Verbund: Anziehende Strompreise geben Hoffnung
Die Halbjahreszahlen des Energieversorgers Verbund aus Österreich lagen leicht unter den Erwartungen der Analysten. Positiv wurde dagegen die Bestätigung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr aufgenommen. Außerdem steigen die Notierungen der Grundlast-Terminkontrakte wieder ein wenig. Hält dieser Trend an, hat der ATX-Titel gute Chancen, die Unterstützung von 25 Euro zu verteidigen. Die im Herbst anstehende Kapitalerhöhung limitiert jedoch das Aufwärtspotenzial. Daher drängt sich ein Kauf der Aktie nicht auf, während selbst ein relativ risikoarmes Discount-Zertifikat gut 6% Rendite bietet.

Sinkende Strompreise und eine geringere Produktion der Wasserkraftwerke verdarben dem Wiener Energieversorger Verbund das Geschäft in der ersten Hälfte 2010: Obwohl der Konzern von E.ON Kraftwerke am Inn erworben hatte, sanken die Erlöse um 5% auf 1,6 Mrd. Euro. Der Überschuss fiel sogar um 42% auf 210 Mio. Euro oder 0,68 Euro je Anteilschein. Die meisten Analysten hatten mit einem höheren Gewinn gerechnet. Trotzdem fiel der Kurs nach den Halbjahreszahlen nur um rund 1%, weil der Vorstand die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte. Das Unternehmen peilt weiter einen Ertragsrückgang um ein Viertel an. Daher dürfte sich die durchschnittliche Gewinnschätzung der Banken von 1,60 Euro kaum verändern. Als Dividende wird der Wasserkraftspezialist für 2010 wohl 0,75 Euro ausschütten. Kein Wunder, dass die Banken ihre Einschätzungen nicht veränderten: Die Erste Bank stuft die Verbund-Aktie bei einem Kursziel von 31 Euro mit neutral ein. Zum Kauf rät die Raiffeisen Centrobank, weil das Kursziel von 34 Euro fast 25% Luft nach oben lässt.
Aus charttechnischer Sicht drängt sich ein Kauf allerdings nicht auf. Der mittelfristige Abwärtstrend ist intakt. Der 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 29 Euro wurde in den vergangenen Monaten noch nicht einmal getestet. Eine Bodenbildung bei 25 Euro ist zwar möglich, wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Im operativen Geschäft geht es ohnehin nur langsam aufwärts. So wuchs der Stromabsatz in den ersten fünf Monaten um 4%. Das Nachfragevolumen des Jahres 2008 wurde allerdings noch nicht erreicht. Die Großhandelspreise für Strom erholen sich ebenso wie die Notierungen für Kohle, Erdgas und Kohlendioxidemissionszertifikate seit April, befinden sich aber auf einem niedrigen Niveau.
Diskussion um längere Kernkraftwerkslaufzeiten
Knackpunkt für die Strompreise in den kommenden Jahren ist der Hickhack um den Atomausstieg in Deutschland. Gehen die Meiler wie vorgesehen vom Netz, hellen sich die Perspektiven für höhere Absatzpreise auf. Eine Verlängerung der Kernkraftwerkslaufzeiten würde hingegen Druck auf die Strompreise ausüben. Daher kommt die Verbund-Aktie nur für Investoren infrage, die auf den Atomausstieg in Deutschland setzen. Ob sich aber die Befürworter oder die Gegner der Kernenergie durchsetzen, ist nicht seriös abzuschätzen. Eine Prognose ist pure Spekulation. Weniger Risiko gehen auf jeden Fall Anleger ein, die statt der Aktie ein Discount-Zertifikat ins Depot nehmen. Immerhin bietet ein Papier mit Cap bei 25 Euro und einer Restlaufzeit bis März 2011 rund 6% annualisierte Rendite. Um diesen Ertrag zu erzielen, darf der Aktienkurs um maximal 9% fallen.