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Unternehmen > Trump vs. Musk reloaded

„Streicht alles – sofort“: Tesla-Chef Elon Musk attackiert Trumps Subventionskritik

KI-generiertes Porträt von Donald Trump und Elon Musk, die sich gegenüberstehen, umgeben von Batterien für Elektrofahrzeuge
Donald Trump und Elon Musk im politischen Schlagabtausch – Streit um Subventionen, Schulden und Teslas Zukunft. (Foto: shutterstock, Darstellung generiert mit Künstlicher Intelligenz.)

Trump und Musk liefern sich erneut ein öffentliches Duell. Im Zentrum: Subventionen, Schulden – und die Tesla-Aktie. Wie stark ist Tesla wirklich vom Staat abhängig? Und was bedeutet das für Anleger?

Trump gegen Musk: die nächste Runde

Der Disput zwischen Donald Trump und Elon Musk hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der US-Präsident wirft dem Tesla-Chef vor, in nie dagewesener Höhe von staatlichen Subventionen zu profitieren. Musk reagiert mit einer überraschenden Forderung: sämtliche Förderungen zu streichen.

Musk: „Ich sage, streicht alles. Jetzt.“

I am literally saying CUT IT ALL. Now.“ So antwortete Musk auf X (ehemals Twitter) auf einen Angriff Trumps, der auf Truth Social gegen den Unternehmer austeilte. Trump schrieb in seinem Post, übersetzt:

„Elon Musk wusste schon lange, bevor er mich so stark für das Präsidentenamt unterstützt hat, dass ich entschieden gegen die E-Auto-Pflicht bin. Das ist lächerlich und war immer ein wichtiger Bestandteil meiner Kampagne. Elektroautos sind in Ordnung, aber nicht jeder sollte gezwungen werden, eines zu besitzen. Elon bekommt möglicherweise mehr Subventionen als jeder Mensch in der Geschichte, bei weitem, und ohne Subventionen müsste Elon wahrscheinlich den Laden dichtmachen und zurück nach Südafrika gehen. Keine Raketenstarts mehr, keine Satelliten und keine E‑Auto-Produktion, und unser Land würde ein Vermögen sparen. Vielleicht sollten wir DOGE da mal einen genauen Blick drauf werfen? VIEL GELD ZU SPAREN!!!“

Trump rechnet mit Tesla und SpaceX ab

Trumps zentrale Botschaft: Tesla, SpaceX und andere Musk-Firmen seien massive Kostenfaktoren für den US-Haushalt. Eine Position, mit der er auch seine Kritik an der Elektromobilitätsstrategie der aktuellen und früheren Regierungen unterstreicht.

Musk lehnt Trumps “Big Beautiful Bill” ab

Besonders im Fokus steht das von Trump initiierte Gesetzespaket „Big Beautiful Bill“, das milliardenschwere Ausgaben vorsieht. Musk stellt sich entschieden gegen dieses Paket. Aus seiner Sicht trägt es maßgeblich zur Erhöhung der US-Staatsverschuldung bei. Er warnt seit Monaten vor einer fiskalischen Schieflage und betont, dass das Gesetz langfristig mehr schade als nütze.

US-Schulden: 3,3 Billionen US-Dollar zusätzlich?

Eine parteiübergreifende Analyse bestätigt Musks Bedenken: Sollte das Gesetz in seiner jetzigen Form verabschiedet werden, könnte die US-Verschuldung in den kommenden zehn Jahren um rund 3,3 Billionen US-Dollar steigen. Allein dieser Anstieg ist schon eine nicht mehr vorstellbare Summe. Und diese würde auf den bereits immensen Schuldenberg, dessen Umfang noch weniger zu greifen ist, noch obendrauf kommen. Zuletzt wurde die Marke von 37 Billionen US-Dollar überschritten.

Ironie der Politik: Musk im Visier eines Programms, das er mitgeprägt hat

Zudem verweist Musk darauf, dass die Gesetzgebung seine Bemühungen im Rahmen des Department of Government Efficiency (DOGE), einem Programm zur Reduzierung der Staatsausgaben, untergraben würde. Der Tesla-Chef hatte an diesem Programm, das Einsparpotenziale im Staatshaushalt identifizieren und umsetzen soll, mitgewirkt. Kritiker hatten ihm im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit immer wieder vorgeworfen, seine Aufgaben als Tesla-CEO zu vernachlässigen. Sein Mandat als Sonderberater bei DOGE war auf 130 Tage begrenzt und endete Ende Mai. Ironisch mutet nun an, dass Trump in seinem Post die Frage aufwirft, ob DOGE nun auch vielleicht Musks Unternehmen vorzunehmen.

Ego-Show oder substanzielle Auseinandersetzung?

Berechtigt ist die Frage: Handelt es sich hier um einen echten Konflikt zweier großer Egos oder um ein politisches Theaterstück zweier medienerfahrener Persönlichkeiten? Fakt ist, dass beide über große Reichweiten verfügen und politische wie wirtschaftliche Agenden verfolgen.

Kurs unter Druck: Was der politische Streit diesmal für die Tesla-Aktie bedeutet

Und was bedeutet das Ganze nun für Musk und seine Firmen, insbesondere die börsennotierte Tesla (ISIN: US88160R1014)? Zu Beginn des medienwirksamen öffentlichen Schlagabtauschs Anfang Juni hat die Tesla-Aktie deutlich korrigiert und war zwischenzeitlich auf rund 273 US-Dollar zurückgefallen. Dann gab es einen verbalen Waffenstillstand zwischen Musk und Trump, was neben dem insgesamt positiven Börsenumfeld zu einer dynamischen Erholung geführt hat. Vom Tief Anfang Juni ging es zwischenzeitlich um mehr als 30 Prozent aufwärts. Zuletzt hat der Kurs aber erneut geschwächelt. Am Dienstag (1. Juli 2025) steht der Kurs vorbörslich etwas unter Druck, sodass es nach einer fortgesetzten kurzfristigen Korrektur aussieht.

Inwiefern sich dieser Trend fortsetzt, wird wohl auch davon abhängen, ob sich die verbalen Wogen auch diesmal schnell wieder glätten oder ob sie erneut Unsicherheit schüren und damit Druck auf die Tesla-Aktie ausüben.

Tesla heute unabhängiger: Warum Trumps Kritik teilweise ins Leere läuft

Unabhängig vom kurzfristigen Kursverlauf bleibt aus fundamentaler Sicht festzuhalten: Tesla ist heute deutlich weniger auf staatliche Unterstützung angewiesen als in den Anfangsjahren. Zwar haben Subventionen, steuerliche Vorteile und der Verkauf von CO₂-Zertifikaten das Wachstum des Unternehmens lange Zeit entscheidend gefördert, doch die Phase einer strukturellen Abhängigkeit gilt inzwischen als überwunden.

Staatliche Darlehen, wie das 2009 gewährte ATVM-Kreditprogramm über 465 Millionen US-Dollar, wurden bereits vor Jahren vollständig zurückgezahlt. Neue Fördermittel in vergleichbarer Größenordnung sind zuletzt nicht mehr geflossen. Weiterhin existieren indirekte Subventionen in Form von Steuervergünstigungen für Käufer von Elektroautos. Auch davon profitiert Tesla. Eine aktuelle Gesetzesinitiative im US-Kongress sieht jedoch vor, dass diese Steuergutschriften von bis zu 7.500 US-Dollar bereits Ende September 2025 auslaufen könnten. Dieser Aspekt betrifft allerdings nicht nur Tesla, sondern die gesamte Elektroauto-Branche.

Der aktuelle Subventionsstreit zwischen Trump und Musk zielt auf andere Bereiche und greift hier nicht unmittelbar. Auch operativ steht Tesla heute deutlich stabiler da: Mit robusten Margen, Milliardengewinnen und global skalierter Produktion zählt das Unternehmen zu den profitabelsten Autobauern weltweit. Das Geschäftsmodell basiert nicht mehr auf direkter Staatshilfe, sondern auf Skaleneffekten, technologischer Innovationskraft und internationaler Nachfrage. Trumps Drohung, DOGE solle sich Musks Unternehmen genauer ansehen, scheint damit zumindest im Fall von Tesla deutlich weniger schlagkräftig.

Erträge aus CO₂-Zertifikaten bleiben bedeutend – und politisch angreifbar

Trotz Teslas finanzieller Eigenständigkeit bleibt eine zentrale Einnahmequelle potenziell gefährdet: der Verkauf von regulatorischen CO₂-Zertifikaten im Automobilsegment. Im Jahr 2024 erzielte Tesla damit Erlöse von rund 2,76 Milliarden US-Dollar, was etwa 2,8 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Da für diese Zertifikate kaum Kosten anfallen, fließen sie nahezu vollständig in den Gewinn und tragen erheblich zur Profitabilität bei. Im Geschäftsjahr 2024 machten sie fast 39 Prozent des Nettogewinns aus. Im ersten Quartal 2025 konnte Tesla de facto nur dank der Einnahmen aus CO₂-Zertifikaten (595 Millionen US-Dollar) einen Gewinn von 409 Millionen US-Dollar ausweisen. Das unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung dieser indirekten staatlichen Förderung.

Tesla verkauft diese Zertifikate an andere Autohersteller, die die Emissionsvorgaben nicht erfüllen können. Das System basiert auf gesetzlich definierten Rahmenbedingungen. Sollten diese durch neue politische Mehrheiten gelockert oder abgeschafft werden, könnte dieser milliardenschwere Einnahmestrom abrupt versiegen. In diesem Kontext lassen sich die CO₂-Zertifikate sehr wohl als Teil jener „Subventionen“ verstehen, gegen die sich Donald Trumps Kritik richtet.

Der Erhalt dieser Einnahmen hängt somit nicht allein von Marktdynamiken, sondern auch von regulatorischer Kontinuität und politischer Stabilität ab. Tesla mag sich von direkten Förderprogrammen emanzipiert haben, doch bestimmte Ergebnisbestandteile bleiben weiterhin politisch angreifbar.

Musk signalisiert Unabhängigkeit von Fördergeldern

Ob sich die Tesla-Aktie vor diesem Hintergrund langfristig von politischen Störgeräuschen abkoppeln kann, bleibt offen. Elon Musk betont zwar, dass seine Unternehmen auch ohne staatliche Unterstützung wettbewerbsfähig seien, doch stellt sich die Frage: Reicht diese Botschaft aus, um die kurzfristige Unsicherheit an den Märkten zu entschärfen? Und gilt am Ende auch bei Tesla der alte Grundsatz: Politische Börsen haben kurze Beine?

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