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Unternehmen > JPMorgan: Aktie attraktiv bewertet

Top Pick DHL?

(Foto: nitpicker / Shutterstock)

In Bonn naht mit dem Weihnachtsgeschäft die beste Zeit des Jahres. Gleichzeitig lässt die Wachstumsstrategie aufhorchen. Die Aktie des weltgrößten Logistikers könnte überraschen.

2024 war bislang kein gutes Jahr für Aktionäre der DHL Group. Während der Dax neue Rekorde aufstellte, haben die Titel des deutschen Logistikriesen rund zwölf Prozent an Wert verloren.  Auf Dreijahressicht liegt das Minus mit über 30 Prozent noch höher. Das Rekordhoch bei etwas über 61 Euro aus dem August 2021 ist weit weg. Knapp 40 Euro kostet die DHL-Aktie aktuell.

Für JPMorgan-Expertin Alexia Dogani Grund genug von einer „attraktiven Bewertung“ zu sprechen und eine „interessanten Anlagestory“ zu sehen. DHL-Papiere stehen bei ihr auf der „Analyst Focus List“, sind zudem ein „Positive Catalyst Watch“, also ein Wert, dem Dogani nicht nur langfristig, sondern besonders auch kurzfristig Kurssteigerungen zutraut. Alles in allem nennt die Analystin DHL an der Börse einen „Top Pick“. Doganis Kursziel: 49 Euro. Das entspräche, gemessen am derzeitigen Kurs, einem Aufwärtspotenzial von zirka 23 Prozent.

Tatsächlich sprechen sowohl das KGV von 13 als auch die Dividendenrendite in Höhe von 4,8 Prozent, für eine attraktive Einstiegsmöglichkeit. Der Kurs lief zudem lange seitwärts, viel Negatives scheint eingepreist, nun könnten positive News der Aktie zu einer Rally verhelfen, sollte die 40-Euro-Marke überschritten werden. Und gute Nachrichten gibt es. Zumindest lassen sie sich positiv interpretieren.

DHL Group-Aktie

Zunächst einmal geht DHL davon aus, den prognostizierten operativen Gewinn für das laufende Jahr in Höhe von sechs bis 6,6 Milliarden Euro zu erreichen. Im ersten Halbjahr waren es nur 2,6 Milliarden Euro gewesen, weshalb Investoren zuletzt skeptisch waren, ob der Konzern Wort halten könnte. Die schwächelnde Weltwirtschaft dürfte schließlich auch weiterhin das Ergebnis drücken. Doch Finanzchefin Melanie Kreis sieht ihr Unternehmen auf einem „guten Weg“, wie sie jüngst mitteilte. Sie fügte an: „Wenn wir nicht an unsere Prognose glauben würden, hätten wir das heute korrigiert“.

Klar ist, jetzt muss die inzwischen in DHL Group umbenannte Deutsche Post auch liefern, sonst wird die Enttäuschung am Markt eine umso größere. Das nahende Weihnachtsgeschäft, das Logistikern und Paketdiensten, wie der Post, jährlich eine Sonderkonjunktur beschert, dürfte dabei helfen.

Nur die Einhaltung der eigenen Gewinnprognose würde aber wohl ohnehin nicht reichen, um den Kurs deutlich nach oben zu bewegen. Die „interessante Anlagestory“, von der JPMorgan-Analystin Dogani spricht, entsteht auch durch die jüngst verkündete Wachstumsstrategie der Bonner. Bis 2030 will die Post ihren Umsatz im Vergleich zu 2023 um die Hälfte auf 120 Milliarden Euro steigern. Damals hatten 82 Milliarden Euro in den Büchern gestanden. Vorstandschef Tobias Meyer erklärte dazu: „Wir wollen schneller und profitabler wachsen“. Kleinere Übernahmen seien in diesem Zusammenhang möglich, stünden jedoch nicht im Fokus. Konzentrieren will man sich vor allem auf den Ausbau des Online-Handels, der bereits rund 25 Prozent des Konzernumsatzes beisteuert. Wachstumschancen will Meyer auch im Pharmabereich in Form von spezialisierten Transporten entdeckt haben. Auch durch Logistiklösungen im Bereich Windkraft und Batteriespeichern plant DHL neue Angebote und neues Wachstum. International wollen die Bonner in den schnell wachsenden Regionen, wie Asien, dem Nahen Osten oder Afrika Marktanteile gewinnen.

Auch in der Konzernstruktur hat Meyer Veränderungen angekündigt, die aber nur intern Auswirkungen haben sollen. Post und Paket Deutschland und der E-Commerce sollen über die nächsten ein bis zwei Jahre zu eigenständigen Gesellschaften werden.

Wird die Strategie zu einem Erfolg, bekämen Anleger profitables Wachstum und stattliche Dividenden serviert. Da die derzeitige konjunkturelle Schwächephase bereits im Kurs eingepreist ist, dürfte zudem wenig an fundamentalen Marktdaten die Aktie noch erschüttern können. Es sei denn natürlich, der Markt fällt in Gänze. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Die Post darf ab 2025 ihr Briefporto erhöhen. Die Bundesnetzagentur hat einer Anhebung zugestimmt. Die Briefmarke für den Standardbrief könnte daher bald bei 95 Cent liegen. Finale Preise wurden bis dato noch nicht bekannt gegeben. DHL kann damit zumindest teilweise die gestiegenen Kosten für das Briefgeschäft ausgleichen. Viel Geld ist damit schon lange nicht mehr verdient, die Briefmengen gehen zurück, die Gehälter für die Austräger steigen – und die Post ist dazu verpflichtet auch in den letzten Winkeln des Landes Briefe auszuliefern. Finanziell rentiert sich das nicht. Schon 2023 wollte die Post deshalb das Porto erhöhen, durfte jedoch nicht. Und auch für 2025 hätte man gern ein noch höheres Porto durchgesetzt.

Vielleicht wird 2024 also am Ende doch noch ein gutes Jahr für DHL-Aktionäre. Oder das Jahresende zumindest ein guter Anfang für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung.

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