Wer steckt hinter dem Lieferantenstreit?
Was steckt wirklich hinter dem Lieferstreit bei VW? Die Unternehmen der Prevent-Gruppe wurden von einem Selfmade-Millionär aus Bosnien aufgebaut. Der hat dem Vernehmen nach verkauft und nun gehören die ES Automobilguss und ihre Schwesterfirma Car Trim einem Investor, einer sogenannten Heuschrecke. Auch Daimler liegt mit dieser Prevent-Gruppe im Streit. Hat jemand ein interesse daran, der deutschen Automobilindustrie zu schaden?
Was steckt wirklich hinter dem Lieferstreit bei VW? Die Unternehmen der Prevent-Gruppe wurden von einem Selfmade-Millionär aus Bosnien aufgebaut. Der hat dem Vernehmen nach verkauft und nun gehören die ES Automobilguss und ihre Schwesterfirma Car Trim einem Investor, einer sogenannten Heuschrecke. Auch Daimler liegt mit dieser Prevent-Gruppe im Streit. Hat jemand ein interesse daran, der deutschen Automobilindustrie zu schaden?
Bei VW in Wolfsburg ist zum Wochenende eine unheimliche Ruhe eingekehrt, die Golf-Produktion ist in den erzwungenen Park-Modus gegangen. Bislang waren auch Eingeweihten diese Firmen kaum geläufig: die ES Automobilguss und ihre Schwesterfirma Car Trim. Diese beiden bringen Wolfsburg und weitere Produktionsstätten aus dem Tritt. Reinhard Schlieker räsoniert.
Werksferien also bei Deutschalnds größtem Autobauer, und zwar unfreiwillig. Erinnerungen werden wach an den Konflikt, den vor Jahren zwischen Kiekert und dem Autohersteller Ford ausbrach – da gab es dann für eine Weile keine Türschlösser mehr für Ford in Köln. Da wurde bereits deutlich, was die Lagerhaltung im Lastwagen auf den deutschen Autobahnen so an Problemen mit sich bringen kann. Das Konzept, Zulieferer „just in time“ ans Band liefern zu lassen, ist vielfach ein komplexes Verfahren – da braucht es nicht einmal vergrätzte Zulieferer, die ihre Ware zurückhalten – Staus und Wetterunbill kann der Hersteller nur bis zu einem gewissen Grad puffern. Im Fall der beiden Zulieferer, die zu einem Dachunternehmen namens Prevent gehören, geht es nun um richtig viel Geld.
Mit Kurzarbeit und Produktionsstopps in mehreren Werken kommen Belastungen auf VW zu, die der Konzern gerade nicht brauchen kann, die Diesel-Abgas-Affäre drückt die Marge ohnehin schon, und dass nun keine VW Golf mehr vom Band rollen, weil das Getriebegehäuse nicht mehr eintrifft, ist beim nicht allzu margenstarken Kernprodukt ein Desaster. Auch der Passat läuft nicht mehr, weil Sitzbezüge nicht mehr eintreffen. Eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Braunschweig beachteten die sächsischen Lieferer nicht – am 31. August geht es nun also erneut vor Gericht zur Verhandlung über den Widerspruch der Prevent-Gruppe. Warum genau die Streitigkeiten ausbrachen, will keine Seite präzisieren – ein nicht zustande gekommenes Projekt sei der Stein des Anstoßes – mehr will niemand sagen.
Die Ungewissheit, wie lange nun mit Ausfällen zu rechnen ist, beunruhigt inzwischen auch die Kunden und mit ihnen die Autohändler, die sich kaum ausreichend informiert fühlen. Der Showdown könnte nun also bevorstehen: Es wäre bestimmt mit einigem Unterhaltungswert versehen, den mächtigen VW-Konzern mit Polizei und Gerichtsvollzieher in Sachsen zu erleben, wie man bei den beiden mittelständischen unter Einsatz von Durchsuchung und Beschlagnahme Getriebegehäuse und Sitzpolsterungen nach Wolfsburg oder Emden schafft. Die Firmen Car Trim und ES Guss könnten sich aber wehren – und womöglich die Teile bei den ausländischen Töchtern verstecken. Nichts ist unmöglich.