Salesforce-Aktie: 2023 schon fast verdoppelt
Im Dow Jones ist Salesforce dieses Jahr das Maß aller Dinge. Keine Aktie im Index ist so stark gestiegen, wie die des Software- und Cloudspezialisten. Wie viel Potenzial haben die Papiere noch?
Im Dow Jones ist Salesforce dieses Jahr das Maß aller Dinge. Keine Aktie im Index ist so stark gestiegen, wie die des Software- und Cloudspezialisten. Wie viel Potenzial haben die Papiere noch?
Unter der Woche erreichte der Dow Jones den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Maßgeblichen Anteil daran hatten die Titel von Salesforce, die nach einer deutlich besser als erwarteten Zahlenvorlage rund zehn Prozent zulegen konnten. Die vorläufige Spitze einer in diesem Jahr rasanten Kursentwicklung des kalifornischen SAP-Konkurrenten. Keine Dow-Aktie kommt 2023 an das Kursplus von Salesforce heran. Aktuell beträgt es gut 90 Prozent. Möglich gemacht hat diese Rally auch die schwache Performance im vergangenen Jahr. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und einem darauffolgenden Ausverkauf am Markt für Technologieaktien hatte sich der Aktienkurs halbiert. Nun zeigt sich: Das war eine Einstiegschance. In diesem Jahr hat eine V-förmige Erholung die Aktie zurück auf inzwischen 252 US-Dollar katapultiert.
Der Software- und Cloudspezialist aus San Francisco, zu dem auch der Büro-Kommunikationsdienst Slack gehört, wächst wieder stärker als erwartet und versechsfachte im dritten Geschäftsquartal den Nettogewinn. „Wir hatten ein weiteres starkes Quartal, in dem wir unseren im letzten Jahr aufgestellten Plan für profitables Wachstum umgesetzt haben“, erklärte CEO Marc Benioff. Konkret stiegen die Umsätze im jüngsten Drei-Monatszeitraum um elf Prozent auf 8,72 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn kletterte von 210 Millionen auf 1,22 Milliarden US-Dollar. Die bereinigte operative Marge stieg auf 31,2 Prozent.
Anleger und Analysten überzeugte neben den starken Zahlen aber vor allem der Ausblick. Der Jahresumsatz soll um elf Prozent auf 34,75 bis 34,8 Milliarden US-Dollar steigen. Statt bei 30 soll die bereinigte operative Marge für das Gesamtjahr, das bei Salesforce am 31. Januar endet, nun 30,5 Prozent erreichen. 2022 waren es 22,5 Prozent gewesen. Aussichten, die die Salesforce-Aktie binnen eines Tages um zehn Prozent nach oben katapultierten. Charttechnisch ist der Weg für weitere Kursgewinne damit frei. Das Rekordhoch bei knapp 312 US-Dollar aus dem Oktober 2021 könnte, sollte der Gesamtmarkt seine eingeleitete Jahresendrally fortsetzen, in Reichweite gelangen.
JPMorgan-Analyst Mark Murphy sprach mit Blick auf das Zahlenwerk von einem „idealen Cocktail“, lobte die operative Marge und den „beeindruckend schnellen“ Anstieg des Cashflows, der in Sachen Aktienbewertung noch Luft nach oben lasse. Salesforce könne den Spagat zwischen der Ausweitung der operativen Marge und einem sich wieder beschleunigenden Umsatzwachstum schaffen, schrieb Goldman Sachs-Analyst Kash Rangan und hob sein Kursziel von 340 auf 345 US-Dollar an. Überzeugt von den Ergebnissen ist auch RBC-Experte Rishi Jaluria: „Dieses Quartal verringert Wachstumssorgen und stärkt gleichzeitig die Margenperspektive.“
Es ist dieser Mix, der die Aktie nach dem zwischenzeitlichen Kurssturz nun wieder so interessant macht. Salesforce wächst und lockt immer mehr Kunden an. Gemessen am Umsatz ist man eigenen Angaben nach im Bereich Unternehmenssoftware inzwischen der drittgrößte Anbieter am Markt, gleichzeitig die Nummer eins bei Kundenmanagement-Systemen in Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz. Zu dieser Marktposition gesellt sich nun auch ein stark steigender Gewinn, den Salesforce nicht zuletzt über Kostensenkungen erreicht hat. Ende Oktober arbeiteten rund elf Prozent weniger Menschen für den Konzern als ein Jahr zuvor. Auch im Marketing und im Vertrieb hat CEO Benioff Kostensenkungen durchgesetzt. Und offenbar geht all das nicht groß zu Lasten des Wachstums.
Nach der Rally im laufenden Jahr ist die Salesforce-Aktie erneut hoch bewertet. Doch die überzeugende Prognose und die ins Schaufenster gestellte Fähigkeit, die Profitabilität steigern zu können, wenn dies die wirtschaftlichen Umstände einfordern, könnte, die Aktie noch weiter nach oben treiben. Hinzu kommt: der Markt geht von sinkenden Leitzinsen im kommenden Jahr aus. Das dürfte eingeleitete Kurserholungen im Tech-Sektor stützen.
OG
Lesen Sie auch: RWE: Warum die Mega-Rally weitergehen dürfte