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Tesla: Partystimmung trotz Riesenverlusten

Der Umsatz steigt – die Verluste aber auch. Die Ergebnisse des Elektroautoherstellers Teslas bleiben ambivalent. Die Preis- und Reichweitenproblematik wird kontinuierlich minimiert und sogar das erste selbstfahrende Auto kommt von Tesla. Viele Anleger werden trotzdem zunehmend nervös: Tesla ist ein Unternehmen, das bislang nur viel, viel Geld verbrannt hat. Und trotzdem: Die Hoffnungen bleiben gewaltig.

BÖRSE am Sonntag

Der Umsatz steigt – die Verluste aber auch. Die Ergebnisse des Elektroautoherstellers Teslas bleiben ambivalent. Die Preis- und Reichweitenproblematik wird kontinuierlich minimiert und sogar das erste selbstfahrende Auto kommt von Tesla. Viele Anleger werden trotzdem zunehmend nervös: Tesla ist ein Unternehmen, das bislang nur viel, viel Geld verbrannt hat. Und trotzdem: Die Hoffnungen bleiben gewaltig.

Es wird also kräftig gefeiert. Als Tesla die Zahlen für das dritte Quartal bekannt gab, entbrannte ein regelrechter Ansturm auf die Anteilsscheine des US-amerikanischen Unternehmens aus. Die Aktie sprang  am Folgetag um rund  zehn Prozent. So richtig Grund zum Feiern hatte die Unternehmensführung um CEO und Gründer Elon Musk eigentlich gar nicht. Diesen Ansprung dürfte selbst den als schillernd und großspurig bekannten Chef verwundert haben. Er selbst hat sein Geld mit Paypal verdient und es in Tesla investiert.

Die Quartalszahlen sind nämlich ambivalent. Auf der einen Seite berichten sie gutes : Tesla wächst und die Nachfrage nach Ihren Autos steigt. Der Umsatz für das vierte Quartal stieg um 10 Prozent auf 936,8 Millionen Dollar. Tesla verkaufte in diesen drei Monaten insgesamt 11.603 Autos und somit mehr als sie selbst im Oktober noch erwarteten. Für das kommende Vierteljahr peilen sie nun einen Verkauf von bis zu 19.000 Autos an. Was die Verkaufszahlen angehen gibt es für Tesla nur noch eine Richtung: Nach oben.

Genau umgekehrt sieht es wohl mit den Gewinnen aus. Es gibt schlichtweg keine. Alleine im dritten Quartal machte das Unternehmen mit Hauptsitz in Palo Alto (Kalifornien) Verluste in Höhe von 230 Millionen Dollar. Dies sind die größten Verluste seit 10 Quartalen und im Vorjahresvergleich, dort waren es 74,7 Millionen, eine rasante Talfahrt. Hauptgründe für den Riesenverlust waren die Einführung des neuen Model X und die Entwicklung des Model 3. Von Kritikern der Elektroautos hört man immer wieder zwei gängige Vorwürfe: „Die sind zu teuer und die Reichweite ist zu gering.“ Tesla ist gerade dabei an beidem zu arbeiten.

Während Tesla mit dem neuen E-SUV, dem Model X noch in den Luxussegmenten zuhause ist – 117.000 Euro ist der Einstiegspreis – versuchen sie nun  mit dem Model 3 ab März 2016 das erste Massentaugliche zu schaffen. Ab 35.000 Dollar wird es zu haben sein und soll somit ein Sprungbrett in den lukrativen Massenmarkt darstellen. Um die Preise der Autos dauerhaft zu senken, baut das Unternehmen in Reno, Nevada, derzeit eine Produktionsstätte für Lithium-Ionen-Batterien. Ziel ist es die modernen Energiespeicher günstiger zu produzieren. Derzeit stellen sie mit ungefähr 30.000 Euro pro Stück einen der höchsten Kostenfaktoren dar. Alleine im dritten Quartal flossen 392 Millionen Dollar in diesen Plan.

Auch im zweiten großen Problem der Branche kommt Tesla Schritt für Schritt voran. Nicht nur die Reichweite, also die Kilometeranzahl wie lange das Auto ohne erneutes Aufladen fahren kann, sondern auch die Dauer des Aufladens wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Der Siegertyp unter den Tesla-Autos, das Modell S (P85D) hat eine Reichweite von 491 Kilometern. Vielen Verbrauchern scheint das zu reichen, denn dieses Modell ist extrem erfolgreich. Als es 2013 auf den Markt kam war es im ersten Quartal das meistverkaufte Luxus-Auto in den USA – und das obwohl der Elektro-Auto Anteil dort damals bei 0,5 Prozent lag. In Norwegen hatte es wochenlang sogar den VW-Golf als meistverkauftes Auto überhaupt abgelöst. Mit Grund dafür könnten auch die sogenannten Tesla-Supercharger sein. Überall in Deutschland verteilt stehen die Ladestationen von Tesla. Für eine kostenlose Ladung, die 80 Prozent der Batterie entspricht, braucht der Supercharger nur 30 Minuten. Das reicht dann wieder um 270 Kilometer weiter zu fahren.

Trotzdem löst dies noch nicht alle Probleme. Für Tesla-Fahrer ist es sehr umständlich lange Auto-Reisen zu machen, denn wenn mal gerade kein Supercharger in der Nähe ist, kann man nicht zur nächsten Tankstelle und mit einem Kanister nachfüllen. Vorteilhaft für die Verbraucher ist allerdings, dass man sich Benzinkosten spart. Ob das allerdings bei Kaufpreisen um die 100.000 Euro ins Gewicht fällt, bleibt fraglich.

Tesla-Chef Elon Musk hat mit seinem Unternehmen aber noch eine ganz andere Vision. Tesla ist der erste Autohersteller der ein Selbstfahrendes Auto auf den Markt gebracht hat. Bei neueren Modellen kann man für 2500 Euro eine Autopilot-Software kaufen. Diese lässt den Wagen dann automatisch Abstand- und Spur halten – und diese sogar wechseln. Elon Musk sagte nämlich schon Ende 2014, dass schon in drei Jahren: „Niemand mehr ein Auto ohne Autopilot kaufen wird.“

Das Tesla in einigen Bereichen den etablierten Automarken den Schneid abkaufte, konnten auch die Anleger sehen. Zwischen 2012 und 2014 stieg die Tesla Aktie um gigantische 630 Prozent. Zwischen 2010 und 2014 sogar um mehr als 865 Prozent. Seit einem Jahr mehren sich aber auch die kritischen Stimmen. Anleger werden langsam unruhig und wollen irgendwann auch mal schwarze Zahlen lesen und nicht nur Zukunftsinvestitionen. Das Papier verlor in diesem Jahr um über 14 Prozent an Wert.

Das Tesla ein Papier für eher risikoreiche Anleger ist, zeigt auch die enorme Divergenz der Analysten. Während die UBS Tesla auf „Sale“ abstuft auf ein Kursziel von 190 Dollar, schätzt Morgan Stanley sie auf „Buy“ ein, mit einem Kursziel von 465 US-Dollar ein. Deutlich über dem aktuellen Kurs von rund 210 Dollar.

Es wird richtig spannend zu sehen sein, ob Tesla langfristig Erfolg haben wird oder nur ein cooler Kalifornischer Start-Up bleibt, der genauso schnell unten ist wie er nach oben kam. In einigen Bereichen hat Tesla die etablierten Autohersteller aber schon kräftig geärgert. Spielt der Markt mit und werden Elektro Autos wie erhofft wirklich die Zukunft, kann es für Tesla gewaltig hoch hinaus gehen. Die Automobilindustrie ist aber eine hart umkämpfte und gegen Konkurrenz aus Wolfsburg, Stuttgart oder Detroit kann Tesla momentan wohl kaum ankommen. Es bleibt eine Wette auf ein Unternehmen das noch kein Geld verdient – diese könnte aber aufgehen, sodass Tesla in Zukunft wirklich was zu feiern hat. VAL