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Telekom-Aktien brächten dem Staat 22 Milliarden Euro

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schlägt vor, zur Finanzierung der Coronakrise Aktien aus dem Staatsbesitz zu verkaufen. Bei der Telekom ist dabei viel zu holen - und dem Unternehmen würde es guttun.

(Bild: Shutterstock)

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schlägt vor, zur Finanzierung der Coronakrise Aktien aus dem Staatsbesitz zu verkaufen. Bei der Telekom ist dabei viel zu holen - und dem Unternehmen würde es guttun.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier will angesichts der enormen Kosten der Corona-Pandemie alte Aktienpakete des Bundes verkaufen. Anstatt Steuern zu erhöhen, sollte man besser privatisieren, denn der Wert der staatlichen Beteiligungen sei in den vergangenen Jahren ordentlich gewachsen. „Deshalb sollten wir prüfen, welche staatlichen Beteiligungen zurückgefahren werden können. Auch das bringt Geld in die Staatskasse, das wir für Zukunftsinvestitionen gut gebrauchen können.“

Der Vorstoß Altmaiers kommt mitten in einer Debatte darüber, wie es in den kommenden Jahren mit dem Bundeshaushalt und dem Geld der Steuerzahler weitergehen soll. Steuererhöhungen lehnt die Union ab, auch die Schuldenbremse gehört zu ihrem Markenkern. Für die Jahre 2020 und 2021 wurde die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse zwar außer Kraft gesetzt – damit der Staat die „Bazooka“ für Corona-Hilfen herausholen konnte, wie es Finanzminister Olaf Scholz (SPD) nannte. Doch langfristig braucht der Staat frisches Geld - die Privatisierung wäre ein geschmeidiger Weg. Zustimmung bekommt Altmaier von der FDP. Fraktionsvize Michael Theurer findet: „Die Bundesregierung sollte zeitnah möglichst viele ihrer Unternehmensanteile kapitalmarktschonend veräußern. Hierzu sollte sie einen Privatisierungsbeirat einberufen.“ Von der Linken, aber auch vom Koalitionspartner SPD gibt es dagegen Kritik an den Überlegungen Altmaiers. In der Wirtschaft wird der Vorschlag Altmaiers weithin begrüßt.

Die Telekom wird an der Börse derzeit mit einer 70 Milliarden Euro Marktkapitalisierung bewertet. Der Anteil des Bundes, inklusive des Anteils der KfW, Kreditanstalt für Wiederaufbau, liegt bei rund 32 Prozent. Der Anteil der institutionellen Investoren ist 52 Prozent und der Anteil der privaten Anleger ist 16 Prozent. Die 32 Prozent wären derzeit etwa 22,4 Milliarden Euro wert. Der Aktienkurs pendelt um die Marke von 15 Euro. Im Tief des Coronacrashs war sie bis auf 10,70 Euro abgerutscht. Seitdem ist der Marktwert also um 20 Milliarden Euro gestiegen.

Insgesamt ist der Konzern sehr gut durch die Krise gekommen. Umsatz und Gewinn und sprunghaft gestiegen. Die Telekom profitiert insbesondere von einem starken USA-Geschäft. Die dortige Geschäftstätigkeit stellt die Deutschland-Aktivitäten zusehends in den Schatten. Seit der Fusion mit dem Konkurrenten Sprint hat T-Mobile US mehr als 100 Millionen Kunden. Damit ist das Unternehmen jetzt zur Nummer zwei auf dem amerikanischen Markt aufgestiegen, nur noch AT&T liegt vor den Deutschen. Die T-Mobile US-Zentrale in Bellevue (östlich von Seattle) ist rein kommerziell gesehen nun wichtiger als die Konzernzentrale in Bonn. Deutschland und alle europäischen Landesgesellschaften zusammen machen weniger Umsatz als die US-Tochter.

Das boomende US-Geschäft begeistert inzwischen auch die Börsianer, die die Aktie der Telekom seit Jahren eher kritisch beäugen. Doch nun sprechen immer mehr Analysten Kaufempfehlungen für die Aktie aus. Die US-Bank JPMorgan ging von einem langfristigen Kursziel von 23,60 Euro aus. Die US-Investmentbank Goldman Sachs legte ihr Kursziel auf 23 Euro.

Das glänzende USA-Geschäft wird im Aktienkurs der Telekom bislang nicht richtig abgebildet. Analysten halten eine Bewertung von 20 Euro je Aktie für fair. Solange allerdings der deutsche Staat so stark beteiligt sei, werde die strategische Entwicklung des Unternehmens wie der Aktie gehemmt. Daher wird auch in der Telekombranche sowie an der Börse eine Privatisierung begrüßt.
„Die Deutsche Telekom zeigt Stärke“, frohlockt Konzernchef Timotheus Höttges am Ende des Pandemie-Jahres. Mit einer Privatisierung würde sich auch im Aktienkurs widerspiegeln.

Dann wäre es für das Unternehmen auch leichter, sich neues Kapital zu besorgen. Das könnte man gut brauchen, um in den Digitalisierungsschub zu investieren. Fast 100.000 neue Bereitbandkunden hat der Konzern allein im dritten Quartal hinzugewonnen. Die Gründe dafür sind die seit Monaten geltenden Alltagsbeschränkungen und die steigende Zahl der Homeoffice-Nutzer. Das Streaming-Fernsehangebot MagentaTV nutzen inzwischen viele Kunden.

Für das Deutschland-Geschäft wird nun der Ausbau des 5G-Netzes entscheidend. Telekom-Chef Höttges sieht den Netzbetreiber bei 5G-Mobilfunk in Deutschland klar in Führung. "Ich war beim Start von 3G und bei 4G dabei und kann darum sagen: Noch nie hatten wir einen derartigen Vorsprung", meint der Konzernchef in einer November-Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir liegen signifikant vorne, was die Abdeckung angeht.“ Die Telekom hat nach eigenen Angaben mehr als 30.000 5G-Antennen in Betrieb. In den 20 größten Metropolen würden 5G-Antennen im Frequenzbereich 3,6 GHz eingeschaltet. 5G in diesem Bereich erreicht hohe Datenübertragungsraten von bis zu 1 GBit/s und mehr und wird laut Unternehmensangaben vor allem an Standorten mit viel Publikumsverkehr eingesetzt.

In den USA sieht Höttges die Telekom durch den Kauf von Sprint sogar in "einer einzigartigen Spektrumposition. Wir haben jetzt schon die höchste Bevölkerungs- und Flächenabdeckung bei 5G in den USA." Sie sei doppelt so hoch wie die von AT&T und mehr als dreimal so hoch wie bei Verizon. Aktionäre wird der Bund also leicht finden, die bei diesen Perspektiven in die Telekom investieren würden.

BAS

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