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Wenn der Käfer nicht mehr läuft

Die Porsche-Holding hat ein Problem: VW. Die neuesten Zahlen zeigen das Hauptproblem des Konzerns erbarmungslos: Die Kernmarke VW hängt wie ein Klotz am Bein von Premiummarken wie Porsche. Doch ein Umbruch lässt auf sich warten.

BÖRSE am Sonntag

Die Porsche-Holding hat ein Problem: VW. Die neuesten Zahlen zeigen das Hauptproblem des Konzerns erbarmungslos: Die Kernmarke VW hängt wie ein Klotz am Bein von Premiummarken wie Porsche. Doch ein Umbruch lässt auf sich warten.

Die diesjährige Jahreshauptversammlung der Porsche Holding stand ganz im Zeichen des Streits zwischen VW- und Porsche-Chef Martin Winterkorn sowie dem erst jüngst aus dem Aufsichtsrat von VW zurückgetretenen Patriarch Ferdinand Piëch. Doch der Showdown blieb aus. Denn Piëch selbst blieb der Versammlung überraschend fern. Er hatte seine Stimmrechte einem Vertrauten übergeben. Es wäre das erste Mal gewesen, dass Winterkorn und Piëch sich seit dessen Rücktritt begegnet wären.

Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE ist das Dach des VW-Konzerns. In ihr haben die Familien  Porsche und Piëch ihre Anteile an dem Volkswagenkonzern gebündelt. Zusammen halten sie 50,7 Prozent der VW-Stammaktien – und damit eine hauchdünne Mehrheit. Die Holding selbst ist ein reines Verwaltungskonstrukt mit 32 Mitarbeitern. Mit der eigentlichen Premiummarke Porsche hat die Gesellschaft wenig zu tun. Der Sportwagenbauer ist seit der gescheiterten Übernahme im Jahr 2009 Teil des VW-Imperiums und damit zwei Hierarchieebenen unter dem Mehrheitseigentümer Porsche SE. Ihren Gewinn schöpft die Holding hauptsächlich aus den Dividenden der VW-Aktien. Waren dies im vergangenen Jahr mehr als drei Milliarden Euro, konnten in dem ersten Quartal 2015 bereits 870 Millionen Euro eingefahren werden.

Die guten Zahlen täuschen. Die eine Woche zuvor veröffentlichten Zahlen des VW-Konzerns haben die altbekannten Schwächen offenbart. So erhöhte sich der Betriebsgewinn des Autobauers zwar überraschend stark um fast 20 Prozent. Doch während die Premiummarke Audi und der Sportwagenhersteller Porsche als Zugpferde fast zwei Drittel des operativen Ergebnisses einfuhren, bleibt die Kernmarke VW weiterhin das Sorgenkind des Konzerns. Zwar konnte man im ersten Quartal beim Betriebsgewinn einen Zuwachs von 16,8 Prozent einfahren, doch die operative Marge blieb bei glatt Prozent – zu mager. Damit zeigt das Sparprogramm von Winterkorn erste zarte Erfolge, das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die VW-Marke vor weiteren Umbrüchen steht, will man den Dauerkonkurrenten Toyota von der Weltspitze verdrängen.

Die niedrige Marge der Kernmarke galt im Führungsstreit als eine der Hauptkritikpunkte von Piëch an Winterkorn. Daher wird die weitere Entwicklung in diesem Bereich nur umso genauer beobachtet werden. Offen bleibt dabei weiterhin, wer Piëch beim VW-Konzern nun an der Spitze des Aufsichtsrats beerbt. Spätesten bis zur Automobilmesse IAA soll ein Nachfolger gefunden werden. Am wahrscheinlichsten gilt derzeit eine betriebsinterne Lösung mit Winterkorn selbst. Doch die Frage bleibt, ob auf diese Weise die Probleme bei der Kernmarke gelöst werden können.

Eines ist inzwischen aber klar: Patriarch Piëch wird sich nicht vollständig zurückziehen. Er besitzt immer noch knapp 13 Prozent der Porsche SE Stammaktien, sitzt dort auch im Aufsichtsrat. Und entgegen aller Gerüchte im Vorfeld deutet derzeit alles darauf hin, dass Piëch weder die Anteile noch den Posten aufgeben wird.

RS