Kabel-Deutschland-Discount: Abschied des Finanzvorstands sorgt für Unruhe
Im vergangenen Geschäftsjahr schrieb der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland rote Zahlen. Für das laufende Jahr kündigte der Vorstandschef jedoch den Turnaround an. Sogar eine Dividende soll es geben. Trotzdem büßte der MDAX-Titel zuletzt deutlich ein. Denn der Abgang des Finanzvorstands drückte auf die Stimmung. Außerdem könnte ein Großaktionär nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen Monate Aktien platzieren. Analysten sehen aber weiteres Aufwärtspotenzial für die Aktie. Weniger riskant ist ein Discount-Zertifikat, zumal selbst bei einem Papier mit konservativem Cap über 8% Rendite möglich sind.

Mit einem Verlust von mehreren Prozentpunkten quittierten Anleger die Kabel-Deutschland-Zahlen. Der Rückkauf hoch verzinster Bonds kostete den Konzern knapp 49 Mio. Euro, sodass im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 (Ende März) unter dem Strich ein Minus von 45,3 Mio. Euro stand. Ohne diese Sonderbelastung wäre der Kabelnetzbetreiber also bereits in der Gewinnzone gelandet. Im laufenden Jahr steht erneut eine Schuldenrestrukturierung an, um die Finanzierungskosten zu senken. Dennoch peilt Vorstandschef Adrian von Hammerstein den Turnaround an. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten soll von 729 Mio. auf 790 bis 800 Mio. Euro wachsen. Zudem kündigte er eine Dividende von mindestens 1,50 Euro je Aktie an – die erste Ausschüttung seit dem Börsengang im März 2010. Beides hatten die Analysten aber im Großen und Ganzen erwartet. Überraschend kam hingegen der Abgang des Finanzchefs Paul Thomason, der nach dem Auslaufen seines Vertrages am 31. März 2012 aus persönlichen Gründen in die USA zurückkehren will. Investoren nutzten diese Nachricht, um Gewinne mitzunehmen. Immerhin hatte sich die Notiz des MDAX-Titels seit dem Going Public mehr als verdoppelt. Außerdem könnte der Großaktionär Providence den Kursanstieg zum Anlass nehmen, weitere Anteile zu platzieren. Noch hält der Finanzinvestor 22% an Kabel Deutschland.
Goldman Sachs bekräftigt Kaufempfehlung
Unbeeindruckt vom Kursrückgang blieb Commerzbank-Analystin Heike Pauls und hielt an ihrer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 49 Euro fest. Sie bezeichnete Ergebnis und Ausblick als solide. Das Wachstum bei Breitbank-Internetanschlüssen sei sogar erfreulich gewesen. Bereits Anfang Juni hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs für Furore gesorgt: Analyst High McCaffrey hatte das Kursziel von 57,10 auf 61,50 Euro angehoben – 42% über der aktuellen Notiz von 43,17 Euro. Seiner Ansicht nach werde Kabel Deutschland Marktanteile hinzugewinnen, weil das Unternehmen im Wettbewerbsvergleich eine bessere Qualität zu günstigeren Preisen biete. Andere Analysten äußerten sich weniger euphorisch: Stephan Borscheid von der Landesbank Baden-Württemberg zum Beispiel stuft die Aktie bei einem Kursziel von 43 Euro mit „halten“ ein. Aus technischer Sicht sind die Perspektiven kurzfristig eher düster. Die Konsolidierung könnte einige Zeit anhalten. Noch ist der mittelfristige Aufwärtstrend aber völlig intakt. Bei 40 Euro liegt eine massive Unterstützungszone, die den Kursverfall bremsen sollte. Weniger Risiko als bei einem Direktinvestment bietet ein Discount-Zertifikat mit einer Obergrenze von 40 Euro. Für eine Emission der HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einem guten Jahr Restlaufzeit errechnet sich eine Rendite von 8,7%. Um diese zu erzielen, darf der Kurs sogar um 7,3% zurückgehen.