Steag - seit 75 Jahren unter Strom
Zu den traditionsreichsten deutschen Unternehmen im Bereich der Energieerzeugung gehört Steag. Bereits seit 75 Jahren ist der Essener Konzern aktiv und das längst nicht mehr nur in Deutschland.

Der etwas technisch klingende Namen Steag steht für Steinkohlen Elektrizität AG. Der Name beschreibt treffend, worum es zunächst ging: die Gewinnung von Elektrizität aus Steinkohle. Gegründet wurde die Steag 1937 gemeinsam von mehreren Unternehmen des Ruhrbergbaus, die damit ihre Stromerzeugung zusammenfassten. Hinter der Neugründung stand aber noch ein anderes Ziel. In der Nähe von Dortmund bauten die Vereinigten Aluminium Werke (VAW) damals eine Aluminiumhütte, um die wachsende Nachfrage der Rüstungsbetriebe nach dem Leichtmetall zu decken. Da bei der Aluminiumerzeugung enorme Mengen an Strom verbraucht werden, musste die Energieerzeugung also aufgestockt werden, zumal fast gleichzeitig im Ruhrgebiet das Bunawerk der Chemischen Werke Hüls errichtet wurde, das mit der Produktion von künstlichem Kautschuk ebenfalls von großer rüstungstechnischer Bedeutung war. Um den Bedarf zu decken, errichtete die Steag bis 1940 zwei Kraftwerke.
Obwohl die Kraftwerke den Krieg einigermaßen unbeschadet überstanden, dauerte es einige Zeit, bis die Nachfrage wieder anzog. Dabei profitierte das Unternehmen von den Steinkohlepreisen, die Ende der 1950er-Jahre unter Druck kamen. In den folgenden Jahren entstanden mehrere neue Kraftwerke, die als Gemeinschaftsprojekte mit anderen Firmen realisiert wurden. Zugleich engagierte sich Steag in der Fernwärme und versorgte unter anderem die Ruhr-Universität, die damals gebaut wurde. Durch die Gründung der Ruhrkohle AG, die in den 1970er-Jahren zum Mehrheitseigner wurde, gelangten auch zahlreiche kleinere Kraftwerke, die früher zu Zechen gehört hatten, unter die Kontrolle von Steag.
Die 1980er-Jahre waren vom Ausbau bestehender Werke und technischer Verbesserungen wie Senkung der Emissionen geprägt. Nach der Wiedervereinigung wurde Steag dann auch außerhalb des Ruhrgebiets aktiv. Zugleich engagierten sich die Essener mehr und mehr bei erneuerbaren Energien wie Biomasse, Geothermie und Grubengas. Heute betreibt Steag Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 9.400 Megawatt, was etwa den sieben größten deutschen Atomkraftwerken entspricht. Auch in der Türkei, in Kolumbien und auf den Philippinen betreibt der Konzern Steinkohlekraftwerke.
Das ist aber nur ein Teil der Unternehmensaktivitäten. Durch die Neuausrichtung der RAG kamen die Bereiche Kohlehandel, Kraftwerksbau und -betrieb, Entsorgung, Gas- und Fernwärmeversorgung zu Steag. Damit kann das Unternehmen nun eine ganze Palette an Leistungen rund ums Thema Energieerzeugung anbieten. So ist Steag einer der führenden Importeure und Vermarkter für Steinkohle.
Die Expertise beim Kraftwerksbau kommt auch anderen Kunden zugute. Vom Reißbrett bis zur Inbetriebnahme tritt Steag hier als Dienstleister auf. Auch bei der Betriebsführung stehen die Essener parat und bieten unter anderem Software zur Kosten- und Verfahrensoptimierung an. Das gilt nicht nur für herkömmliche Kraftwerke, sondern auch für erneuerbare Energien. Hier ist Steag in 15 Ländern nicht nur mit eigenen Anlagen vertreten, sondern auch bei der Realisierung und Betriebsführung von Projekten mit Partnern aktiv.
Andere Bereiche sind Entsorgung und Vermarktung von Reststoffen wie Flugasche, Schmelzkammergranulat, Kesselsand und Gips, die beim Betrieb von Kraftwerk anfallen. Zudem tritt Steag als Personaldienstleister auf und vermittelt Experten für Kraftwerke. Darüber hinaus helfen die Essener bei der Optimierung der Personalstruktur und unterstützen durch Schulungen.
Sogar für den Stromtransport ist Steag Experte und bietet Komplettlösungen für Netz- und Anlagenbetreiber. Dazu gehören Projektierung und Montage von Neuanlagen sowie Betrieb und Instandhaltung bestehender Anlagen.
Angesichts der Vielzahl von Aktivitäten kann die Größe von Steag kaum überraschen. Das Unternehmen beschäftigt 5.800 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro.