Französischer Ölkonzern: Total ungewiss
Die großen Ölkonzerne haben ihre Quartalszahlen veröffentlicht und teils mit guten Ergebnissen überrascht. Ein Konzern war bei dieser Entwicklung allerdings Total - außen vor. Für die Franzosen folgten auf den tragischen Unfalltod des Geschäftsführers nun auch noch schwache Quartalszahlen, der Ausblick auf das Schlussviertel ist noch trüber. Für die Total-Aktie ging es zuletzt trotzdem wieder bergauf.
Die großen Ölkonzerne haben ihre Quartalszahlen veröffentlicht und teils mit guten Ergebnissen überrascht. Ein Konzern war bei dieser Entwicklung allerdings Total - außen vor. Für die Franzosen folgten auf den tragischen Unfalltod des Geschäftsführers nun auch noch schwache Quartalszahlen, der Ausblick auf das Schlussviertel ist noch trüber. Für die Total-Aktie ging es zuletzt trotzdem wieder bergauf.
Obwohl der Ölpreis seit Monaten fällt, stiegen die Gewinne bei Unternehmen wie ExxonMobil und Chevron. Anders bei Total: Die Ergebnisse des dritten Quartals, die der französische Mineralölkonzern am vergangenen Mittwoch verkündete, waren relativ enttäuschend. Der sinkende Ölpreis erwischte Total kalt. Während die Mitbewerber zulegten, vermelden die Franzosen einen Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 183,6 Milliarden US-Dollar. Auch den Gewinn zog es nach unten: Während er im Vorjahreszeitraum noch bei knapp 3,7 Milliarden Dollar lag, waren es heuer nur noch 3,5 Milliarden.
Damit lag Total zwar noch leicht über den teils negativeren Schätzungen, doch der Einfluss des sinkenden Ölpreises ist deutlich zu erkennen. Der französische Konzern mit Sitz in Paris zählt Förderung, Raffination, Transport und Marketing von Öl und Gas zu seinen Aufgaben. Knapp 100.000 Mitarbeiter sind in über 130 Ländern für das Unternehmen tätig. Die Förderung sowie Gas- und Stromproduktion gehören dem Segment „Upstream“ an, das laut Quartalsbericht unter dem niedrigen Preis des Nordseeöls Brent gelitten haben soll.
Dafür verweist Total auf die gute Performance seines Segments „Refining & Chemicals“: Mit einem Anstieg des bereinigten Ergebnisses um 70 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2013 konnte es die Schwäche der Upstream-Abteilung größtenteils aufwiegen. Außerdem verweist das Unternehmen auf eine erfolgreiche Umstrukturierung. Der neue Geschäftsführer bei Total, der vor knapp zwei Wochen als Nachfolger des so tragisch wie spektakulär verunglückten Christophe de Margerie vorgestellt wurde, heißt Patrick Pouyanné.
Er kommt aus ebenjener „Refining & Chemicals“-Abteilung und wird, wie französische Medien berichten, von Konzernmitarbeitern als furchtlos, vital und sehr intuitiv beschrieben. Gleichzeitig sei er bisweilen aufbrausend, ein Draufgänger, Charakterkopf und Macher. In seiner Rolle als Spartenleiter hat er in diesem Jahr dafür gesorgt, dass Total sich reibungslos vom Klebstoffhersteller Bostik trennen kann: Das Chemieunternehmen Arkema hat ein Angebot vorgelegt. Damit könnte Total sich neuen finanziellen Spielraum verschaffen und den Cashflow verbessern, wie zuletzt einige Anteilseigner gefordert hatten. Vorgesehen ist bis 2017 eine Summe von etwa 15 Milliarden Dollar.
Neue Konzernleitung setzt Sparkurs fort
Die Konzernleitung muss Pouyanné zunächst mit einem altgedienten Total-Manager teilen: Thierry Desmarest wurde zum Interimspräsidenten auserkoren. Bevor Patrick Poyanné die beiden Posten wie sein Vorgänger de Margerie in seiner Person vereinen kann, setzt Total also auf eine „Tandem-Lösung“. Nach der Übergabe des Amtes will Desmarest sich zur Ruhe setzen. Bis dahin wollen die beiden Manager ihrem Konzern einen Sparkurs verordnen, wie er bereits in den letzten Monaten als Reaktion auf den Ölpreisverfall ausgerufen worden war.
Für das letzte Quartal dieses Geschäftsjahres erwartet Total eine andauernde Krise seines Ölgeschäftes und rechnet damit, dass die Situation sich auch noch verschlimmern könnte. Die Investitionen sollen gemäßigt, zweitrangige Aktiva verkauft werden. Die Dividende lag im dritten Quartal bei 61 Cent, was den Erwartungen der Analysten entsprach.
Der Blick auf die internationale Konkurrent dürfte so manchen Verantwortlichen bei Total jedoch frustrieren: Zwar mussten auch andere europäische Konzerne wie BP und Statoil Rückgänge ihrer Gewinne einstecken, aber ausgerechnet die Nummer eins der Branche, ExxonMobil aus den USA, trotzte dem sinkenden Ölpreis und steigerte ihren Gewinn. Bei Verarbeitung und Verkauf von Rohöl ist der Rohstoffpreis nämlich ein Kostenfaktor, und genau in diesem Bereich lief es bei Exxon und auch bei Chevron hervorragend. Im Fördergeschäft hingegen mussten auch die beiden amerikanischen Öl-Multis ordentlich zurückstecken.
Gemischte Gefühle bei den Analysten
Auf die Fortsetzung des Sparkurses und die wie erwartet ausgefallene Dividende reagierten die Investoren an den Börsen wohlwollend. Zuletzt legte die Aktie an der Pariser Euronext-Börse um knapp drei Euro zu und setzte damit einen leichten Aufwärtstrend der vorigen Woche fort. Die Aktienanalysten sehen in dem Papier, das derzeit bei etwas mehr als 47 Euro dotiert, unterschiedliche Potentiale: Während die Schweizer Großbank UBS das Kursziel von 55 Euro und die Einstufung „Buy“ behielt, senkte Goldman Sachs seine Prognose von 52 auf 48 Euro.
Die US-Investmentbank beließ die Total-Aktie jedoch auf „neutral“. Analyst Clive Roberts von S&P Capital IQ kürzte die Gewinnschätzungen je Aktie für 2014 und 2015. Langfristig stehen für Total aber ganz andere Herausforderungen auf dem Plan: Während geopolitische Krisen immer einen Einfluss auf’s Geschäft haben können, dürften auch neue Technologien wie das Fracking zunehmenden Einfluss auf den Ölpreis nehmen und die Branche in Atem halten. Allzu lange sollte sich Total mit seinen Investitionen wohl nicht zurückhalten, auch wenn der vorübergehende Sparkurs gut tun dürfte. Dominierendes Element des Geschäfts bleibt: Die Ungewissheit.