Warten auf die Zinserhöhung
Kurz vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed trimmen internationale Großanleger ihre Portfolios auf die Zinswende in Übersee: Ihre Liquiditätsquote haben die Fondsmanager hochgefahren auf überdurchschnittliche 5,2 Prozent nach 4,9 Prozent im November. Die Märkte warten gespannt. Aber ist wirklich klar, was passieren wird?
Kurz vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed trimmen internationale Großanleger ihre Portfolios auf die Zinswende in Übersee: Ihre Liquiditätsquote haben die Fondsmanager hochgefahren auf überdurchschnittliche 5,2 Prozent nach 4,9 Prozent im November. Anleihen, deren Kurse typischerweise bei steigenden Zinsen leiden, haben sie weiter zurückgefahren. Die Aktienquote der Geldmanager bleibt dagegen hoch.
All dies deutet auf einen Zinschritt der Fed am heutigen Abend. Doch ein Rest an zweifeln bleibt: 74 Prozent der Analysrten, so schätzt das Handelsblatt, rechnen fest mit eeiner Zinsanhebung. Das ist angesichts der Marktlage und dem Verhalten der Märkte erstaunlich wenig. Franck Dixmier, Globaler Anleihenchef von Allianz Global Investors, gehört zu denen, die mit der anhebung rechnene. Er entwirftt folgendes Szenario: „Wir erwarten, dass die Fed noch am heutigen 16. Dezember eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte (Bp.) bekannt geben wird. Diese Erwartung wird an den Finanzmärkten geteilt. Sie würde ein ‚begründetes Vertrauen’ der Mehrheit der US-Notenbanker in die Beschäftigungslage und die Aussichten auf eine mittelfristige Rückkehr der Inflation zur Zielmarke von zwei Prozent widerspiegeln."
Dixmier und seine Kollegen gehen jedoch davon aus, dass diese Entscheidung von einem sehr „dovishen“ und pragmatischen Statement von US-Notenbank-Chefin Janet Yellen hinsichtlich des Tempos künftiger Zinserhöhungsschritte und des finalen Niveaus der Fed Funds Rate begleitet sein wird. Dixmier dazu: „Angesichts der bestehenden Unsicherheit über die kurzfristige Inflationsentwicklung würde uns eine Abwärtsrevision der offiziellen Zinsprojektionen der Zentralbank nicht überraschen: Statt bislang vier könnten für 2016 nun nur noch drei Zinserhöhungsschritte à 25 Bp. in Aussicht gestellt werden. Denn derzeit wirken gegenläufige Kräfte auf die Inflation: Zum einen gibt es externen Deflationsdruck von Seiten der Rohstoffpreise, zum anderen internen Inflationsdruck von Seiten der Beschäftigung und der Löhne. In einem derartigen Umfeld dürfte die Fed mit einem zweiten Zinserhöhungsschritt warten, bis sich die Inflation von ihrem aktuell niedrigen Niveau erhöht hat.“
Dixmiers Kollege Martin Hochstein, Senior Strategist bei Allianz Global Investors, hat im übrigen sechs Zinsanhebungszyklen der Fed seit 1983 untersucht. Er stellt fest, dass sich in der Vergangenheit im Schnitt alle Assetklassen positiv im Umfeld von Zinserhöhungszyklen entwickelt haben. Eine Ausnahme bildete demnach lediglich der Zyklus im Jahr 1994, als die Märkte von der Fed überrascht wurden. Das deutet auf ein positives Jahresende für die Anleger hin – trotz Zinserhöhung in den USA, denn das Tempo der Geldverteuerung dürfte so gering ausfallen, dass diejenigen, die ihre Portfolios umschichten möchten, mit der Fed schritthalten können. Mit Material vom Handelsblatt