Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen > China-Geschäft im Fokus

Siemens Healthineers-Aktie crasht

(Foto: Shutterstock)

Der Medizintechnikkonzern verfehlt im dritten Geschäftsquartal die Erwartungen deutlich. Anleger verlieren die Geduld und werfen die Aktie aus ihren Depots. Dabei könnte es schon bald wieder aufwärts gehen.

„Auch im dritten Quartal sind wir gut vorangekommen, und das trotz anhaltender Verzögerungen der Auftragsvergaben in China“, fasste der Vorstandsvorsitzende von Siemens Healthineers, Bernd Montag, die Monate April bis Juni zusammen. Der Umsatz des Medizintechnikspezialisten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent auf 5,24 Milliarden Euro, der operative Gewinn legte um neun Prozent auf 825 Millionen Euro zu. Allein, die Erwartungen der Anleger lagen noch ein ganzes Stück höher. Analysten hatten im Schnitt mit Umsätzen von 5,5 Milliarden Euro und einem Ebit von 856 Millionen Euro gerechnet. Beide Schätzungen unterboten die Erlanger am Ende deutlich.

Einmal mehr liefert die Siemens-Tochter damit ein solides Quartal ab, enttäuscht aber dennoch die Börse. In der Spitze rutschte der Aktienkurs am Mittwoch um über sieben Prozent nach unten. Am Ende des Handelstages kosteten Siemens Healthineers-Titel erstmals seit November 2023 wieder weniger als 50 Euro. So setzt sich die nun schon seit mehreren Jahren ziemlich enttäuschende Kursentwicklung der Aktie fort. Auf Dreijahressicht steht sogar ein Minus von fast fünf Prozent. Der Dax hat im selben Zeitraum fast 20 Prozent zugelegt. Das ist nicht gerade das, was Anleger von Qualitätstiteln erwarten. Als solche gelten die Aktien von Siemens Healthineers eigentlich aufgrund der geringen Krisenanfälligkeit des Medizintechnikgeschäfts. Ein MRT braucht es schließlich auch, wenn die Wirtschaft gerade nicht rund läuft.

Siemens Healthineers-Aktie

Doch diese Rechnung geht schon länger nicht mehr auf, denn in China halten sich viele Krankenhäuser mit Investitionen zurück, weshalb das dortige Geschäft für Siemens Healthineers deutlich schlechter läuft als erhofft. Offenbar führen zumindest in der Volksrepublik angespanntere wirtschaftliche Verhältnisse doch auch im Medizintechniksektor zu einem Nachfrageschwund. Und auch die Antikorruptionskampagne der chinesischen Regierung dürfte eine Rolle spielen. In diesem Zug soll wohl auch das Einkaufsverhalten im Gesundheitssektor kritischer geprüft werden. Summa summarum kostet das Siemens Healthineers in China Umsatz. In den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres haben die Münchner im Reich der Mitte nur noch 11,6 Prozent ihrer Einnahmen generiert, 2023 waren es noch 13 Prozent gewesen. Vor allem in der von Investoren als Wachstumstreiber auserkorenen Imaging-Sparte, also das Geschäft mit MRT- und CT-Geräten, lief es in China zuletzt schwach. Von April bis Juni gingen die Umsätze um zehn Prozent zurück. Die operative Marge werde nun am unteren Ende der anvisierten Spannen von 21 bis 22,5 Prozent liegen, erklärte Finanzchef Jochen Schmitz am Rande der Zahlenvorlage. Auch der 2021 für rund 16 Milliarden Dollar übernommene Krebsspezialist Varian enttäuschte in der Volksrepublik mit einem Umsatzminus von 30 Prozent auf ganzer Linie.  

Gleichwohl läuft es für Varian über alle Regionen hinweg gut. Insgesamt nämlich stiegen die Umsätze im dritten Geschäftsquartal um 9,6 Prozent auf 927 Millionen Euro. Auch die Imaging-Sparte konnte den Umsatz marktübergreifend um 3,8 Prozent auf drei Milliarden Euro steigern. Sehr gut lief es von April bis Juni in der Diagnostik-Sparte. Der Umsatz stieg um 2,1 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, die bereinigte Marge erreichte mit 7,4 Prozent ein deutlich höheres Niveau als im Vorjahr. Das eingeleitete Transformationsprogramm über das rund 300 Millionen Euro in dem Bereich eingespart werden sollen, scheint erste Früchte zu tragen.

Allen in allem hält Siemens Healthineers deshalb an seinen Jahreszielen fest, das Umsatzwachstum soll am Ende bei 4,5 bis 6,5 Prozent liegen, der Gewinn je Aktie bei 2,10 bis 2,30 Euro. Für das nachfolgende Geschäftsjahr gibt sich die Siemens-Tochter zudem optimistisch, rechnet mit anziehenden Aufträgen in der Imaging-Sparte, nicht zuletzt in China. Schon jetzt, hieß es aus dem Management, verbessere sich die Auftragslage. Zudem plant China wohl über ein staatliches Programm Investitionen in das Gesundheitssystem fördern.

Analysten sehen die Aktie positiver als Anleger

Der Kurssturz unter der Woche könnte entsprechend übertrieben gewesen sein. Analysten sehen die Siemens Healthineers-Aktie für den Moment auch deutlich wohlwollender als Anleger. JP-Morgan beispielsweise gibt ein Kursziel von 72,90 Euro aus und empfiehlt die Aktien „überzugewichten“. Fast alle Experten, die auf die Zahlenvorlage reagierten, sehen die Aktie mindestens bei 60 Euro. So auch Julien Dormois vom Analysehaus Jefferies. Entscheidend sei nun die Geschäftsentwicklung in China, um die Prognosen für das kommende Geschäftsjahr zu stützen, so Dormois. Bereits im vierten Geschäftsquartal brauche der Konzern nun eine Wachstumsbeschleunigung, urteilte JPMorgan-Experte David Adlington. Eine solche scheint bei Siemens Healthineers aber auch eingeplant. Ansonsten dürfte es jedenfalls schwierig werden, die eigene Prognose zu erfüllen.

Wie glaubwürdig die Aussagen des Managements sind, steht derzeit bei Anlegern aber in Zweifel. Erst Anfang Mai nämlich hatte Siemens Healthineers Verbesserungen in den letzten beiden Quartalen des Geschäftsjahres angekündigt. Umso enttäuschender war für Anleger nun die Vorlage der Ergebnisse zum dritten Quartal. Der nun deutlich gefallene Aktienkurs, könnte aber auch ein Argument für den Einstieg sein. Die bleibe nämlich ein Qualitätstitel, urteilte Jefferies-Experte Dormois. Allein, die Erwartungen an den Konzern müssten neu definiert werden. Mit dem Kurseinbruch in dieser Woche, könnte genau das schon passiert sein.

Das Magazin

BÖRSE am Sonntag

Zur Online Ausgabe Newsletter abonnieren
Das Magazin

AnlagePunk

Zur Online Ausgabe Newsletter abonnieren

Ähnliche Artikel