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Westlicher Konsum und Arabische Wirtschaft

Der Islam ist ein System, das von der Religion ausgehend das ganze soziale Gefüge einer Gesellschaft beansprucht. Dazu gehört auch die Wirtschaft. Dieser Anspruch ist längst Alltagsrealität in Deutschland. Eine Reaktion darauf wird uns nicht erspart bleiben.

BÖRSE am Sonntag

Der Islam ist ein System, das von der Religion ausgehend das ganze soziale Gefüge einer Gesellschaft beansprucht. Dazu gehört auch die Wirtschaft. Dieser Anspruch ist längst Alltagsrealität in Deutschland. Eine Reaktion darauf wird uns nicht erspart bleiben.

Markenbindung ist ein wahrer Zauber. Jeder kennt das. Der Autor dieser Zeilen zum Beispiel läuft mit Schuhen, die drei Streifen haben, durch den Park, und er wird niemals die Marke wechseln. Und als er noch Anzüge von der Stange kaufte, war natürlich ein Boss das Maß der Dinge. Eine Kamera, eine Tasche aus edlem Leder, ein schweres Schreibgerät – ach, ist es nicht schick, mit Emirates für ein paar hundert Euro in ein sonniges Land zu fliegen, in dem es sehr exotisch ist, weil alle Frauen so schön verschleiert sind und in dem sich ein Konsumtempel an den nächsten reiht?

Klar, superschick! Die Skyline beeindruckt, nachts glitzert die Stadt, von oben betrachtet, wie ein Märchen aus 1001 Nacht – die Einkaufstempel am hellsten. Die Kamele sind tagsüber willkommene exotische Staffage, und die Treter mit den drei Streifen sind nicht einmal halb so teuer! Der Flug hat sich rein rechnerisch mehr als amortisiert – wenn nur die Einkaufstüten groß genug sind. Doch was steckt hinter all dem Konsum? Werfen wir rechtzeitig zu Ostern, wenn Geschenke gekauft und Flugreisen angetreten werden, einen Blick auf die einige Hintergründe.

Die westliche Gesellschaft definiert sich selbst als „frei“, womit die völlige Freiheit der Entfaltung in persönlicher Hinsicht gemeint ist – solange dadurch nicht die Interessen oder Gefühle Anderer beeinträchtigt werden. Die verbindlichen Regeln sind auf ein Minimum beschränkt. Der durch das Christentum geprägte Begriff der Nächstenliebe sorgt, inzwischen in eine umfangreiche Sozialgesetzgebung umformuliert, für einen wirksamen Schutz der Schwächeren.

Das Abendland mit seinem ökonomischen Erfahrungsschatz

Nach diesem Gesellschaftsmodell ist auch unser wirtschaftliches System geformt. Es gilt die freie Entfaltung am Markt, das Recht Firmen zu gründen, in Wettbewerb zu treten – solange dies fair geschieht und nicht Kartelle zulasten der Verbraucher oder anderer Unternehmen gebildet werden. Die verbindlichen Regeln sind auf ein Minimum beschränkt, und der speziell bei Calvin, aber auch bei Luther finden sich Regeln, die heute unser Wirtschaftsrecht prägen, von der katholischen Kirche hat der Westen überliefert bekommen, was schon bei den Römern bekannt war: dass wirtschaftliches Handeln letztlich weltumspannend ist. Große Bankiersdynastien wie die Loitz, die Fugger und später die Rothschild trieben schon ab dem ausgehenden Mittelalter die Erforschung und Nutzbarmachung vieler Ressourcen aus der ganzen Welt maßgeblich voran. Das ist die Grundlage des Reichtums der westlichen Welt.

Wer in den Sommermonaten durch München geht, bemerkt eine offenkundige Freude am Konsum, den viele augenscheinlich steinreiche Menschen aus dem arabischen Raum zur Schau stellen. Doch das Ausgeben von vorhandenem Geld und unternehmerisches Handeln sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn es in Saudi-Arabien Privatgaragen gibt, in denen 300 Nobelkarossen aus europäischer Produktion stehen, dann darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sehr viele der Menschen, die der Lehre des Koran folgen, haben bislang kein Mittel gefunden, um mit dem innovativen, gewinnorientierten und zu gleich sozialen Denken, das dem westlichen Wirtschaftssystem zugrunde liegt, zu konkurrieren.

Wirtschaftstheorie und arabische Airlines

Es gibt natürlich einen großen Unterschied zwischen den theoretischen Ansprüchen und praktischer Durchsetzung. Kann denn diese Offenbarung, in der auch Mordaufrufe an Andersgläubigen ihren Platz haben, überhaupt gegen die Werte des freien Denkens, einer freien Gesellschaft, einer freien Wirtschaft konkurrieren? Oh ja, diese Offenbarung kann das. Aber nur, wenn viel, viel Bargeld oder Milliarden auf Bankkonten im Spiel sind. Nehmen wir nur das Beispiel der arabischen Fluglinien Emirates, Etihad und Qatar Airways, die in den Saudi-Arabien benachbarten Emiraten beheimatet sind und mit denen man so hübsch zu den arabischen Konsumtempel gondeln kann.

Die arabischen Airlines sind in den Heimatländern weitgehend steuerbefreit und machen der deutschen Lufthansa, aber auch anderen europäischen sowie der amerikanischen Airlines auf eine Weise Konkurrenz, die mit westlichen Augen als höchst unfair zu betrachten ist. Nach den im Koran niedergelegten Moralvorstellungen ist das dagegen völlig unkritisch. Wenn die Araber aufgrund von Subventionen unfair unterbieten können, ist das Allahs Wille – basta.

Wohin geht das Geld?

Die Arabischen Emirate sind Saudi-Arabien nicht nur benachbart, sie sind in jeder Hinsicht abhängig. Nicht zuletzt finanziell. Wer in Dubai oder Doha groß einkauft, muss sich fragen, ob die Gewinne daraus nicht in Saudi-Arabien landen. Was ja an sich kein Problem wäre, wenn dieses Land von einer mittelalterlich anmutenden Autokratenfamilie regiert würde. Dass diese Familie hunderte von Menschen willkürlich köpfen und aufhängen lässt, müsste uns nicht interessieren. Sogar die saudischen Milliarden, mit denen die Terrororganisation Islamischer Staat unterstützt wird, könnten uns kalt lassen – falls uns das noch ruhig schlafen lässt. Viel Freude jedenfalls beim Einkauf!

Gewiss, auch im christlichen Kontext ist die Freiheit häufig nicht ungestört, sie ist aber das prägende Ideal. Und sie bleibt es. Die westlichen Gesellschaften halten dieses Ideal sehr hoch – von der TUI-Reise bis zum Kauf eines BMW, ganz zu schweigen von Zigaretten, die die „große Freiheit“ versprechen. Nun wird auch ein wenig klarer, weswegen die muslimischen Terroristen Wirtschaftszentren und Verkehrswege angreifen. Vom World Trade Center in New York bis zum Flughafen Zaventem in Brüssel spannt sich der Bogen. Auch wenn dies natürlich Teil eines komplexen Bildes ist, in dem auch Öl, Geostrategie und multipolare Konflikte einen großen Anteil haben: die direkte, wenn auch klandestine Verbindung von der riesigen, mehrstöckigen Shopping Mall in Dubai bis zur großen Abflughalle im Flughafen in Brüssel – sie ist unübersehbar.

Diese Kolumne ist eine Kurzversion des Textes "Westlicher Konsum und Islamischer Staat", der auf dem Portal www.theeuropean.de erschienen ist. Alle Hintergründe lesen Sie ungekürzt unter www.theeuropean.de/sebastian-sigler/10828-hintergruende-des-bruesseler-terrors.

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