Mit Windows 10 zurück in die Erfolgsspur?
Das neue Softwareprogramm Windows 10 lässt viele Anleger auf satte Kursgewinne hoffen, doch die schwierigen Zeiten mit der desaströsen Nokia-Übernahme und der Umstrukturierung des Unternehmens haben ihre Spuren hinterlassen: höchster Quartalsverlust der Unternehmensgeschichte! Findet Microsoft mit dem neuen Betriebssystem wieder zurück in die Erfolgsspur?
Das neue Softwareprogramm Windows 10 lässt viele Anleger auf satte Kursgewinne hoffen, doch die schwierigen Zeiten mit der desaströsen Nokia-Übernahme und der Umstrukturierung des Unternehmens haben ihre Spuren hinterlassen: höchster Quartalsverlust der Unternehmensgeschichte! Findet Microsoft mit dem neuen Betriebssystem wieder zurück in die Erfolgsspur?
Microsoft startet in dieser Woche einen Großangriff. Mit dem Erscheinen des neuen Betriebssystems Windows 10 soll die schlechte Stimmung der Anleger und Nutzer wieder ins Positive drehen. Eine der größten Werbekampagnen der Welt soll das Programm milliardenfach unters globale Volk bringen. Dass das klappt, scheint sicher, denn heute laufen nach wie vor mehr als 90 Prozent aller Computer mit Windows-Betriebssystemen, aber reicht das wirklich aus? Das Hauptgeschäft in der Zukunft scheint sich eher um Smartphones und Tablets zu drehen. Hier ist Microsoft weit hinter der Konkurrenz von Google und Apple zurück.
Microsoft läuft, so sehen es viele Analysten, dem mobilen Zeitgeist hinterher. Der Versuch, mit dem Kauf von Nokia in der Sparte der mobilen Geräte Fuß zu fassen, ist spektakulär gescheitert und kostete die US-Amerikaner knapp acht Milliarden Dollar. Die meisten anderen Unternehmen wären an einer derartigen Fehlinvestition zugrundegegangen. Nicht so Microsoft. Hier hinterließ das Desaster bloß ein paar Kratzer in der Bilanz – und Zweifel beim Anlegervertrauen. Doch die sind inzwischen erheblich. Dies dürfte der Hauptgrund sein, warum die Aktie seit einem Jahr um Kurse von 45 Dollar dümpelt.
Auch die Quartalszahlen von letzter Woche ließen viele Anleger zweifeln, denn Microsoft musste den größten Verlust in der Unternehmensgeschichte einstecken. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Redmont (Washington State) erwirtschaftete im abgelaufenen Quartal unter dem Strich einen Verlust von 3,2 Milliarden US-Dollar. Einen wichtiger Grund für diese Zahlen, war die astronomisch teure Abschreibung die aus dem gescheiterten Nokia Kauf hervorgingen. Interpretiert man diese Zahlen sieht man allerdings auch, das ohne die im Vorhinein angekündigte Nokia Abschreibung, die Microsoft Quartalszahlen durchaus erfreulich sind. Gerade die Surface-Geräte bereiten dem Unternehmen viel Freude, allein sie konnten den Umsatz um 117 Prozent auf 888 Milliarden Dollar steigern. Trotzdem sank der Quartalsumsatz im Jahresvergleich um rund fünf Prozent auf 22,2 Milliarden Dollar. Ein wesentlicher Grund dafür ist der starke US-Dollar, der die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in die US-Währung verringert.
Um Kosten zu sparen, hat Microsoft schon im Vorjahr angekündigt, das Unternehmen zu restrukturieren, was mit dem Abbau von rund 18.000 Stellen verbunden sein soll. Dies sind bei 128.000 Mitarbeitern immerhin knapp 15 Prozent der Belegschaft. CEO Satya Nadella kündigte in einer Email an die Mitarbeiter an, er würde auch in Zukunft harte Entscheidungen treffen müssen. Doch schon die vergangene Woche lässt Anleger wieder auf bessere Zeiten hoffen. Getrieben durch die Ankündigung von Windows 10 gab es seit Dienstag einem Kursgewinn von knapp fünf Prozent in nur vier Tagen, was einem Buchgewinn von 17,5 Milliarden US-Dollar entspricht. 19 verschiedene Wall Street Analysten unter der Leitung von „Zacks Research“ sehen das kurzfristige Kursziel bei 49 Dollar und somit rund drei Dollar höher als der momentane Kurs. Auch Analysten der UBS AG stufen die Microsoft Aktien auf „Buy“ ein, allerdings mit einem Kursziel von 52 Dollar damit nochmals deutlich höher.
Grund für den neuen Optimismus könnte neben Windows 10 auch die Umsatzerwartung sein. Microsoft steigert seit der Gründung 1975 durch Bill Gates und Paul Allen fast ausnahmslos jährlich den Umsatz. Die Umsatzprognosen für 2015 liegen bei gut 93 Milliarden Dollar gegenüber einem Vorjahreswert von 86 Milliarden – so hoch wie noch nie. Vor allem die gute und konstant steigende Dividendenrendite ist für Anleger sehr erfreulich. Sie liegt derzeit bei 2,74 Prozent. Viele Anleger könnte das vergleichsweise hohe Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV) in 2015 von rund 30 abschrecken. Doch aufgrund der erwarteten Gewinnentwicklung für die nächsten Jahre soll das KGV in 2016 auf nur 14 sinken. Das ist wiederum eher ein Argument für den Kauf des Papiers.
Die Zahlen steigen also – nach wie vor. Dass Microsoft aber ausgerechnet mit Windows 10 die Umsätze und Gewinne steigern könnte, klingt auf den ersten Blick etwas paradox, denn das Betriebssystem ist das erste, das Microsoft kostenlos abgibt. Schon in den ersten 24 Stunden wurde es weltweit 14 Millionen Mal installiert. Das Unternehmen gibt als Ziel eine Milliarde Geräte vor, auf denen das Betriebssystem bis 2018 laufen soll. Microsoft stellt damit die Strategie, nach der Softwareversionen entwickelt und verkauft werden soll, grundlegend um. Windows 10 soll das letzte System für lange Zeit gewesen sein und ist für die Nutzer tatsächlich kostenlos – in seiner Grundversion. Geld verdienen will Microsoft dann mit dem Verkauf von neuen Funktionen und Add-Ons rund um Windows 10.
Vor allem das Cloud-Geschäft und das Verkaufen von Speicherplätzen soll Microsoft dabei in der nahen Zukunft große Summen in die Taschen spülen. Aber auch mit der Tatsache, dass Windows 10 auf allen Geräten läuft – sowohl am PC als auch auf dem Smartphone – verspricht sich der Konzern einen größeren Marktanteil, gerade in der stark gebeutelten Smartphone-Branche. Über diesen Hebel wollen die Marktführer für PC-Betriebssysteme ihren Erfolg und somit auch neue, hohe Umsätze in die nächsten Jahre herüberretten. Ob dieses Konzept aufgeht, wird sich in nächster Zeit zeigen. Es ist ein Wagnis, das Satya Nadella eingehen muss. Aber nicht zuletzt die kostenlosen Betriebssysteme der Konkurrenz zwingen Microsoft zu diesem Schritt.
Bill Gates, dem heute noch rund vier Prozent des Unternehmens gehören und der somit bei einer Marktkapitalisierung von rund 350 Milliarden mit umgerechnet etwa 14 Milliarden bei Microsoft im Boot ist, wusste schon von Anfang an, was der Fokus seines Unternehmens sein sollte: „Als Paul Allen und ich Microsoft vor über 30 Jahren gründeten, hatten wir einen großen Traum: Software“. Ob diese Aussicht auch für Anleger wieder traumhaft wird, hängt wesentlich von Windows 10 ab.
VAL