Erdgas-Zertifikat: Die Alternative zur Kernenergie
Der Atomunfall in Fukushima bringt die Kernkraft weltweit unter Druck. Deutschland wird seine älteren Meiler vermutlich für immer abschalten und die jüngeren mittelfristig vom Netz nehmen. Die drohende Lücke in der Stromerzeugung können erneuerbare Energien nur mittelfristig schließen. Zunächst müssen wohl fossile Kraftwerke einspringen. An den Terminmärkten ziehen deshalb die Notierungen der meisten Brennstoffe an. Dem derzeit recht günstigen Erdgas eröffnet diese Situation überdurchschnittliche Kurschancen.
Die Horrormeldungen aus Japan reißen nicht ab: Nachdem es mindestens in einem der sechs Blöcke zu einer Kernschmelze gekommen ist, entweicht immer mehr Radioaktivität in die Umwelt. Teilweise wurden die Grenzwerte oft um das 1.000-Fache überschritten. Nun will die Betreiberfirma Tepco auch noch über 10.000 Tonnen stark radioaktives Kühlwasser ins Meer pumpen, um die Reparaturarbeiten fortsetzen zu können. Trotz der enormen Risiken wird die Regierung in Tokio wohl auch diese Maßnahme genehmigen. Was bleibt dem Land schon übrig? Die Nuklearkatastrophe im fernöstlichen Inselreich hat die Welt aufgeschreckt. Einige Staaten überdenken ihre Pläne zum Ausbau der Kernkraft neu. Dabei spielen vielerorts – etwa in China – Umweltbedenken nicht einmal die entscheidende Rolle. Es geht vielmehr ums Geld: Höhere Sicherheitsstandards treiben eben die Erzeugungskosten nach oben. Wenn auch die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland besonders stark ist, so werden doch global künftig weniger Meiler errichtet werden als bisher vorgesehen. Die Alternativen werden in jedem Land anders ausfallen. Nicht immer können erneuerbare Energieträger die Lücke schnell und kostengünstig schließen. In den Industriestaaten kommt es zudem entscheidend auf die Versorgungssicherheit an. An der Börse scheint der Weg klar: Die Notierungen für Kohle und Erdgas zogen in den vergangenen Wochen deutlich an. Auch die Stromterminkontrakte für 2012 verteuerten sich spürbar.
Erdgas trotz des jüngsten Anstiegs relativ günstig
Dabei ist global weder Steinkohle noch Erdgas knapp. Im Gegenteil: Seit 2008 sorgte die Erschließung unkonventioneller Erdgasfelder in den USA für ein enorm hohes Angebot, während die Nachfrage krisenbedingt kaum wuchs. Deshalb fiel der Gaspreis an der New Yorker Terminbörse Nymex zwischen Sommer 2008 und Frühherbst 2009 von 13,50 auf 2,50 US-Dollar je Mio. BTU (umgerechnet 0,07 Euro je Kubikmeter). Seither hat sich die Notiz zwar ein wenig erholt. Aber erst seit der Nuklearkatastrophe in Japan behauptete sich der Terminkontrakt über der 4-Dollar-Marke. Außerdem stützte das teure Rohöl den konkurrierenden Brennstoff. Denn die Krise im Nahen Osten – insbesondere der Krieg in Libyen – verteuerte das flüssige Gold. Bankanalysten sehen weiteres Aufwärtspotenzial, weil 2011 weniger Flüssiggas (LNG) als im Vorjahr in die USA gelangen sollte. Wegen der besseren Erlössituation dürften die LNG-Tanker vorrangig Europa und Asien ansteuern. Die positive Meinung der Experten spiegelt sich in den Terminpreisen wider: Die später fälligen Kontrakte kosten mehr als der nächstfällige. Diese Contango-Situation ist ein Problem für die Inhaber von Rohstoffzertifikaten, führt sie doch zu Rollverlusten. Legen die Kurse rasant zu, lohnt sich ein Investment dennoch. Für das Papier der HypoVereinsbank ist keine Management-Gebühr fällig. Der Spread beträgt lediglich 10 Cent, umgerechnet 0,4%.