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Umbruch beim Softwaregiganten

Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft befindet sich mitten im Wandel. Nach 13 Jahren an der Spitze des Konzerns zieht sich Steve Ballmer zurück. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich langwieriger und schwieriger als gedacht, bisher gab es nur Absagen. Dabei sorgte Microsoft vergangene Woche für Positivschlagzeilen.

BÖRSE am Sonntag

Die neue Spielkonsole Xbox One hat sich seit November schon über drei Millionen Mal verkauft. Dennoch warten auf den neuen CEO weitere große Herausforderungen. Der Nachfolger von Microsoft-Chef Steve Ballmer sollte eigentlich schon zum Jahreswechsel der Öffentlichkeit präsentiert werden. Doch daraus wurde nichts, stattdessen hagelte es Absagen. Erst schüttelte Steve Mollenkopf, Qualcomm-Manager und baldige Chef des Chip-Herstellers, den Kopf, dann machte kürzlich auch noch der lange Zeit als Favorit gehandelte Ford-Chef Alan Mulally einen Rückzieher. Jetzt blicken 100.000 Mitarbeiter in eine ungewisse Zukunft. Wohlmöglich fürchten potentielle Kandidaten nicht zuletzt den Einfluss von Ballmer und dessen Vorgänger sowie Freund und ehemaligen Zimmerkollegen in Harvard, Bill Gates. Die beiden Mitglieder der Gründergeneration könnten dem neuen Chef über den Aufsichtsrat ins Tagesgeschäft hineinreden.

Desweiteren warten auf den kommenden Leiter des US-amerikanischen Weltkonzerns eine ganze Reihe fachlicher Herausforderungen. Die wichtigste Aufgabe wird sein, das Betriebssystem Windows auf dem boomenden Markt für Tablets und Smartphones nachhaltig zu etablieren. Während die Software auf herkömmlichen Computern nach wie vor omnipräsent ist, gilt es den Bereich der mobilen Endgeräte zu erobern. Hier hat Microsoft erheblichen Erfolgsdruck, da  klassische Computer kaum noch nachgefragt werden. Die Verbraucher greifen zunehmend lieber zu kleinen Trendgeräten, als sich einen großen, kastenförmigen Rechner ins Haus zu stellen. Besonders in den Boom-Regionen kommen viele Menschen mittlerweile ganz ohne Computer aus. Als Folge schrumpfte der Markt für klassische PCs im vergangenen Jahr um 10 Prozent, und erlebte damit den größten Rückgang seit den frühen 80er Jahren. Für Microsoft, das sein Betriebssystem auf weit über 90 Prozent der weltweiten Computer anbietet, hat diese Entwicklung natürlich drastische Folgen. Den ersten Schritt in Richtung mobiler Endgeräte ist der scheidende CEO durch die milliardenschwere Übernahme der Nokia-Handysparte bereits gegangen.

Windows Phone: in China Flop - Europa top

Allerdings sind die US-amerikanischen Kunden bislang vom Windows Phone noch nicht sehr angetan, der Marktanteil liegt dort bei enttäuschenden unter fünf Prozent. Kritisiert wird vor allem das geschlossene System für den Kauf von Apps, sowie die geringe Anzahl von Anwendungen im Vergleich zu anderen mobilen Betriebssystemen. In China tut sich das Nokia-Smartphone mit Windows noch schwerer und kommt über einen Wert von knapp drei Prozent nicht hinaus. Besser sieht es dagegen in Europa aus, wo sich der Prozentsatz inzwischen sogar schon im zweistelligen Bereich befindet. Während die Deutschen mit knapp sechs Prozent noch etwas zurückhaltender sind, scheinen die Italiener vom Microsoft-Smartphone besonders begeistert zu sein - hier nutzen es 17 Prozent. Aber auch in Frankreich und Groß Britannien hat das Windows Phone die Zehn-Prozent-Marke bei weitem übertroffen.


Positiv sind auch die aktuellen Quartalszahlen. Den Nettogewinn nach GAAP steigerte der Konzern demnach um 15 Prozent auf 5,24 Milliarden Dollar, was 0,62 Dollar je Aktie entspricht. Das KGV für 2014 liegt bei 13,65, und ist damit etwas niedriger als im vergangenen Jahr(14,2). Zum Erfolg der Einnahmenerhöhung um 16 Prozent auf 18,53 Milliarden Dollar hat vor allem die hohe Nachfrage nach Enterprise-Produkten beigetragen. Der Bereich Commercial Licensing, in dem Microsoft seit diesem Quartal seine Server-Software sowie Windows-Volumenlizenzen und Skype zusammenfasst, verbesserte sich um acht Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. Online-Services für Geschäftskunden, etwa Office 365 und Windows Azure, spülten 275 Millionen Dollar in die Kassen. Das entspricht einem Plus von 162 Prozent.

Einen zusätzlichen Hoffnungsschimmer stellt die neue Spielkonsole Xbox One dar, welche sich seit November schon bemerkenswerte drei Millionen Mal verkauft hat. Dennoch liegt Hauptkonkurrent Sony im Konsolenkrieg derzeit vorne - von der PlayStation 4 gingen sagenhafte 4,2 Millionen Exemplare über die weltweiten Ladentheken. Allerdings ist dieses Gerät auch um etwa ein Viertel günstiger, da sie im Gegensatz zur Xbox One ohne Kamera, die eine Spielsteuerung durch Bewegung ermöglicht, angeboten wird. Die Microsoft-Konsole überzeugt besonders durch die Verbindung der unterschiedlichen Unterhaltungsformen. So dient sie nicht nur als Videospielplattform, sondern erweitert den Fernseher auch mit Internet und Apps. Daher kommt auch der Name One, die Xbox soll die erste und einzige Anlaufstelle für Unterhaltung aller Art sein. Zusätzliche Besonderheiten sind ein personalisierter Startbildschirm und eine Sprach-und Gestensteuerung.  

Dass Microsoft durch seine Xbox zunehmend auch als Unterhaltungskonzern angesehen wird, dürfte die Macht der Marke weiter steigern. Laut einer Studie des UTA Brand Studio ist der Konzern aus dem US-Bundesstaat Washington bereits einflussreicher als Apple, Samsung oder Google. Untersucht wurde vor allem die Bindung und Ablehnung von Marken und wie stark sich Menschen mit Marken identifizieren. In den Kategorien Intensität und Bedeutung erreichte Microsoft besonders gute Resultate. Während Apple beispielsweise zwar als schön und schick wahrgenommen würde, sei Microsoft dem Großteil der Menschen ähnlicher. Jetzt gilt es für den neuen CEO diese Zuwendung vor allen in erfreulichere Verkaufszahlen im Bereich der mobilen Endgeräte umzumünzen. Der Weg dürfte noch weit sein. Zu lange wurden bei Microsoft Trends verschlafen. WIM