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Uber kurz vor Mega-Börsengang

Der Fahrtenvermittler peilt eine Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Dollar an und will zehn Milliarden einnehmen. Dieses angestrebte Börsenvolumen könnte selbst das bombastische Wall-Street-Debüt der Alibaba Group 2014 in den Schatten stellen. Was Anleger jetzt wissen sollten.

BÖRSE am Sonntag

Der Fahrtenvermittler peilt eine Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Dollar an und will zehn Milliarden einnehmen. Dieses angestrebte Börsenvolumen könnte selbst das bombastische Wall-Street-Debüt der Alibaba Group 2014 in den Schatten stellen. Was Anleger jetzt wissen sollten.

Seit Wochen warten Investoren auf den Startschuss. Jetzt ist es offiziell: Der US-Fahrdienst konkretisiert seine IPO-Pläne. Laut des S-1-Fillings peilt Uber eine Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Dollar an, 10 Milliarden will das Unternehmen einnehmen. Den Antrag für den Start an der Wall Street stellte der Fahrtenvermittler im Dezember bei der US-Börsenaufsicht SEC.

Eines der wertvollsten Start-Ups der Technologiebranche geht also an die Börse. Derzeit ist Uber mit 74 Milliarden Dollar bewertet. Neben dem Fonds SB Cayman 2 Ltd., der 16,3 Prozent der Firmenanteile mit einem Wert von 222 Millionen Dollar hält, dürften weitere Investoren vom bevorstehenden Kapitalzufluss profitieren. Der frühe Uber-Investor Benchmark besitzt 11 Prozent des Unternehmens, Alphabet 5,2 Prozent der Anteile. 8,6 Prozent gehören einem Mann, der nach seinem Rauswurf ein wenig in Vergessenheit geraten ist, aber essentiell für die Existenz des Unternehmens ist: Die Rede ist vom Start-Up-Gründer Travis Kalanick.

Mit dem angestrebten Börsenvolumen von 100 Milliarden Dollar würde das US-Unternehmen einen der größten Kapitalzuflüsse aller Zeiten verbuchen und sogar das Börsen-Debüt der Alibaba Group von 2014 in den Schatten stellen – obwohl der anstrebte Börsenwert niedriger als von Experten erwartet liegt. Ursprünglich hatten die Banker dem Unternehmen einen Wert von 120 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Laut dem Fernsehsender CNBC liegt der Grund für die Korrektur in der schlechten Performance von Lyft an der Wall Street. Nach dem kurzen Hoch sank der Börsenkurs unter den Ausgabewert von 72 Dollar. Der kleine Rivale hat zwar das Rennen um den Börsenstart gewonnen, sei aber für viele Investoren aufgrund der Größe wesentlich uninteressanter als Uber, meint Fondsmanager Dan Morgan von Synovus Trust: „Investoren wollen in die weltweit führende Firma investieren.“ Morgan erwartet, dass Uber künftig 60 bis 65 Prozent des 125 Milliarden Dollar schweren US-Mobilitätsmarkts beherrscht, der Konkurrent aus San Francisco käme auf 30 bis 35 Prozent der Anteile. Während Lyft nur in Kanada und den USA operiert, können User die Uber-App in mehr als 750 Städten weltweit nutzen – auch in einigen deutschen Städten. Nun expandiert das von Dara Khosrowshahi geführte Unternehmen in den Nahen Osten. Außerdem kaufte Uber den Fahrdienst Careem für 3,1 Milliarden Dollar.

Wie so häufig ist der Börsengang eines Start-Ups an gigantische Erwartungen und Kursfantasien der Börsianer geknüpft. Und tatsächlich wächst Uber derzeit rasant, macht aber gleichzeitig hohe Schulden. In einem Schreiben an die Börsenaufsicht warnte das Unternehmen selbst vor den deutlich steigenden Kosten, die „womöglich“ nie dazu reichen, Schwarze zahlen zu schreiben. Allein 2018 verlor Uber 1,85 Milliarden Dollar – die Öffentlichkeit kümmerte das bisher recht wenig. Besonders streng dürften Investoren zukünftig aber auf die Ausgaben des Start-Ups blicken, denn nur wenn das Unternehmen dauerhaft profitabel ist, kann CEO Khosrowshahi nachhaltig gesundes Wachstum sicherstellen. Ein positives Zeichen sei, so der Portfolio-Manager Jordan Stuart von Federated Kaufmann, das verringerte Minus im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent. Ob das tatsächlich reicht, bleibt fraglich – vor allem dann, wenn Schulden aufgrund von steigenden Zinsen wieder teurer werden. Ginge es nach Khosrowshahi, sollte der Konzern sowieso an ganz anderen Kriterien gemessen werden – nämlich an der vom Unternehmen selbst eingeführten Metrik „Monthly Active Platform Consumers“ (MAPC). Diese Zahl zeigt die monatlichen Kunden, die eine Fahrt über die Mobility-Plattform gebucht haben. Übrigens vermittelt die Plattform neben dem klassischen Transport-Geschäft auch Fahrten mit Elektrorollern und E-Bikes, sowie Essens-Bestellungen beim Lieferdienst Uber Eats. Im vierten Quartal 2018 wuchs die Summe der sogenannten MAPCs um 35 Prozent auf 91 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Wenn es Uber nun gelingt dieses Wachstum auch durch weniger branchenspezifische Kennzahlen zu belegen, könnte den Kaliforniern ein sonniger Börsen-Frühling bevorstehen.

Florian Spichalsky