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Airbus-Aktie: Durchstarten in 2015?

Wie wird das Jahr 2015 für die Airbus Group? Für den Rüstungs- und Luftfahrthersteller sind gute Nachrichten derzeit Gold wert. Viel hängt dieses Jahr davon ab, ob der Konzern die Herausforderungen der Zukunft wird meistern können. Allen voran beim Prestigeobjekt.

BÖRSE am Sonntag

Wie wird das Jahr 2015 für die Airbus Group? Für den Rüstungs- und Luftfahrthersteller sind gute Nachrichten derzeit Gold wert. Viel hängt dieses Jahr davon ab, ob der Konzern die Herausforderungen der Zukunft wird meistern können. Allen voran beim Prestigeobjekt.

Häufige Personalwechsel und dazu der schleppende Absatz beim Prestigeobjekt des Konzerns, dem A380 - das Vertrauen der Investoren. 2015 wird ein wegweisendes Jahr für die Airbus Group (ehemals EADS). Der Konzern muss unter Beweis stellen, dass er für die Zukunft gerüstet ist. Bester Motor für solches Vertrauen dürften Erfolge bei wichtigen Projekten sein. Doch neben den größten Chancen liegen hier auch die größten Risiken für den Konzern.

Begonnen hat das Jahr mit neuen Negativschlagzeilen in Sachen A400 M. Die Militärtransportmaschine bereitet den Verantwortlichen schon seit vielen Jahren Kopfzerbrechen. Grund sind die häufigen Verzögerungen bei der Auslieferung. Erst im Dezember hatte Airbus die erste von 54 von Deutschland bestellten Maschinen an die deutsche Luftwaffe ausgeliefert – nach mehrjähriger Verspätung. Konzernchef Thomas Enders sah sich durch die anhaltende Pannenserie bereits zu einer offiziellen Entschuldigung bei den Ländern veranlasst. Zudem musste der Leiter der Sparte Militärflugzeuge, Domingo Ureña-Raso, seinen Hut nehmen. Er wird Anfang März durch den ehemaligen Cheftestpiloten Fernando Alonso ersetzt.

Zudem soll das ganze Programm auch organisatorisch umgestaltet werden. Ebenfalls zum März vollzieht Airbus weitere Neubesetzungen auf internen Chefposten. So wird beispielsweise Eric Zanin, der ehemalige Head of Procurement Operations, Chef der A330 Reihe. Neu besetzt wird auch der Chefposten für das A320er Programm. Dem wird künftig Klaus Roewe vorstehen, der bisher nur für die A320neo verantwortlich war. Grund für das Personalkarussell war der Rücktritt des bisherigen Airbus-Deutschland-Chefs und Vorstandsmitglieds Günther Butschek. Konzernangaben zufolge will sich der ehemalige Daimler-Manager neuen beruflichen Zielen widmen.

Die häufigen Personalwechsel stärken nicht gerade das Vertrauen der Anleger in die Konzernspitze. Denn häufig sind solche Wechsel politisch motiviert. So stolperte ein hochrangiger Manager der Verteidigungssparte erst Ende 2013 wohl über die gescheiterten Fusionsbemühungen mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems. Diese wurde Airbus aus Kartellgründen von der deutschen und französischen Regierung untersagt. Damit stehen sich die beiden Unternehmen in Europa weiter als Konkurrenten gegenüber. So hatte Airbus im September erst explizit das Raketengeschäft wieder mit ins Zentrum der künftigen Strategie gestellt. Im Zuge dessen will laut Informationen der Sunday Times der Konzern die Mehrheit am Raketen-Hersteller MBDA übernehmen.

Bisher hält Airbus 37,5 Prozent an MBDA. Nun will Airbus offenbar auch noch die 25 Prozent des Italienischen Mitbewerbers Finmeccanica übernehmen. Analysten schätzen den Wert des Anteils auf etwa 700 Millionen. Pikant: Die restlichen 37,5 Prozent gehören BAE-Systems. Sollte Airbus wirklich ernst machen und sich die Mehrheit an dem Raketenhersteller sichern, muss sich BAE-Systems überlegen, wie es mit seinem restlichen Anteil umgeht.  Zudem will sich Airbus zusammen mit der südkoreanischen Fluggesellschaft Korean Air um einen Auftrag zur Entwicklung neuer Kampfjets für Südkoreas Luftwaffe bewerben. Konkurrenten bei dem Deal ist unter anderem die amerikanische Rüstungsfirma Lockheed Martin. Der Auftrag umfasst etwa ein Volumen von 6,8 Milliarden Euro und soll im nächsten Monat vergeben werden.

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Schafft Airbus den Steigflug?

Doch abgesehen von den Rüstungsgeschäften muss die Airbus Group insbesondere in ihrem Kerngeschäft wieder punkten um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Da kommen Nachrichten wie aus der vergangenen Woche natürlich gelegen. So hat Airbus laut eigenen Angaben ein Order über fünf A330-200 verbucht. Viel wichtiger erscheint jedoch die Ankündigung der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca. Sie hat am Donnerstag eine Absichtserklärung über den Kauf von 100 Flugzeugen aus der A320neo-Reihe unterzeichnet. Laut Preisliste hat der Deal einen Wert von etwa zehn Milliarden Dollar. Effektiv dürften dabei mindestens acht Milliarden für den Flugzeugriesen übrig bleiben.

Zudem soll die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines über den Kauf von zehn Flugzeugen des Typs A380 nachdenken. Hier läge der Kaufpreis bei etwa 4 Milliarden Dollar. Für die schwächelnden Absatzzahlen des Prestigeobjektes wäre das ein mehr als willkommener Auftrag. Hoffnung macht zudem die Ankündigung von Emirates. Die arabische Fluggesellschaft ist ohnehin schon der wichtigste Vertragspartner von Airbus in Sachen A380. Sollte Airbus dem Vogel neue Triebwerke verpassen, stünde ein Auftrag von 100 weiteren Maschinen im Raum, heißt es aus Kreisen von Emirates.

Damit stünden Airbus Einnahmen von realistisch gesehen rund 35 Milliarden Dollar ins Haus. Schon länger wird über eine Weiterentwicklung des Luxus-Fliegers spekuliert. Die von Yan Derocles von Oddo Securities geschätzten Entwicklungskosten von rund zwei Milliarden Dollar wären mit dem Auftrag schon zu Beginn wieder eingefahren. Zudem kommt dem Flugzeughersteller der derzeit niedrige Euro gelegen. Gegenüber dem Wettbewerber Boeing ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Die Entscheidungen von Airbus werden in den nächsten Wochen also unter starker Beobachtung stehen. Werden die Probleme beim A440M gelöst? Kann der neue Führungsstab einen nahtlosen Übergang gewährleisten? Und vor allem: Kommt die Weiterentwicklung des A380? Airbus kann in den nächsten Wochen die Weichen für die Zukunft stellen. Derzeit liegt die Aktie bei rund 48 Euro. Wichtig ist jetzt, dass das Unternehmen nachhaltig die 50 Euro Grenze knacken kann.

RS