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Wird Adidas Börsenweltmeister?

Der Confed-Cup ist da! Die Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist ein voller Erfolg. Genau die richtige Zeit, um einen Blick auf die Aktien der großen Sportartikelhersteller Adidas und Nike zu werfen. Denn die beiden Konzerne dürften einmal mehr ihre eigene Weltmeisterschaft austragen: die um Umsätze, Gewinne und Image. Nike plant womöglich einen Deal mit Amazon, um einen Schritt vorn zu sein. Wer holt sich bis 2018 den höchsten Kursgewinn?

BÖRSE am Sonntag

Der Confed-Cup ist da! Die Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist ein voller Erfolg. Genau die richtige Zeit, um einen Blick auf die Aktien der großen Sportartikelhersteller Adidas und Nike zu werfen. Denn die beiden Konzerne dürften einmal mehr ihre eigene Weltmeisterschaft austragen: die um Umsätze, Gewinne und Image. Nike plant womöglich einen Deal mit Amazon, um einen Schritt vorn zu sein. Wer holt sich bis 2018 den höchsten Kursgewinn?

Die große Frage aus Anlegersicht lautet nun: Ist das mit Adidas auch der Ausrüster des Weltmeisters von 2014? Kann der Aktienkurs der Marke mit den drei Streifen noch weiter steigen? Oder sollte man sein Geld lieber Nike, dem großen Widersacher aus den USA, anvertrauen? Fest steht: Auch die WM 2018 wird für die Sport-Konzerne weltweit wieder zu einem großen Marketing-Event werden. Und einmal mehr dürfte das FIFA-Großereignis die Umsätze der Unternehmen durch Trikotverkäufe und Co zusätzlich in die Höhe treiben, was deren Papiere an der Börse wiederum zu einem lohnenswerten Investment machen könnte. Nur welche Aktie verspricht die höchsten Kursgewinne? Das vorherzusagen ist bekanntlich schwierig bis unmöglich. Ein Blick auf Zahlen und Ziele könnte aber helfen.

Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted durfte seit seinem Amtsantritt im Herbst 2016 eine positive Nachricht nach der anderen verkünden. Zunächst einen Rekordgewinn und Rekordumsatz für das Jahr 2016 in Höhe von einer Milliarde beziehungsweise 19,3 Milliarden Euro. Es folgten prächtige Quartalszahlen:  Um 19 Prozent von 4,8 auf 5,7 Milliarden Euro konnte der Konzern mit den drei Streifen seinen Umsatz in den ersten drei Monaten 2017 steigern. Der Gewinn kletterte um 30 Prozent auf 455 Millionen Euro.

Adidas – Was geht da noch?

Anfang Mai gab Rorsted zudem den Verkauf der Golfmarken Taylor Made, Adams Golf und Ashworth für 425 Millionen US-Dollar bekannt. Für 2017 erwartet der Konzern aus Herzogenaurach nun einen Anstieg des Gewinns um 18 bis 20 Prozent auf 1,2 bis 1,23 Milliarden Euro. Die Einnahmen sollen um elf bis 13 Prozent zulegen. Bis 2020 rechnen die Verantwortlichen dann mit einem jährlichen Umsatzanstieg von zehn bis 12 Prozent, der Gewinn soll sich Jahr für Jahr sogar um 20 bis 22 Prozent erhöhen.

Ja, Kasper Rorsted und Adidas wirken mindestens so fokussiert wie die junge deutsche Nationalmannschaft beim Confed-Cup. 2015 und 2016 war man DAX-Champion, was die Kursentwicklung der eigenen Aktie anbelangte. Und auch im laufenden Jahr konnte das Papier des größten europäischen Sportartikelherstellers einen Wertzuwachs in Höhe von 11,5 Prozent verbuchen. Von 151,30 Euro ging es auf 168,80 Euro pro Aktie nach oben. Ende April lag der Kurs sogar bei 185,35 Euro, ehe Gewinnmitnahmen einsetzten. Damit hat sich die Aktie in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Wie viel Potenzial bleibt angesichts dieser Zahlen überhaupt noch übrig für weitere Kursgewinne?

Die DZ-Bank sieht mit möglicherweise steigenden Beschaffungskosten, welche aus „ungünstigen Währungsentwicklungen und steigenden Lohnkosten in Asien resultierten, und einer sich eventuell verschlechternden Konsumneigung der Verbraucher in wichtigen Märkten tatsächlich ein paar Risikofaktoren. Genauso aber sieht die Bank den Konzern in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt. „Im kommenden Jahr dürfte dann die Fußball-WM in Russland die Nachfrage, insbesondere nach den Trikots der Nationalmannschaften, wieder anfachen.“, so das Geldhaus. Nach Meinung des Instituts könnte auch der bereits erwähnte Verkauf des Golfgeschäftes ab dem Geschäftsjahr 2018 „einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der EBIT-Marge haben“. Alles in allem rät DZ Bank-Analyst Herbert Sturm zum Kauf. Kursziel: 190 Euro. Die Commerzbank sieht mit einem Kursziel von 218 Euro sogar noch mehr Potential. Die Privatbank Berenberg präsentiert sich vorsichtiger. Sie sieht das Adidas-Papier bei 176 Euro. Analystin Zuzanna Pusz ist dennoch von einer anhaltend positiven Unternehmensentwicklung überzeugt. Adidas sollte davon profitieren, dass sich der Sportartikel-Sektor auf dem chinesischen Markt besonders stark entwickle, schrieb sie in einer Studie.

Für den deutschen Branchen-Krösus läuft es eigentlich nur an einem Ort mehr schlecht als recht. Und das ist ausgerechnet Russland, das WM-Gastgeber-Land. Ein herausforderndes Konsumklima infolge einer schwachen Wirtschaftsentwicklung sowie Geschäftsschließungen hätten hier im ersten Quartal 2017 zu einem Umsatzrückgang um zehn Prozent geführt, schreibt die DZ-Bank.

Nike – Kurserholung in Sichtweite?

Im Vergleich zu dem Kursfeuerwerk, das Adidas über die letzten Jahre abbrannte, und auch im Vergleich zu den Wachstumszahlen des deutschen Konzerns, hatte Nike in der näheren Vergangenheit nicht viele Glanzlichter zu bieten. Der US-Konzern ist mit einem Jahresumsatz von 32,4 Milliarden Euro 2016 zwar weiterhin der mit Abstand größte Sportartikelhersteller der Welt, doch was die Dynamik anbelangt ist man von Adidas inzwischen überholt worden. Und der deutsche Konzern wie auch US-Konkurrent Under Armour gewinnen immer mehr Marktanteile.

An der Börse lief es dementsprechend überhaupt nicht. Zu groß schien die Angst der Anleger vor weiteren Marktanteilsverlusten. Seit dem Rekordhoch aus dem November 2015 in Höhe von 67,16 US-Dollar pro Anteilsschein ging es kontinuierlich bergab. Mitte Juni erreichte der Kurs mit 51,10 Dollar seinen vorläufigen Tiefpunkt. Anschließend erholte sich die Aktie leicht und sprang wieder rauf auf 53,21 Dollar. Als Anteilseigner dürfte man da sicher ab und an mit neidischem Blick in Richtung Adidas-Papier geschaut haben.

Nun aber überraschte Nike am Donnerstag mit sehr guten Zahlen für das abgelaufene vierte Geschäftsquartal. So konnte der Sport-Konzern seinen Umsatz um 5,3 Prozent auf 8,7 Milliarden US-Dollar und seinen Gewinn um 19 Prozent auf gut eine Milliarde Dollar steigern. Schlechte Zahlen klingen anders. Und vor allem übertraf man damit die Erwartungen einiger Analysten.  Die Nike-Aktie stieg in der Folge um knapp sieben Prozent auf 49,70 Euro. In erster Linie hatte das gut laufende Geschäft in China und den Schwellenländern das Quartalsergebnis so positiv gestalten können.

Und es könnte weiter aufwärts gehen. Denn Nike reagiert auf die im Vergleich zu Adidas vor allem auf dem US-Markt schwache Dynamik. Im vergangenen Quartal erzielte man dort einen Umsatz in Höhe von 3,75 Milliarden Euro, nur wenig mehr als in den drei Monaten zuvor. Weltweit sollen über 1.400 Stellen abgebaut und die Zahl der Geschäftsfelder verkleinert werden. Zudem sollen Produktionszeiten gesenkt und die Zahl der Schuhmodelle drastisch verringert werden. Ähnlich vielversprechend klingt eine mögliche Nike-Amazon-Kooperation. Die Investmentbank Goldman-Sachs hatte zuletzt die Spekulationen um eine Zusammenarbeit der beiden Schwergewichte mit einer Meldung, dass jene kurz bevorstehe, kräftig angeheizt. Der Sport-Konzern mit Sitz im US-amerikanischen Beaverton hatte unlängst angekündigt in Zukunft verstärkt auf den Direktvertrieb über das Internet setzen zu wollen, um sowohl die Kundenbindung zu verstärken als auch die Margen zu erhöhen. Sollte ein Exklusiv-Deal mit Amazon Realität werden, wäre das eine deutliche Ansage an die Konkurrenz. Analystin Lindsay Drucker Mann geht davon aus, dass Nike durch den Deal zwischen 300 und 500 Millionen US-Dollar mehr Umsatz im Jahr generieren könnte.

Die Goldman-Sachs-Analystin hatte den Zahlen für das vierte Geschäftsquartal bereits optimistisch entgegen gesehen und  ihr Kursziel demzufolge bei 62 Dollar gesetzt. Zuversichtlich in Bezug auf den Quartalsbericht war mit einem Kursziel in Höhe von 70 Dollar auch Corinna Freedman, Analystin bei Berenberg. Ihr Fokus liege allerdings auf dem Ausblick für das neue Geschäftsjahr, schreibt Freedman. Am Markt, so schätzt sie, dürfte bereits mit Zielen unter den momentanen Konsensschätzungen gerechnet werden. Dagegen seien die neuen Nike-Produkte recht vielversprechend.

Fazit

Glaubt man der Mehrheit von Experten und Analysten steckt in beiden Aktien das Potential für eine WM-Rally. An die Wachstumszahlen von Adidas wird Nike aber wohl erst einmal nicht rankommen. Dafür ist die Aktie der US-Amerikaner nach dem Abwärtstrend der letzten eineinhalb Jahre günstig bewertet. Das Adidas-Papier dagegen hat in der näheren Vergangenheit eine beeindruckende Rally hingelegt. Viele Erwartungen könnten schon im Kurs enthalten sein. Im Zuge der positiven Nike-Quartalszahlen stieg aber auch dieser um mehr als drei Prozent. Die Adidas Aktie führte so klar den deutschen Leitindex an. Puma und Under Armour profitierten ebenfalls und legten um 1,3 beziehungsweise 1,7 Prozent zu. Eines dürfte klar sein: Für Anleger und Aktionäre wird das Duell zwischen Adidas und Nike ähnlich spannend wie die Frage wer am 15. Juli 2018 zum neuen Fußball-Weltmeister gekürt wird. OG