SAP: Neues Rekordhoch eine Frage der Zeit?
Die Aktie von Europas größtem Softwarekonzern hat innerhalb eines Jahres 50 Prozent an Wert zugelegt. Die Mehrheit der Analysten ist optimistisch, dass diese Rally weitergeht. Auch, weil die Walldorfer in puncto Cloud positiv überraschen.
Die Aktie von Europas größtem Softwarekonzern hat innerhalb eines Jahres 50 Prozent an Wert zugelegt. Die Mehrheit der Analysten ist optimistisch, dass diese Rally weitergeht. Auch, weil die Walldorfer in puncto Cloud positiv überraschen.
Knapp 128 Euro kosten die SAP-Titel aktuell. Da fehlt nicht mehr viel bis zum Rekordhoch von 143 Euro aus dem Jahr 2020. Damals ließ eine Gewinnwarnung den Aktienkurs innerhalb kürzester Zeit auf rund 92 Euro einbrechen, die darauffolgende Erholung wurde im vergangenen Jahr wieder zunichtegemacht, als die Aktie im Sog des Tech-Crashs noch stärker unter die Räder kam und sogar auf 82 Euro fiel. Doch seither geht es steil bergauf. Ausgehend vom Tief aus dem Oktober 2022 hat die Aktie bis heute 54 Prozent an Wert zugelegt. Auf 12-Monatssicht sind es 50 Prozent. Eine eindrucksvolle Rally, bedenkt man, dass die Microsoft-Aktie im selben Zeitraum nur rund 20 Prozent zugelegt hat und der große US-Konkurrent Salesforce 27 Prozent.
Klar, die SAP-Aktie kommt von einem extrem tiefen Niveau. Dieses hatte allerdings auch fundamentale Gründe. Die Walldorfer hatten den Trend hin zu Cloud-Diensten völlig verschlafen und während viele Software-Unternehmen in der Pandemie glänzende Wachstumsraten erzielten, brach bei SAP der Gewinn ein. Umso stärker ist das aktuelle Comeback einzuordnen.
Dass sich die Aktie alten Höchstständen nähert, ist das Ergebnis einer Umstrukturierung im Konzern, die deutlich schneller vonstattengeht und erfolgreicher verläuft, als von vielen Experten erwartet. Die verspätete Umstellung auf Cloud-Angebote jedenfalls greift, die Wachstumsraten stimmen. Jüngst hob SAP die Mittelfristziele für 2025 an. Die Zahlen zum ersten Quartal 2023 waren erfreulich, die Umsätze stiegen um zehn Prozent. Noch viel wichtiger: Die Cloud-Umsätze kletterten um 24 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro und das Orderbuch verzeichnete Zuwächse.
Unter Analysten besteht kein Zweifel, dass sich diese positive Geschäftsentwicklung auch im zweiten Quartal fortgesetzt hat. Der Rückenwind aus der Cloud-Sparte sei stärker als gedacht, die Aussichten auf steigende Margen im Sektor seien weiterhin gut, schrieb Berenberg-Analyst Nay Soe Naing bereits im Mai in einer Studie und hob sein Kursziel auf 135 Euro an. Johannes Schaller von der Deutschen Bank lobte erst kürzlich die stark bleibende Nachfragedynamik mit Blick auf das Cloud-Portfolio, die zudem kaum von einer schwächelnden Konjunktur beeinflusst werde. Sein Kursziel setzte er bei 130 Euro.
Er rechne mit einem prozentual zweistelligen operativen Ergebnisanstieg und einer robusten Umsatzdynamik, schrieb wiederum Goldman Sachs-Analyst Mohammed Moawalla in einer Studie. Sein ebenfalls erst kürzlich aufgestelltes Kursziel: 150 Euro. Für Stifel-Analyst Chandramouli Sriraman bleibt die Aktie ein „Top-Pick“ im europäischen Technologiesektor. Sein Kursziel setzt er bei 145 Euro. Die Quartalsergebnisse veröffentlicht SAP am 20. Juli. Sie könnten der Aktie noch einmal einen Schub geben.
Gleichzeitig könnte inzwischen schon einiges an Optimismus eingepreist sein. Überzeugt SAP die Anleger aber mit einem stabilen Wachstumskurs, hat die Aktie wohl noch Potenzial nach oben. Schließlich ist sie bei weitem nicht in absurden Höhen unterwegs. Das Goldman-Kursziel liegt leicht über dem Rekordhoch aus dem Jahr 2020. Damit wäre ein weiterer Kursanstieg erst einmal nur damit verbunden, alte Höchststände wieder zu erreichen, obwohl die Aussichten gut sind, dass bald deutlich mehr Umsatz und Gewinn erzielt wird. Die Clouderlöse sollen 2025 bei 21, 5 Milliarden Euro liegen, der gesamte Umsatz 37,5 Milliarden Euro erreichen. Zudem hat SAP im Zuge des Qualtrics-Verkaufs ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von fünf Milliarden Euro aufgelegt, dass von nun an bis 2025 laufen soll. Und im Vergleich zu vielen anderen Tech-Aktie zahlt SAP eine recht ansehnliche Dividende. Aktuell liegt die Ausschüttungsrendite bei 1,6 Prozent. Wer bei tieferen Kursen eingestiegen ist, erzielt nochmal eine deutlich höhere. Damit spricht aktuell zumindest wenig dagegen, die SAP-Aktie zu halten. Für einen Einstieg bietet es sich womöglich an, auf einen Rücksetzer zu warten. Der Investmentansatz, schreibt Barclays-Analyst James Goodman, bleibe bei SAP für die kommenden Jahre attraktiv.
OG
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