Erdgas-Discount: Überkapazitäten limitieren Erholungspotenzial
Schneeregen und nur noch wenige Wochen bis Weihnachten: In Deutschland hält der Winter Einzug. Vielerorts laufen die Heizungen auf Hochtouren. Trotzdem verharrt der Gaspreis an der New Yorker Terminbörse in der Nähe seines langjährigen Tiefststandes. Doch das könnte sich im kommenden Jahr ändern. Risikofreudigen Anlegern bietet ein Discount-Zertifikat auf den Erdgas-Future die Chance auf eine prozentual zweistellige Rendite per annum.

In den USA wurden seit 2008 riesige Erdgasfelder erschlossen. Möglich wurde der Zugriff auf diese bislang in Schiefergestein gebundenen Ressourcen durch eine Kombination aus hohen Preisen und neuen Bohrtechniken. Als Mitte 2008 der Rohölpreis in ungeahnte Regionen von in der Spitze fast 150 US-Dollar je Fass (159 Liter) vorstieß, wurden auch die bis dahin als zu teuer eingestuften Gasschieferlagerstätten in Nordamerika lukrativ. Dabei machte die kurz zuvor aufgekommene Kombination aus Horizontalbohrungen und speziellen Sprengtechniken die Förderung erst möglich. Prompt startete eine Bonanza gewaltigen Ausmaßes. Im Frühjahr 2009 erwarb der Ölgigant Exxon Mobil für 41 Mrd. US-Dollar den Gaskonzern XTO Energy, der über mehr als 1 Bio. Kubikmeter Erdgasreserven verfügt. Aber auch andere Unternehmen investierten massiv in diesen Bereich und steigerten ihre Gasproduktion rasant. Der Verbrauch konnte da nicht mehr mithalten. Obwohl der Sommer 2010 relativ warm war, nahmen die Gasvorräte in den USA ständig zu. Ein großer Teil des Gases wird in den heißen Sommermonaten benötigt, um zusätzlichen Strom für die Klimaanlagen zu erzeugen. An der New Yorker Terminbörse Nymex fiel der Preis rapide. Nachdem das Hoch Mitte 2008 bei 13,57 US-Dollar je MMBTU erklommen worden war, sank die Notiz bis Mitte Oktober 2010 auf 3,60 US-Dollar. Umgerechnet entspricht das weniger als 0,1 Euro je Kubikmeter. Seither hat sich die Notiz wieder ein wenig erholt und behauptete sich zuletzt klar über der 4-Dollar-Marke.
Terminkurve zeigt aufwärts
Experten sehen weiteres Aufwärtspotenzial. Die DZ Bank zum Beispiel peilt für das Frühjahr 2011 einen Anstieg auf 5 US-Dollar je MMBTU an. Zum einen werden die Produzenten wohl weniger fördern. Zum anderen sollte der Verbrauch der Stromindustrie anziehen. Schließlich sind Kohle und Gas fast gleich teuer. Außerdem geht das Institut davon aus, dass 2011 kaum noch Flüssiggas (LNG) in die USA geliefert wird. Wegen der weitaus besseren Erlössituation dürften die LNG-Tanker vorrangig Europa und Asien ansteuern. Etwas vorsichtiger ist die Schweizer Credit Suisse: Deren Analysten prognostizieren für das vierte Quartal 2011 eine Spanne von 4,50 bis 5 US-Dollar. Von einem leichten Aufwärtstrend gehen aber die meisten Investoren aus. Deshalb liegen die Terminpreise für 2011 über dem Kassakurs. So kostet zum Beispiel der Juni-Kontrakt derzeit 4,39 US-Dollar. Die stark angeschwollenen Vorräte könnten jedoch zu Preisrückschlägen führen. Ohnehin schwankt der Gaspreis in den USA sehr stark. Eine Spekulation mit begrenztem Risiko erlauben Discount-Zertifikate. Bei einem Cap von 4 US-Dollar errechnet sich eine annualisierte Verzinsung von 10,5%. Erst nach einem Anstieg über 4,60 US-Dollar würde ein Anleger mit einem Direktinvestment besser fahren. Zudem beträgt der Abschlag gegenüber dem aktuellen Kurs ansehnliche 13,4%.