Wehrle Werk: Innovative Umwelttechnik
Die Globalisierung bringt gerade in den Schwellenländern erhebliche ökologische Probleme mit sich. Da die technischen Voraussetzungen für eine umweltgerechte Produktion fehlen, sorgt das schnelle Wirtschaftswachstum für gewaltige Naturschäden. Doch auch in den Schwellenländern wächst das Umweltbewusstsein. Davon profitieren Firmen wie Wehrle-Werk.
Das über 150 Jahre alte Unternehmen aus dem südbadischen Emmendingen ist gleich in mehreren Bereichen der Umwelttechnik vertreten. Dabei hat sich Wehrle Umwelt auf die Reinigung von Abwasser und Anlagen zur mechanisch-biologischen Abfallbehandlung spezialisiert. Hierbei arbeitet die Firma mit sogenannten Biomembransystemen. In einem Bioreaktor wird das Abwasser dabei mit Bakterien angereichert, die für den Abbau belastender Stoffe unverzichtbar sind. Anders als bei herkömmlichen Verfahren wird das Abwasser nach den ersten Reinigungsprozessen nicht mehr in ein Nachklärbecken, sondern durch ein Membransystem geleitet. Dadurch wird verhindert, dass sich die Bakterien absetzen können und Verluste bei der wichtigen Biomasse eintreten. Diese kann nach der Trennung vom Wasser zurück in den Bioreaktor geleitet und erneut verwendet werden. Inzwischen sind weltweit über 100 Membranbioreaktoranlagen von Wehrle Umwelt errichtet worden. Diese dienen nicht nur zur Reinigung der Abwässer aus Haushalten, sondern kommen auch in der Industrie zum Einsatz.
Auch bei der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung setzt Wehrle auf innovative Methoden. Beim Biopercolat-Verfahren wird der Abfall zunächst mechanisch behandelt. Anschließend wird der Müll durch Bioperlokation von organischen Abfallstoffen befreit, wobei ebenfalls Bakterien zum Einsatz kommen. Anschließend wird der Abfall getrocknet. Das dabei gewonnene Wasser wird dazu genutzt, durch Gärungsprozesse Biogas zu gewinnen. Dabei entsteht sogar ein Energieüberschuss, da die Anlage nicht so viel Energie verbraucht, wie sie produziert. Zudem kann ein großer Teil des Wassers anschließend wieder in der Bioperlokation eingesetzt werden.
Aber auch die anderen Geschäftsfelder dienen dem Umweltschutz. Als Spezialist für Wasserrohrkessel zur Heißwasser- und Heißdampferzeugung verfügt Wehrle über große Erfahrungen bei Konzeption, Bau und Wartung der Kessel. Das zahlt sich aus durch hohe Lebensdauer, verminderten Energiebedarf und niedrigere Emissionen. Darüber hinaus ist Wehrle in der Fertigungstechnik aktiv und unterstützt seine Kunden zum Beispiel beim Schweißen komplexer Bauteile, die besondere Anforderungen an die Schweißtechnik stellen. Zudem ist Wehrle auf Oberflächenbehandlung, also Sandstrahlung und Grundierung von Bauteilen spezialisiert.
In diesem Bereich liegen auch die Wurzeln des Unternehmens, denn gegründet wurde die Firma 1860 von Wilhelm Wehrle als mechanische Werkstätte und Kesselschmiede. Zunächst ging es um den Bau von Brauereieinrichtungen. Erst ab 1890 konzentrierte sich Wehrle auf den Kesselbau, wobei das Sortiment von Niederdruck-Dampfkesseln bis hin zum Hochdruck-Wasserrohrkessel reichte. Erst Ende der 1960er-Jahre erfolgte dann der Einstieg in Abfallverwertungsanlagen, zunächst für Schlachthöfe und Fleischverwerter. In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde das Thema Entsorgung immer wichtiger. Neben Müllverbrennungsanlagen waren Abwasser- und Klärschlammtrocknungsanlagen sowie Planung und Bau von Kesseln für Biomassekraftwerke Schwerpunkte. Die immer größere Bedeutung der Umwelttechnik führte zu den Gründungen von der Wehrle Umwelt GmbH im Jahr 2002 und von Wehrle BioEnergie 2009. Trotz der langen Historie ist das Unternehmen nach wie vor in Familienhand. Mittlerweile leiten die fünfte und die sechste Generation der Nachkommen von Wilhelm Wehrle die Firmengeschicke.