits hervorragende Markstellung – und ist inzwischen höher bewertet als Zalando.

„Der Veranstaltungsmarkt hat sich erholt, Konzerte boomen, und Musikgenuss steht hoch im Kurs“, teilte die Gema vor kurzem mit. Anlass für den Optimismus war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der Musikverwertungsgesellschaft. 1,082 Milliarden Euro konnte die Gema 2023 ausschütten, so viel wie nie zuvor. Nach der existenzbedrohenden Coronapandemie läuft es in der Branche mittlerweile besser als je zuvor. Das bestätigte nun auch Europas größter Ticketvermarkter CTS Eventim mit einem besser als erwartet ausgefallenen Quartalsergebnis.

409 Millionen Euro Umsatz erzielte der Konzern um Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg von Januar bis März 2024. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das bereinigte Ebitda stieg mit 36 Prozent noch deutlich stärker auf rund 92 Millionen Euro. Das Nettoergebnis sprang um 60 Prozent auf 67,5 Millionen Euro hoch.  Analysten hatten im Schnitt mit weniger Gewinn gerechnet.

Veranstaltungen und Konzerte sind wieder gefragt, die Nachwehen der Pandemie scheinen endgültig überstanden. Anleger fragen daher auch die Eventim-Aktie wieder nach. Nach Vorlage der Zahlen kletterten die Titel um zehn Prozent auf ein neues Rekordhoch von 88,75 Euro. Seit Beginn des Jahres steht damit nun schon ein Kursplus von fast 34 Prozent zu Buche – eine der besten Performances im MDax.

Eventim-Aktie

Nach dem Corona-Schock sind die Papiere des Ticketing- und Veranstaltungskrösus wieder zurück in der Erfolgsspur. In zwanzig Jahren hat die Eventim-Aktie 4.600 Prozent an Wert zugelegt. Der Konzern gehört damit zu den erfolgreichsten deutschen Aktien in diesem Zeitraum. Die Markkapitalisierung lieg inzwischen bei über acht Milliarden Euro. Das sind zwei Milliarden Euro mehr, als Dax-Mitglied Zalando derzeit auf die Waage bringt. Qiagen, Sartorius, Covestro und Brenntag sind mit rund neun Milliarden Euro nicht weit weg. Neben dem Börsenwert spielen noch weitere Kriterien eine Rolle, zudem gibt es die Marktkapitalisierung betreffend auch im MDax einige Unternehmen, die in etwa gleichauf mit Eventim liegen. Läuft die Rally aber weiter, kommen die Münchner einem Aufstieg in Deutschlands höchste Börsenliga immer näher. Der jüngste Kursanstieg hat den Weg nach oben erst einmal freigeschaufelt, die Aktie notiert nach einem kurzen Durchhänger nun wieder oberhalb der 21-Tage-Linie.

Eventim profitiert vor allem von einem stark wachsenden Geschäft mit Veranstaltungstickets. In dem Segment stiegen die Umsätze um rund 25 Prozent auf 183 Millionen Euro, während in der Veranstaltungssparte nur ein Plus von fünf Prozent auf 234 Millionen Euro verbucht werden konnte. Hinzu kommt: Im Ticket-Geschäft bleibt deutlich mehr Gewinn übrig. Operativ stehen hier 83 Millionen nur acht Millionen Euro aus dem Veranstaltungsbereich gegenüber.

Das Ticket-Geschäft ist ein einträgliches, wenn man die Größe von Eventim hat. In Deutschland hat der Konzern ein Beinahe-Monopol, wofür er seit Jahren immer wieder öffentlich in Kritik gerät. Bislang aber haben die Kartellbehörden der Expansion der Münchner noch nicht den Riegel vorgeschoben. Vor allem außerhalb des Heimatmarkts kauft Eventim deshalb weiter munter zu – und hat dafür nun auch wieder die nötigen Cash-Reserven.

Jüngste Übernahmen waren die des chilenischen Ticketanbieters Punto Ticket und des Unternehmens Teleticket aus Peru. Schlagzeilen machte darüber hinaus die bekannt gewordene Absicht Eventims das Festival- und Ticketgeschäft des französischen Konzerns Vivendi übernehmen zu wollen. Damit würde auch die Übernahme von „See Tickets“ eingehergehen, in Großbritannien der zweitgrößte Ticketvermarkter. Vivendi hat zugestimmt, das „Okay“ der Wettbewerbshüter steht noch aus.

Je größer Eventims Ticketplattform wird, desto mehr Skaleneffekte kann der Konzern heben. Die Plattform ist schließlich schon da, die Synergien sind groß. Seit einiger Zeit investiert Eventim auch kräftig in den Ausbau seines Ticketangebots für Sportveranstaltungen, 2028 sind die Münchner gemeinsam mit AXS nun beispielsweise offizieller Ticketpartner der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles. Und auch die jüngeren Zielgruppen hat Eventim fest im Blick. Vor kurzem wurde eine Vereinbarung zwischen dem Ticketverkäufer und der Social Media-Plattform Tik Tok bekannt. Über eine Schaltfläche in den Videos ihrer Lieblingsstars können Nutzer nun direkt zum Ticket-Marktplatz von Eventim gelangen.

An Wachstumschancen mangelt es nicht für Europas Branchenprimus. An Konkurrenz hingegen zunehmend, weshalb wohl allein das Kartellamt irgendwann zum Spielverderber werden könnte. Noch aber spielt dieses Risiko unter Analysten kaum eine Rolle. Eher zeigt man sich angetan von der fundamentalen Entwicklung. Hauck Aufhäuser-Analyst Cornelis Kik setzt sein Kursziel bei 102 Euro, das entspricht gemessen am aktuellen Kurs einem Aufwärtspotenzial von 22 Prozent. Kik lobt das „erstaunliche Comeback“ und schätzt die Nachfrage längerfristig als hoch ein. Auch Baader Bank-Analyst Volker Bosse glaubt mit einem Kursziel von 98 Euro an weitere Kursgewinne.

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