HOCHTIEF: Probleme in Australien
Der Baukonzern HOCHTIEF enttäuschte die Anleger mit den Zahlen zum ersten Quartal 2010. Daraufhin fiel die Aktie bis auf eine langfristige Unterstützungszone zurück. Aufgrund der günstigen Bewertung hat der MDAX-Titel Chancen, sich auf diesem Kursniveau zu stabilisieren. Das Risiko eines Engagements in der Aktie ist allerdings nicht zu unterschätzen. Ein besseres Chance-Risiko-Profil bietet eine Aktienanleihe.
Bis zu einer Milliarde Euro hätte der Börsengang der HOCHTIEF-Tochter Concessions einbringen sollen. Doch daraus wurde nichts. Wenige Stunden vor dem Ende der Zeichnungsfrist Anfang Dezember 2009 blies das Bankenkonsortium die Emission wieder ab. Das Vorhaben werde zunächst nicht weiter verfolgt, teilte HOCHTIEF damals mit. Durch die Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten habe sich das Börsenumfeld entscheidend verschlechtert. Im Klartext: Die Dubai-Krise hatte die Begeisterung institutioneller Anleger erheblich gedämpft. Außerdem hat die Infrastrukturgesellschaft im HOCHTIEF-Konzern den einen oder anderen potenziellen Problemfall im Portfolio, wie zum Beispiel Beteiligungen an den Flughäfen Budapest (37%) oder Athen (40%).
In Australien bröckelt das Geschäft ab
Nicht gerade rund lief es für HOCHTIEF zuletzt in Australien. Bei der mit weitem Abstand wichtigsten Tochter Leighton Holdings (WKN 856187) blieb der Auftragseingang hinter den Erwartungen der Analysten zurück, wenn das Unternehmen auch glänzend verdiente. Das hatte Folgen für den Gesamtkonzern: Im Auftaktquartal 2010 fiel der Gewinn um 12% auf 34 Mio. Euro. Der Auftragseingang schrumpfte sogar um ein Fünftel. Prompt verlor der Kurs des MDAX-Titels deutlich. Zu stark, wie manche Analysten glauben. Immerhin erreichte der Auftragsbestand per Ende März 2010 mit 36,7 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert. Außerdem holte HOCHTIEF in den vergangenen beiden Monaten einen guten Teil des Rückstands wieder auf. Dabei ist das Unternehmen nicht teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt nur rund 16, die Dividendenrendite gut 3%. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro liegt der Mutterkonzern nur ganz knapp über dem Wert der 55-prozentigen Leighton-Beteiligung.
Viele Banken empfehlen deshalb die HOCHTIEF-Aktie zum Kauf. Besonders optimistisch ist Goldman Sachs. Deren Analyst Eshan Toorabally peilt ein Kursziel von 103 Euro an, fast das Doppelte der aktuellen Notiz, weil er mit einer starken Geschäftsentwicklung in Asien und den USA rechnet. Dagegen rät Ingo Schmidt von der Hamburger Sparkasse zum Verkauf. Zum einen könnte die geplante Sondersteuer auf Rohstoffgewinne die Zahl neuer Minenprojekte in Australien senken. Zum anderen litten Baukonzerne unter dem Sparzwang der Regierungen. Kein klares Bild liefert die Charttechnik: Der Fall unter die 200-Tage-Linie war zwar ein schlechtes Zeichen. Solange aber die Unterstützung bei 49 Euro hält, dürfte die Aktie seitwärts tendieren. Darauf setzen Anleger mit der Aktienanleihe von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der Bond hat einen Kupon von 7,4% und einen Basispreis von 43,91 Euro. Notiert die HOCHTIEF-Aktie bei Fälligkeit über dieser Marke, erzielt der Anleger eine Rendite von 8,6% per annum. Zudem bietet das Papier einen ansehnlichen Sicherheitspuffer: Erst unter einem Aktienkurs von 41,10 Euro am Ende der Laufzeit gerät der Anleger in die Verlustzone.