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Endet Vapianos Börsendesaster in der Flucht?

Die Restaurantkette Vapiano denkt angeblich über einen Rückzug von der Börse nach. Die britische Bank Barclays spiele einen solchen Plan durch, berichtet das "Manager-Magazin". Die Aktie schoss zeitweise um 22 Prozent in die Höhe. Vapiano dementiert.

BÖRSE am Sonntag

Die Restaurantkette Vapiano denkt angeblich über einen Rückzug von der Börse nach. Die britische Bank Barclays spiele einen solchen Plan durch, berichtet das "Manager-Magazin". Die Aktie schoss zeitweise um 22 Prozent in die Höhe. Vapiano dementiert.

Es klang alles so perfekt. Im Juni 2017 strebte die Restaurantkette Vapiano an die Börse und hatte große Pläne. Das Konzept: cool, trendig, Lifestyle, Selbstbedienung, irgendwie Fast-Food, aber frische Lebensmittel und zusätzlich Front-Cooking, wie im Club-Urlaub. Man sahen schon einen deutschen Edel-McDonalds die Weltmärkte erobern. War doch Vapiano schon in nahezu jeder größeren Stadt in Deutschland aktiv und auch international ging es gut voran.Anderthalb Jahre später ist die Börsenstory ein reines Desaster. Vom damaligen Ausgabepreis von 23 Euro je Aktie können Anleger heute nur träumen. Wachsende Verluste ließen den Kurs Ende Oktober 2018 auf ihren tiefsten Stand bei 6,31 Euro fallen.

Dabei hatte Vapiano im Oktober noch eine Kapitalerhöhung zu einem Platzierungspreis von 10 Euro vorgenommen. Dieser Schritt wurde durch die Hauptaktionäre Mayfair, VAP Leipzig und Exchange Bio voll mitgetragen. Damit flossen dem Unternehmen gut 20 Millionen Euro zu. Der Kurs aber dümpelte weiter vor sich hin, Aktionäre waren frustriert. Seit Vapiano Anfang September seine Gewinn- und Umsatzprognose für 2018 gesenkt hat, geht es an der Börse nach unten. Die Titel verloren seither mehr als 60 Prozent.
Nun aber meldet das Manager Magazin, das Unternehmen sondiere eine De-Listing. Dabei müsste man den freien Aktionären einen ordentlichen Preis anbieten, darum schoss der Kurs sofort nach oben. Vapiano aber dementierte inzwischen den Bericht. Solche Pläne gebe es nicht, sagte Firmen-Chef Jochen Halfmann. "Unser Börsengang im vergangenen Jahr war eine bewusste und langfristig ausgerichtete Entscheidung." Der Kurs der Vapiano-Aktie fiel daraufhin wieder, notierte aber noch rund acht Prozent fester.

Insgesamt laufen die Geschäfte für Vapiano nicht so schlecht wie es der Aktienkurs vermuten lässt. Eher durchwachsen. Einerseits setzt sich die dynamische Expansion fort. Jeden Monat werden zwei neue Restaurants eröffnet, so dass die internationale Präsenz auf 225 Restaurants in 33 Ländern ausgebaut wurde. Das Take-Away- und Lieferservice-Angebot bietet Vapiano inzwischen an 110 Standorten in 17 Ländern an. Frankreich steht derzeit besonders im Fokus. Im ersten Halbjahr 2018 stieg der Konzernumsatz immerhin um 14 Prozent auf 175,1 Millionen Euro. Zwar verbesserten sich das berichtete Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im ersten Halbjahr 2018 um 1,9 Millionen Euro auf 8,4 Millionen Euro und damit die berichtete EBITDA-Marge um 0,6 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent, das vor allem um Vorlaufkosten für Restauranteröffnungen korrigierte bereinigte EBITDA lag mit 14 Millionen Euro unter dem Vorjahr (H1/2017: 15,9 Millionen Euro). Dementsprechend verringerte sich die bereinigte EBITDA-Marge um 2,3 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent.

Das langanhaltende Hochsommerwetter hat der Kette schwer geschadet, in Schweden häufen sich zudem teuren Managementfehler und insgesamt kostet das Wachstum einfach mehr Geld als gedacht. Vapiano-Chef Jochen Halfmann erklärt das so: "Wir haben ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm und investieren viel, in 2017 über 60 Millionen Euro. Bis 2020 wollen wir auf 330 Restaurants kommen.“ Halfmann macht  aber Mut, und verspricht, dass man 2020 die Gewinnzone erreichen könne: „Unsere Planung richtet sich auf 2020, dann werden wir einen positiven Cashflow haben und Gewinne machen. Weltweit wächst der Markt für italienische Küche um neun Prozent, bei Burgern sind es dagegen nur drei Prozent. Diesen Trend nutzen wir.“

Anders als McDonalds setzt Vapiano nicht so radikal auf Franchising sondern will die Restaurant gerne selbst betreiben. Nur etwa 40 Prozent der Vapiano Restaurants sind franchisegeführt, insgesamt in 33 Ländern. Insgesamt ist die Wachstumsgeschichte von Vapiano intakt, das Konzept überzeugt die Kunden, allerdings ist die Expansion teurer als gedacht, die Gewinnzone wird nur planmäßig erreicht, wenn man etwas langsamer expandiert. Andererseits geht es um das Momentum, den europäischen Markt nun konsequent zu erobern und Skaleneffekte zu nutzen. Darum sind strategische Fragen bei Vapiano derzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Ein De-Listing muss es nicht werden. Aber vielleicht drosselt man die Wachstumsgeschwindigkeit, um solider voran zu kommen und V ertragen neuer Anleger zu gewinnen.

Die aktuelle Spekulationen könnten der Aktie eine dringend benötigte  Bodenbildung bescheren und zum Einstieg neue Investoren locken. Ein schwacher Trost allerdings für die Erstaktionäre - ihr Weg zurück in die Gewinne ist sehr weit. Anleger wie Analysten haben massiv Vertrauen verloren. Sie verweisen nicht nur auf die verfehlten Bilanzprognosen sondern auch auf die mittlerweile hohe Verschuldung von mehr als 150 Millionen Euro. Vapiano steht an einem „defining Moment“. Für Spekulanten eine herrliche Situation.

BAS