WTI versus Brent: Gewagte Spekulation auf Ende des Libyen-Kriegs
Die schwächelnde US-Konjunktur belastete in den vergangenen Monaten den Ölpreis. Während WTI drastisch verlor, gab Brent nur leicht nach. Denn die Raffinerien Europas lechzen nach dieser Sorte, die wegen des kriegsbedingten Förderausfalls in Libyen knapp <script src="gui/jscripts/tiny_mce/themes/advanced/langs/de.js" type="text/javascript"></script> wurde. Kommt es zu einer baldigen Wiederaufnahme der libyschen Ölproduktion, dürfte sich der Spread rascher einengen als an den Terminmärkten erwartet. Darauf lässt sich mit einem Zertifikat der Société Générale lukrativ spekulieren.
Die Rebellen in Libyen stehen kurz vor dem Sieg im Bürgerkrieg: Zuletzt häuften sich die Meldungen über die Einnahme strategisch wichtiger Punkte in dem nordafrikanischen Staat. Sogar die Ghaddafi-Hochburg Tripolis scheint weitgehend unter Kontrolle zu sein. Prompt keimte die Hoffnung an den Rohstoffmärkten, das Land könnte bald die seit dem Kriegsausbruch gestoppte Ölförderung wieder aufnehmen. Immerhin hatte es im Irak nicht einmal ein Jahr gedauert, bis die Produktion wieder das Vorkriegsniveau erreichte. Doch die Lage in Libyen wird an den Börsen skeptisch gesehen, weil die Widerstandskämpfer gegen das Ghaddafi-Regime wesentlich schlechter organisiert sind als das amerikanische Militärbündnis im Irak-Krieg 2003. Abzulesen ist die Skepsis nicht nur an der anhaltend großen Differenz zwischen der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) und der europäischen Sorte Brent, sondern auch an den Terminkurven. Erst in ein paar Jahren wird sich der Spread zwischen WTI und Brent deutlich verringern. Gelingt den Rebellen allerdings eine überraschend schnelle Rückkehr zu den Förderniveaus vor dem Krieg von etwa 1,6 Mio. Barrel (159 Liter) pro Tag, sollte sich die Differenz zügig einengen. Davon geht Eugen Weinberg aus. Der Rohstoff-Experte der Commerzbank glaubt, dass „der Markt diese Möglichkeit unterschätzt“, wie er jüngst in einem Kommentar schrieb.
Viele Hedgefonds lagen bisher falsch
Außerdem sind befristete Sondereffekte für die erstaunlich hohe Differenz zwischen den beiden Rohölsorten verantwortlich. Während Brent wegen des Libyen-Konflikts knapp und teuer ist, sind die Tanks im WTI-Referenzort Cushing, Oklahoma, brechend voll. Denn die Lieferungen aus dem Norden (vor allem Kanada) laufen auf Hochtouren, obwohl die Amerikaner derzeit relativ wenig Ölprodukte verbrauchen. Die Lage dürfte sich allerdings entspannen, sobald Entlastungspipelines zu anderen Raffineriestandorten fertiggestellt sind. Die Spekulation auf eine Spread-Einengung ist jedoch sehr riskant: Hedgefonds wetten seit Monaten auf dieses Szenario, fuhren aber bisher nur Verluste ein. Mittelfristig dürfte das Land zwar sicher wieder massiv Öl fördern. Ohne die Einnahmen aus dem Rohstoffgeschäft wäre der Staat gar nicht überlebensfähig. Zudem verfügt Libyen über enorme Reserven von geschätzt 47 Mrd. Barrel. Ob aber das Öl bereits 2012 oder erst 2014 in nennenswerten Volumen zu Tage kommt, lässt sich derzeit kaum seriös abschätzen. Aufgrund dieser Risiken eignet sich das Zertifikat nur für gewiefte Spekulanten. Per Quanto-Mechanismus schaltet der Emittent Société Générale Währungseinflüsse aus. Die jährliche Managementgebühr beträgt 0,65%. Basiswerte sind zwei Indizes: für WTI der S&P GSCI WTI ER und für Brent der S&P GSCI Brent ER.