Wie gesund ist das Fresenius-Wachstum?
Der Gesundheitskonzern wächst und wächst. Überhebt er sich der Übernahme der Rhön-Kliniken? Analysten bleiben optimistisch. Die Fresenius-Aktie gehörte im vergangenen Jahrzehnt zum besten, was man an Deutschlands Börsen überhaupt haben konnte. Der Titel erfreute die Anleger mit einer Vervielfachung der Kurse. Der Megatrend der boomenden Gesundheits- und Medizinmärkte schien in Fresenius seine Goldwährung zu haben. Und nun steigt der Konzern durch die jüngste Übernahme eines Großteils der in Franken beheimaten Rhön-Klinikum auch noch zum größten privaten Klinikbetreiber Europas auf. Und auch in China ist Fresenius sehr aktiv - unser Titelbild zeigt den Vorstandsvorsitzenden Ulf M. Schneider bei der Eröffnung eines Werkes im Reich der Mitte.
Der Gesundheitskonzern wächst und wächst. Überhebt er sich der Übernahme der Rhön-Kliniken? Analysten bleiben optimistisch. Die Fresenius-Aktie gehörte im vergangenen Jahrzehnt zum besten, was man an Deutschlands Börsen überhaupt haben konnte. Der Titel erfreute die Anleger mit einer Vervielfachung der Kurse. Der Megatrend der boomenden Gesundheits- und Medizinmärkte schien in Fresenius seine Goldwährung zu haben. Und nun steigt der Konzern durch die jüngste Übernahme eines Großteils der in Franken beheimaten Rhön-Klinikum auch noch zum größten privaten Klinikbetreiber Europas auf. Und auch in China ist Fresenius sehr aktiv - unser Titelbild zeigt den Vorstandsvorsitzenden Ulf M. Schneider bei der Eröffnung eines Werkes im Reich der Mitte.
Allerdings finanzierte der Gesundheitskonzern den Deal ausschließlich über Fremdkapital. Machen sich die Milliardenausgaben für Fresenius überhaupt bezahlt? Oder ist der Mega-Deal der Anfang vom Ende des sagenhaften Aufstiegs? Aktionäre sind verunsichert, seit Monaten stagniert die Aktie.
Optimisten verweisen auf den strategischen Durchbruch und die Eroberung von Marktanteilen. Der Rhön-Coup sei ein „genialer Schachzug“. Möglicherweise gilt das aber eher für den Verkäufer. Vor rund einem Jahr scheiterte Fresenius noch an der Übernahme von Rhön-Klinikum, diesmal verleibt sich der Bad Homburger Konzern rund zwei Drittel der Kliniken ein. Während Fresenius dank dieser Transaktion fortan als erster Anbieter flächendeckend in Deutschland vertreten sein wird, will sich Rhön stärker auf die Einrichtungen der spitzenmedizinischen Vollversorgung ausrichten, die zum Beispiel mit Universitäten zusammenarbeitet.
Große Investitionen
Fresenius musste zwar für den Erwerb der 43 Kliniken mit rund 11.800 Betten sowie 15 Medizinische Versorgungszentren tief in die Tasche greifen, aus strategischer Sicht macht die Übernahme aber durchaus Sinn. „Der Erwerb der Kliniken der Rhön-Klinikum AG ist ein bedeutender Schritt im weiteren Ausbau unseres Krankenhausgeschäfts. Damit verfügt Fresenius über die Plattform, künftig in Deutschland flächendeckend innovative Versorgungsmodelle anzubieten und neue Wachstumschancen wahrzunehmen“, kommentiert Ulf M. Schneider, Vorstandsvorsitzender von Fresenius, das Übernahmegeschäft. Sechs bis sieben Prozent des Krankenhausmarktes in Deutschland werden ab sofort von seinem Unternehmen kontrolliert. Außerdem schafft der Erwerb der Rhön-Kliniken Kostenvorteile, die unter anderem im Einkauf erzielt werden können.
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Fresenius auf "Buy" mit einem Kursziel von 103 Euro belassen. Ab 2014 sei mit einem positiven Ergebnisbeitrag zu rechnen. Infolge eines Gesprächs mit dem Finanzvorstand von Fresenius über den Rhön-Zukauf hat die britische Investmentbank Barclays die Einstufung für Fresenius SE auf „Equal Weight“ mit einem Kursziel von 96,60 Euro belassen. Analystin Sally Taylor sieht sich in einer Studie in ihrer positiven Sicht auf den Abschluss bestätigt, sowohl aus strategischer als auch finanzieller Sicht. Taylor sieht auch nach der Kursrally weiteres Potenzial für die Aktie.
Fresenius erwartet, dass sich die Transaktion ohne Berücksichtigung von Einmalaufwendungen in Höhe von rund 80 Millionen Euro vor Steuern bereits im ersten vollen Jahr nach ihrem Abschluss positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken wird. Ab dem zweiten Jahr soll sie unter Berücksichtigung von Einmalaufwendungen deutlich positiv zum Ergebnis je Aktie beitragen.
Bereits im laufenden Jahr soll ein Betriebsgewinn in Höhe von 250 Millionen Euro und ein Umsatz von rund zwei Milliarden Euro durch den Zukauf der Rhön Kliniken und Versorgungszentren erzielt werden. Damit zahlt Fresenius das Zwölffache des EBITDA und im Verhältnis zum übernommen Anteil sogar etwas mehr, als der DAX-Konzern vor einem Jahr bei der geplanten Komplettübernahme geboten hatte. Im Zuge dieser Transaktion wird der Verschuldungsgrad des Bad Homburger Gesundheitsunternehmens in diesem Jahr vorübergehend über 3,0, aber unter 3,5 liegen. Im nächsten Jahr soll er aber wieder das obere Ende des Zielkorridors von 2,5 bis 3,0 erreichen werden. Finanzverbindlichkeiten werden von Rhön-Klinikum keine übernommen.
Auf nahezu 5, 5 Milliarden Euro wächst der gesamte Umsatz der Fresenius-Tochter Helios durch den Rhön-Deal an. Neben der Klinikgruppe Helios, die nun über 117 Kliniken verfügt, beherbergt der Fresenius-Konzern drei weitere Unternehmensbereiche, die weltweit eigenverantwortlich wirtschaften und handeln. Als da wären: Fresenius Medical Care (Dialyse), Fresenius Cabi (Infusionstherapie) und Fresenius Vamed (Management für Gesundheitseinrichtungen). Die Bonität von Fresenius bewertet S&P derzeit mit BB+, Moody’s vergibt ein Ba1.
Mit einem für 2014 geschätzten Gewinnvielfachen von 13,3 scheint die Fresenius-Aktie sowohl vor dem Hintergrund stabiler Wachstumsraten als auch im Branchenvergleich moderat bewertet. Das durchschnittliche Kursziel der Bankanalysten beläuft sich derzeit auf 104 Euro.
Fazit: Die Luft für Fresenius wird dünner. Der Megadeal birgt Risiken, Anleger schauen ab sofort genauer hin. Und doch hat der Konzern enorme Substanz und gute Perspektiven in einem Wachstumsmarkt. Die Mehrheit der Analysten bleibt optimistisch. WIM