E.ON Discount: Atomdiskussion und Gasüberschuss drücken auf die Stimmung
Die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke brachte nicht den erhofften Befreiungsschlag für die deutschen Energieversorger. Schließlich ist der Kompromiss noch nicht in trockenen Tüchern. Außerdem droht E.ON im Gasgeschäft erheblicher Margendruck. Aber die Ausschüttung wird wohl nicht gekürzt. Zudem sichert die hohe Dividendenrendite den Aktienkurs nach unten ab. Das Aufwärtspotenzial der Aktie ist jedoch limitiert. Mit einem Discountzertifikat lässt sich trotzdem eine ansehnliche Rendite erzielen.
Die deutschen Energieversorger haben endlich Planungssicherheit für ihre Atommeiler: Die Restlaufzeiten der 17 Kraftwerke werden um bis zu 14 Jahre verlängert. Der Jubel unter den Anteilseignern hält sich allerdings in Grenzen. Schließlich wurde die Lösung teuer erkauft. Im Anschluss an die bis 2016 befristete Brennelementesteuer müssen E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall einen Teil ihrer Zusatzgewinne in einen Ökofonds einzahlen. Eingeplant hat der Bund bisher 14,6 Mrd. Euro. Trotz dieser enormen Belastungen würden die Stromkonzerne von dem Kompromiss profitieren, wenn er denn tatsächlich umgesetzt wird. Letzteres ist nämlich keineswegs gesichert, denn der Widerstand wächst: Die Opposition hält den Vertrag mit den AKW-Betreibern für gesetzwidrig und will das Verfassungsgericht anrufen. Einige Bundesländer fürchten erhebliche Steuerausfälle und fordern eine Kompensation von der Bundesregierung. Per Saldo dürften den deutschen Energieversorgern noch viele Monate der Ungewissheit bevorstehen. Nichts lieben Anleger weniger.
E.ON-Chef beruhigt die Analysten
Wenigstens in einem Punkt scheinen die Befürchtungen der Anteilseigner übertrieben. Die ansehnlichen Ausschüttungen von RWE und E.ON werden wohl nicht gekürzt. RWE-Boss Jürgen Grossmann äußerte sich zwar bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen eher vorsichtig zu diesem Thema. E.ON-Chef Johannes Teyssen klang aber am Rande der Weltenergiekonferenz in Montreal sehr zuversichtlich, dass die Ausschüttung von zuletzt 1,50 Euro je Aktie stabil bleibt: „Wir stehen zu einer kontinuierlichen Dividendenpolitik.“ Die Hälfte des nachhaltigen Ergebnisses werde E.ON an die Eigentümer auszahlen. Prompt empfahl Société-Générale-Analyst John Honoré den DAX-Titel mit einem Kursziel von 27 Euro zum Kauf. Mit Übergewichten stuft Peter Bisztyga von Barclays Capital die Aktie ein. Auf Basis einer Sum-of-the-Parts-Bewertung hält er sogar 29 Euro für angemessen.
Allerdings sind viele Branchenexperten der Meinung, dass die Überkapazitäten bei Kraftwerken mittelfristig die Strompreise drücken. Sinkende Margen drohen im Gasgeschäft, weil die Förderung aus unkonventionellen Lagerstätten wie etwa Gasschiefervorkommen in den kommenden Jahren zunehmen wird. In diesem Umfeld sind die Gewinnschätzungen der Analysten für 2011 möglicherweise zu optimistisch. Dank der hohen Dividendenrendite von weit über 6 Prozent ist der Aktienkurs trotzdem nach unten gut abgesichert. Mit einem Discountzertifikat profitieren Anleger auch von einem Seitwärtstrend. Eine Emission mit einem Cap bei 20 Euro und einer Laufzeit bis Juni 2011 bietet eine annualisierte Rendite von 9,5 Prozent. In die Verlustzone rutscht der Anleger erst, wenn die E.ON-Aktie bis Mitte Juni 2011 um mehr 16 Prozent fällt.