RWE Bonus: Unsicherheit über Dividende belastet die Aktie
Im ersten Halbjahr 2010 verdiente RWE überraschend gut. Trotzdem gab die Aktie leicht nach, weil der Vorstand wegen der drohenden Brennelementesteuer die mittelfristige Dividendenprognose infrage stellt. Die Aussichten für eine positive Entwicklung des DAX-Titels sind aber nicht schlecht. Denn der Energieversorger ist aus fundamentaler Sicht günstig bewertet. Bei einem Bonuszertifikat winkt eine ansehnliche Rendite im Seitwärtstrend.
Die deutschen Energieversorger sind derzeit auf die Bundesregierung nicht gut zu sprechen. Das angekündigte Energiekonzept liegt ebenso wenig auf dem Tisch wie eine Entscheidung über die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke. Zu allem Überfluss sieht sich die Branche mit einer Sondersteuer auf Brennelemente konfrontiert, die dem Bundeshaushalt ab 2011 rund 2,3 Mrd. Euro einbringen soll. „Eine solche Steuer würde unsere Ertragskraft erheblich schmälern“, sagte RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann. Deshalb werde RWE angesichts der wachsenden politischen Risiken und Belastungen die mittelfristigen Ergebnisziele ebenso einer Prüfung unterziehen wie die Investitionsplanung. Einige Anleger befürchteten prompt eine Kürzung der Ausschüttung und trennten sich von ihren Aktien, zumal Jürgen Großmann die Dividendenprognose eher vorsichtig formuliert hatte: „Die Vorzeichen für eine attraktive Dividende stehen also weiterhin gut“.
Außergewöhnliches Ertragsplus im ersten Halbjahr
Nennenswert senken wird RWE die Ausschüttung für 2010 wohl nicht. Schließlich verdiente der Konzern im ersten Halbjahr glänzend. Das für die Ausschüttung maßgebliche nachhaltige Nettoergebnis erhöhte sich um 23% auf 2,7 Mrd. oder 5,15 Euro je Aktie. Für die bessere Ertragslage sorgten neben der Übernahme des niederländischen Versorgers Essent die höhere Verfügbarkeit des Kernkraftwerks Biblis sowie Ergebnissteigerungen in Osteuropa. Allerdings stieg auch das um Konsolidierungs- und Wechselkurseffekte bereinigte Betriebsergebnis um 10%. Die Banken hatten eine geringere Zuwachsrate erwartet. Trotzdem ließen die meisten Analysten ihre Einstufung unverändert. Zum einen ist das zweite Halbjahr bei RWE traditionell schwächer. Zum anderen ist die Unsicherheit über die Zukunft der Atommeiler enorm. Außerdem hob auch das Unternehmen seine Prognose für das Gewinnplus von 5% im Gesamtjahr nicht an.
Problematisch sind jedoch Schätzungen zum Überschuss ab 2011. In einem negativen Szenario – keine Laufzeitverlängerung, Einführung einer Brennelementesteuer, niedrige Strompreise – würde der Gewinn erheblich sinken. Dann wäre die Ausschüttung von zuletzt 3,50 Euro je Anteilschein kaum zu halten und der Aktienkurs käme vermutlich unter Druck. Wahrscheinlicher ist allerdings ein Kompromiss, der zwar die Ertragskraft des RWE-Konzerns schmälert, aber keine Dividendenkürzung nötig macht. In diesem Fall hätte der DAX-Titel gute Chancen, sich über der 50-Euro-Marke zu halten. Vielleicht kommt es sogar zu einer größeren Kurserholung. Mit einem Bonuszertifikat sichern sich Anleger nicht nur die Chance auf eine annualisierte Rendite von rund 10%. Das Papier partizipiert auch an allen Kurssteigerungen über der Bonusschwelle von 62 Euro. Wird jedoch die Barriere von 40 Euro berührt oder unterschritten, drohen herbe Verluste.