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Euro-Bund-Future: Bei 160 ist Schluss – theoretisch

Trotz mickriger Verzinsung stehen deutsche Staatsanleihen bei Investoren weiterhin hoch im Kurs. Ein Gradmesser dafür ist der Euro-Bund-Future, der von einem Rekord zum nächsten jagt. Zuletzt erreichte er sogar seinen theoretisch maximalen Höchstwert von 160 Prozent. Vernünftigerweise wäre hier Schluss. Für Vernunft scheint derzeit jedoch kein Platz zu sein.

BÖRSE am Sonntag

Trotz mickriger Verzinsung stehen deutsche Staatsanleihen bei Investoren weiterhin hoch im Kurs. Ein Gradmesser dafür ist der Euro-Bund-Future, der von einem Rekord zum nächsten jagt. Zuletzt erreichte er sogar seinen theoretisch maximalen Höchstwert von 160 Prozent. Vernünftigerweise wäre hier Schluss. Für Vernunft scheint derzeit jedoch kein Platz zu sein.

Am 26. Februar 2015 war es so weit. Der März-Kontrakt des Euro-Bund-Futures hatte seinen theoretischen Maximalwert von 160 Prozent erreicht. Dieser Wert ergibt sich aus den Kontraktspezifikationen des Futures. Basiswert ist eine fiktive langfristige Schuldverschreibung der Bundesrepublik Deutschland mit einem Zinskupon von sechs Prozent sowie einer Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren. Die Käufer der Futures verpflichten sich bei Fälligkeit, die entsprechenden Papiere vom Verkäufer abzunehmen. Wenn nun eine Anleihe mit 10-jähriger Laufzeit jedes Jahr sechs Prozent an Zinsen abwirft, wäre ihre Rendite bis zum Preis von 160 Prozent positiv. Darüber würde man Verluste einfahren. Es scheint daher ökonomisch völlig absurd, Preise von mehr als 160 Prozent zu zahlen.

Wir erleben derzeit jedoch verrückte Zeiten an den Finanzmärkten. Die Eingriffe der Notenbanken, wie die nun noch verstärken geldpolitische Lockerung der EZB, drücken die Renditen bei den Staatsanleihen von einem Rekordtief zum nächsten. Jüngst rentierten deutsche zehnjährige Papiere mit weniger als 0,2 Prozent. Trotzdem ist die Nachfrage aus den verschiedensten Gründen weiterhin hoch, was die Kurse antreibt. Der nun begonnene Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB könnte die Notierungen weiterhin stützen, weil die Nachfrage auf ein begrenztes Angebot trifft. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Renditen in den negativen Bereich gedrückt werden. Vielleicht klettert der Euro-Bund-Future daher sogar über 160 Prozent. Dauerhaft dürfte ein solch verrückter Ausflug aber nicht sein, selbst in dieser verrückten Zeit nicht. Oder doch?