Wells Fargo: CEO Stumpf vor dem Aus?
Der Vorstandsvorsitzende von Wells Fargo, John Stumpf, wurde wegen der betrügerischen Machenschaften seiner Bank vor dem US-Senat angehört. Er kam durchaus nicht ganz freiwillig, und die Vorsitzende forderte schließlich offen seinen Rücktritt. Außerdem ermittelt die US-Justiz wegen strafrechtlicher Vergehen. Es wird eng für den Chef der Vorzeigebank, bei der zum Beispiel auch Warren Buffett stark engagiert ist.

Der Vorstandsvorsitzende von Wells Fargo, John Stumpf, wurde wegen der betrügerischen Machenschaften seiner Bank vor dem US-Senat angehört. Er kam durchaus nicht ganz freiwillig, und die Vorsitzende forderte schließlich offen seinen Rücktritt. Außerdem ermittelt die US-Justiz wegen strafrechtlicher Vergehen. Es wird eng für den Chef der Vorzeigebank, bei der zum Beispiel auch Warren Buffett stark engagiert ist.
Die Luft wird dünner für den einstigen Vorzeigemanager John Stumpf. Seit 2007 führt Stumpf bei Wells Fargo die Geschäfte als CEO und hat damit auch die turbulente Phase der Finanzkrise unbeschadet hinter sich gelassen. Doch nun steht er an einem Tiefpunkt seiner Karriere. Schuld daran sind die illegalen Geschäfte seiner Bank, die vor dem Skandal als eine der letzten Vorzeigebanken in den USA galt.
„Integrity is not a commodity. It’s the most rare and precious of personal attributes. It is the core of a person’s — and a company’s — reputation.” So steht es unter dem Namen von John Stumpf groß und breit auf der Webseite von Wells Fargo. Doch dieses hohe moralische Ziel, selbstgesteckt, wurde offenkundig mit Füßen getreten. Wie in der vergangenen Woche bekannte wurde, haben Mitarbeiter des Instituts jahrelang kostenpflichtige Konten und Kreditkarten eröffnet, ohne das die betroffenen Kunden darum gebeten hätten. Der Skandal flog erst auf, als sich Kunden über zu Unrecht erhobene Gebühren beschwerten. Auslöser für diese Geschäftspraktik waren offenbar die ambitionierten Zielvorgaben der Bank.
Die Reichweite des Skandals ist enorm: Nach Angaben der Aufsichtsbehörden wurden rund 1,5 Millionen zusätzliche Konten und 565.000 Kreditkarten illegal eröffnet. Rund 5.300 Mitarbeiter hat Wells Fargo im Zusammenhang mit dem Skandal bereits entlassen. Die Bank hat sich zudem bereit erklärt, die 2,6 Millionen Dollar illegal erworbener Gebühren an seine Kunden zurückzuzahlen. Außerdem muss die Bank 185 Millionen Dollar Strafe zahlen.
Betrug wird zum Politikum
Doch die Negativschlagzeilen reißen nicht ab. Die Verärgerung ist bei vielen wohl besonders deswegen so groß, weil Wells Fargo und ihrem CEO Stumpf anders als vielen anderen Banken in den USA noch das Saubermann-Image anhaftete. Doch das ist nun Geschichte. „Der Umfang und die Dauer des Betrugs machen mich fassungslos“, sagte demokratische Abgeordnete Sherrod Brown aus Ohio. Viele Politiker, die ohnehin dem Finanzsystem kritisch gegenüber stehen, wollen nun Köpfe rollen sehen: Und zwar den von Stumpf. Eine der vehementesten Wortführerinnen ist die Senatorin Elizabeth Warren. Sie leitete auch die Anhörung des US-Senats vor der Stumpf am Dienstag erscheinen musste. „Sie sollten zurücktreten“, hielt Warren ihm dort vor.
Stumpf versucht derweil sich zu verteidigen. Die umstrittenen Zielvorgaben im Privatkundengeschäft wurden kassiert. Zudem prüfe das Direktorium der Bank derzeit, welche Maßnahmen gegen die Führungskräfte erhoben werden und wer von den Geschehnissen in der Bank wusste. Stumpf kündigte an, sich diesem Urteil zu fügen und jede Strafe zu akzeptieren. „Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken“, so Stumpf. Doch nicht nur von dieser Seite droht dem CEO Ungemach. Medienberichten zufolge ermittelt die US-Justiz wegen möglicher strafrechtlicher Vergehen gegen Fargo Wells-Mitarbeiter.
Ohnehin ist die Debatte längst zum Politikum geworden. Hillary Clinton lobte das entschlossene Vorgehen der US-Behörden in diesem Fall ausdrücklich. Ihr Gegner Trump hat sich zwar noch nicht geäußert, will aber ebenjene Behörde wieder abschaffen. Was tief blicken lässt. Dabei war diese erst nach der Finanzkrise zur besseren Bankenaufsicht eingerichtet worden. Ob allerdings mit oder ohne Stumpf: „Integrity“ ist derzeit für Wells Fargo ein Fremdwort. Robin Schenkewitz