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Wie stark sind die deutschen Aktien?

Die weltweiten Börsen kommen nicht zur Ruhe. Der Dax kann allerdings mit einem Plus von 4,7 Prozent seine gestrigen Tagesverluste fast genau egalisieren. Dazu könnte ein überraschender Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex beitragen. Doch die Vorgaben aus Asien sind alles andere als beruhigend, und auch die Rohstoffmärkte sind heftigen Schwankungen ausgesetzt.

BÖRSE am Sonntag

Der Ifo-Geschäftsklima-Index ist im August im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 108,3 Zähler gestiegen. Dieser Anstieg kam eher überraschend; die Mehrzahl der Experten hatte mit einem Rückgang gerechnet. Die Optimisten bekommen, so deutet es sich an, leichten Auftrieb. „Zweifellos befinden wir uns in einer kräftigen Korrektur“, erklärt Dr. Stephan Ullrich, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. „Ausgelöst von Wachstumssorgen in der Volksrepublik China preist der Markt eine globale Rezession ein. Ich halte die Ängste um eine globale Rezession aber für übertrieben. Die USA wachsen solide mit gut zwei Prozent, Europa mit etwa 1,5 Prozent. Und auch China sollte trotz aller Probleme um Demographie, steigende Löhne und Schulden aufgrund massiver Infrastruktur- und Bauinvestitionen nicht in eine dauerhafte Krise abrutschen.“

Alle Werte im Dax leuchten schon am Morgen grün auf. Dann entspann sich ein umgekehrtes Szenario zum gestrigen Tag - "turnaround-Tuesday" folgte auf "black Monday", fast wie im Lehrbuch. Zu den größten Gewinnern zählten zuletzt Infineon, die fast zeh Prozent zulegten. Dicht gefolgt von Telekom, Deutsche Bank, Daimler und BMW, alles deutsche Blue Chips, alle mit Zuschlägen von rund sechs Prozent und dicht gefolgt von den Papieren von Volkswagen mit einem Plus von 5,9 Prozent - und dies bei hohen Umsätzen. Angesichts des starken Engagements von Volkswagen in China – 65 Milliarden Euro Jahresumsatz bei 202 Milliarden Konzernumsatz – ist der Kursgewinn der Wolfsburger ein besonders hoffnungsvolles Zeichen.

Weltweit sind die Gewitterwolken über den Börsen aber weiterhin pechschwarz. Es ist die Frage, ob und wie sich der DAX diesem Trend entziehen kann. Der chinesische Shanghai Composite jedenfalls rutschte nach einem Minus von 8,5 Prozent heute um weitere acht Prozent ins Negative auf 2954 Punkte. Das belastete auch die Aktienmärkte in Japan. Der Nikkei schloss satte vier Prozent tiefer auf 17.807 Punkten. Auch in New York gingen die Kurse auf Talfahrt. Der Dow Jones schloss 3,6 Prozent tiefer bei 15.871 Zählern. Zwischenzeitlich lagen die Verluste bei mehr als sechs Prozent. Vorbörslich sieht es in den USA jedoch bereits etwas besser aus. Der Future auf den Dow Jones notiert mit 0,7 Prozent leicht verbessert.

Investoren äußerten sich weltweit, vor allem aber in China enttäuscht darüber, dass die Behörden in Peking trotz des Einbruchs nichts unternahmen, um die Märkte zu stützen. „Panikstimmung dominiert den Markt“, sagte Zhou Lin, Analyst bei Huatai Securities, „und ich sehe keine Anzeichen für eine sinnvolle Intervention der Regierung.“ Die Entscheidung der Pekinger Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, enttäuschte dabei auch die Anleger. Börsianer hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank die Märkte mit neuen Geldspritzen stützen würde.

Devisen und Rohstoffe in starker Bewegung

Doch nicht nur die Börsen sind ins Schlingern geraten. Auch die Devisen-, Rohstoff- und Anleihemärkte verzeichnen in dieser Woche deutliche Ab- und Zuflüsse. Heute hat sich die Lage auch an diesen Märkten wieder leicht beruhigt. Der Euro verlor am Montag zum Dollar 0,6 Prozent auf 1,1550 Dollar, in der Spitze hatte er zuvor noch bei 1,1711 Dollar gelegen. Der Bund-Future sank um 0,3 Prozent auf 155,18 Euro. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um 38 Ticks auf 0,612 Prozent. Ein Barrel Rohöl der Sorte Brent legte heute ein Prozent zu auf 43,10 Dollar. Der Preis des US-Leichtöl WTI schloss gestern erstmals seit sechs Jahren unter 40 Dollar. Heute stieg der Preis mit 1,5 Prozent auf 38,82 Dollar leicht an. Experten geben sich allerdings skeptisch und bewerten den heutigen Anstieg allenfalls als kurzfristige Gegenbewegung.

Der Preisrückgang an den Ölmärkten habe sich parallel zu den weltweiten Aktienmärkten am Montag entwickelt, an denen sich die Sorge über die sich verlangsamende chinesische Wirtschaft verschärft hätten, erklärte Tim Evans, Experte für Energiemärkte bei Ciri Futures. „Die Angst wegen China ist schlecht für den US-Aktienmarkt – das ist sogar noch schlimmer für den weltweiten Ölmarkt“, erklärte John Killduff von Again Capital. Der Preis für die US-Sorte WTI werde vermutlich noch weiter fallen. „Ich dachte, wir werden bei rund 35 Dollar landen. Jetzt denke ich, wir werden bei rund 25 Dollar sein.“ Handelsblatt / sig