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Unternehmen > Christian Klein

Viel riskiert, viel gewonnen

(Foto: Picture Alliance / dpa / Uwe Anspach)

Für seine Cloud-Strategie ist der SAP-Chef durchs Feuer gegangen. Zum Glück, müssen inzwischen wohl auch seine härtesten Kritiker zugeben.

Im Oktober 2019 übernahm Christian Klein bei SAP gemeinsam mit Jennifer Morgan den CEO-Posten von Bill McDermott, der damals überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Ein halbes Jahr später schmiss Morgan hin und der jüngste aller DAX-CEOs trug plötzlich die alleinige Führungsverantwortung für Deutschlands wertvollsten börsennotierten Konzern.

Klein, der aus Mühlhausen im Kraichgau stammt, nahm die neue Rolle ernst. Er übernahm Verantwortung und entschied sich im Herbst 2020 - da war er gerade ein Jahr im Amt – für einen radikalen Wandel des bis dato sehr erfolgreichen Geschäftsmodells. Weg vom Lizenzverkauf, hin zur Cloud und Abo-Modellen.

Das bedeutete zunächst auch: weg von einer stetig steigenden Marge, hin zu teuren Zukunftsinvestitionen, zulasten des mittelfristigen Gewinns. Entsprechend übel nahmen Klein das die erfolgsverwöhnten Aktionäre. Innerhalb eines Tages rutschte der Kurs der SAP-Aktie um über 20 Prozent ab. Rund 30 Milliarden Euro Börsenwert lösten sich in Luft auf, während so gut wie jede andere Tech-Aktie im Rahmen der Corona-Rally beinah täglich neue Rekorde aufstellte. „Ich opfere den Erfolg unserer Kunden nicht der kurzfristigen Optimierung unserer Marge“, hatte Klein seinen mutigen Schritt damals begründet. Anleger überzeugte das offenbar wenig. In einigen der besten Monate für Tech-Aktien aller Zeiten, dümpelte die SAP-Aktie vor sich hin. Und als es dann im Zuge steigender Zinsen 2022 für die gesamte Branche an der Börse bergab ging, verloren auch die SAP-Papiere nochmals deutlich an Wert. Zwischenzeitlich kosteten die Titel nur noch knapp 80 Euro. Christian Klein, der seine Karriere bei SAP 1999 als Student begonnen und sich im Eiltempo bis an die Konzernspitze gearbeitet hatte, hatte einiges zu moderieren.

SAP-Aktie

Der Vater von zwei Kindern hielt durch. Alle Karten auf die Cloud, koste es, was es wolle. Heute, zwei Jahre später, steht fest: es war die wohl beste Entscheidung seiner Karriere, die beste für den Konzern und die beste für die Aktionäre. Anfang Dezember kostete eine SAP-Aktie knapp über 240 Euro, eine Verdreifachung zum Tief aus dem Jahr 2022. Die Marktkapitalisierung beträgt 278 Milliarden Euro. Damit ist SAP für den Moment vor ASML der wertvollste Tech-Konzern Europas. Die jüngsten Zahlen zum dritten Quartal gerieten glänzend. Der operative Gewinn stieg um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro, der Umsatz um neun Prozent auf 8,47 Milliarden Euro. Wachstumstreiber: das Cloud-Angebot. Die Umsätze in der Sparte stiegen um 27 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr erwartet SAP nun ein Plus beim operativen Gewinn von 20 bis 23 Prozent.

Der Vertrag von Christian Klein wurde derweil bis April 2028 verlängert. Da dürfte ihm den nötigen Rückenwind geben für den nächsten großen Konzernumbau, den er vorantreibt: die Implementierung von KI in fast alle Produkte. Die Aktionäre vertrauen ihm diesmal von Beginn an, wie es scheint. Die Aktie erkletterte zuletzt beinahe täglich ein neues Rekordhoch.

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