Cewe Color: Freut sich auf den Weihnachtsmann

Für ein Engagement lassen sich aus fundamentaler Sicht einige gute Gründe finden. Dazu gehört die jüngst vorgelegte Bilanz. CEWE COLOR hat im saisontypisch schwachen ersten Halbjahr 2010 seine Ertragskraft deutlich gesteigert und lieferte starke Ergebnisse ab. Zwar ist das Umsatzplus von 6% auf 180,4 Mio. Euro auf den ersten Blick nicht gerade üppig, wenn man bedenkt, dass die Geschäfte in den Monaten Januar bis Juni eher mau verlaufen, ist das Plus aber eine solide Hausnummer. Hinzu kommt die deutlich verbesserte Ertragslage. Drückten im Vorjahr noch die Kosten für die Umstrukturierung und Ausrichtung zum Digitalanbieter auf die Ergebnisse, ist der Konzern nun wieder auf Kurs zu profitablem Wachstum.

Deutliche Verbesserungen

Es sind wohl einige Kennziffern im ersten Halbjahr nach wie vor negativ, dies ist jedoch nicht untypisch. Zudem zeigen die deutlichen Verbesserungen zum Vorjahr, dass die Richtung stimmt. So hat sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 5,4 auf 14 Mio. Euro erhöht. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde der Verlust von 12,8 auf 5,9 Mio. Euro gesenkt. Und auch unter dem Strich fiel der Fehlbetrag mit 10,6 Mio. Euro geringer aus als noch vor einem Jahr mit 15,2 Mio. Euro. Die Zunahme der Ertragskraft wird noch deutlicher bei der Betrachtung der Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten. Während von Q3/2008 bis Q2/2009 ein EBIT von 11 Mio. Euro anfiel, waren es von Q3/2009 bis Q2/2010 mit 25,5 Mio. Euro mehr als doppelt so viel.

Auf Kurs zur Gewinnverdoppelung

Angesichts der deutlichen Verbesserungen sieht sich CEWE COLOR auf Kurs, die Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen. Zu Jahresbeginn hatte der Konzern Umsätze zwischen 420 und 430 Mio. Euro prognostiziert, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von mindestens 2,5% entspräche. Hier liegt man gemessen an der Steigerungsrate nach sechs Monaten bereits darüber. Zudem hatte das Unternehmen eine Verbesserung des EBITs von 18,7 auf 24 bis 29 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Geht man davon aus, das im dritten und vierten Quartal 2010 jeweils ein ähnlich hohes EBIT wie 2009 mit 15,8 bzw. 15,7 Mio. Euro erreicht wird, läge man mit 25,6 Mio. Euro in der Zielspanne. Daher scheint auch die bekräftigte Prognose, das Nachsteuerergebnis von 6,7 auf 12 bis 15 Mio. Euro und das Ergebnis je Aktie (EPS) von 1,00 auf 1,76 bis 2,20 zu verdoppeln nicht zu hoch gegriffen. Kein Wunder also, dass CEWE COLOR die Ziele bestätigte.

Saisonschwerpunkt verschoben

Firmenchef Dr. Rolf Hollander blickt dabei mit großer Zuversicht auf das vierte Quartal und verweist auf die Verschiebung des Saisonschwerpunktes. Früher, als man noch hauptsächlich analoge Fotos entwickelte, was typischerweise in und kurz nach der Urlaubssaison stattfand, machte man vor allem im dritten Quartal die größten Umsätze und Gewinne. Heute liegt der Schwerpunkt auf dem letzten Viertel im Jahr, in welches das Weihnachtsgeschäft fällt. Basis dafür ist die Metamorphose vom Entwickler analoger Fotos hin zum Anbieter von digitalen Produkten. Ende des zweiten Quartals waren bereits rund 81% aller Fotos Digitalfotos und nur noch 19% analoge Bilder. Die digitalen Fotos werden dabei nicht nur aufs Papier gebracht. CEWE COLOR hat eine Vielzahl von personalisierten Fotoprodukten entwickelt. So können beispielsweise T-Shirts, Tassen, Kalender und Puzzles mit eigenen Fotos, sowohl am heimischen PC als auch an stationären Terminals wie dem CEWE FOTOKIOSK in Einzelhandelsgeschäften gestaltet werden. Verkaufsschlager ist aber vor allem das CEWE FOTOBUCH. Mittels einer Software wird zu Hause ein eigenes Buch mit Fotos zusammengestellt, das dann von CEWE COLOR gedruckt wird. Die digitalen Mehrwertprodukte finden zwar auch im dritten Quartal, nach dem Sommerurlaub, starken Anklang, mehr und mehr verschiebt sich die Nachfrage aber auf das vierte Quartal, eignen sie sich doch bestens als Geschenke. Zunehmende Bedeutung gewinnt dabei das CEWE FOTOBUCH, das sich weiterhin als Kassenschlager entpuppt. In den vergangenen sechs Monaten kletterte der Absatz um 22% auf mehr als 1,6 Mio. Bücher. Für das Gesamtjahr werden 4,2 Mio. Stück angepeilt, 17% mehr als im Vorjahr.

Führend in Europa

Mit der Verbreiterung des Sortiments auf margenstarke Produkte hat CEWE COLOR frühzeitig einen wichtigen Schritt gemacht und sollte weiter davon profitieren, dass der Wandel von Masse zu Klasse anhält, also die Tendenz statt normaler Fotos diese zu Büchern, Kalendern, Tassen usw. zu veredeln. Daneben wurden in der Phase der Umstrukturierung der vergangenen Jahre neue Vertriebswege erschlossen, und neben der Bestellung von Digitalfotos über das Internet können die Kunden auch auf Orderterminals im stationären Handel zurückgreifen. Als europaweiter industrieller Fotofinisher und Dienstleister bietet die Gesellschaft ihre Leistungen Internetfirmen und Unternehmen aus dem stationären Einzelhandel (Drogerien, Fotofachhändlern, Elektronikmärkten, Supermärkten) an. Der Kundenstamm umfasst mehr als 50.000 Handelspartner. Als Technologie- und Marktführer ist der Konzern dabei in 24 europäischen Ländern präsent.

Fazit

Der in den vergangenen Jahren eingeschlagene Kurs zahlt sich immer mehr aus. Der Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie mit der Entwicklung neuer Technologien und der Konzentration auf margenstärkere Mehrwertprodukte sowie die zweigleisige Strategie beim Vertrieb (Internet, stationärer Handel) sind dabei Erfolgsfaktoren. Nachdem 2009 die Restrukturierung abgeschlossen wurde, können nun die Früchte geerntet werden. CEWE COLOR ist wieder auf einem profitablen Wachstumskurs. Die anvisierte Gewinnverdopplung im laufenden Jahr resultiert zwar aus der niedrigen Vergleichsbasis und kann nicht für die nächsten Jahre hochgerechnet werden, die Gewinne sollten künftig aber kontinuierlich zulegen. Dazu dürfte die weitere Entwicklung neuer Produkte beitragen. Auch 2010 sind einige in der Pipeline, die der Konzern auf der Branchenmesse „photokina“ vom 21. bis 26. September vorstellen will. Ein wichtiger Trend ist ferner der Wandel von Masse zu Klasse. Daraus resultieren höhere Margen, was die rückläufige Tendenz bei der Entwicklung von klassischen Fotos, da sie zu Hause digital am PC oder dem Fernseher angeschaut werden können und daher nicht mehr so oft ausgedruckt werden, ausgleicht. Dies dürfte sich erneut im diesjährigen Weihnachtsgeschäft auszahlen. Alles zusammen macht CEWE COLOR aus fundamentaler Sicht ein vielversprechendes Bild, was langfristige Käufe rechtfertigt, wozu auch die moderate Bewertung der Aktie mit einem KGV (2010e) von rund 12 passt. Daneben lockt das Papier mit einer ordentlichen Dividende. Sollte es wie 2009 eine Ausschüttung von 1,05 Euro je Aktie geben, entspräche dies aktuell einer Dividendenrendite von mehr als 4%.