Page 5

BaS_24-14

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Dem Trend noch folgen!? Im Zweifel für den Angeklagten Der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten in den USA und Deutschland ist ungebrochen. Seit 2009 geht es kontinuierlich aufwärts und die gleich bleibend niedrige Schwankungsbreite deutet nach wie vor keine Marktschwäche an. Es lassen sich Argumente für und gegen weiter steigende Kurse finden. Die Bewertungsmultiples geben nur noch wenig Spielraum für steigende Notierungen. Dafür haben Wirtschaftswachstum und Konjunkturerwartungen die Trendwende vollzogen und die Zentralbanken schaffen weiterhin ein positives Konjunkturumfeld und die Grundlagen für Unternehmenswachstum. Jetzt antizyklisch auf eine Trendumkehr oder gar den großen Crash zu setzen, könnte Investoren teuer zu stehen kommen. Wer im vergangenen Jahr die Höchststände von 8.000 Punkten im DAX und die historisch niedrige Volatilität antizyklisch 05 BÖRSE am Sonntag · 24/1 4 zum Ausstieg nutzte, lag voll daneben. Die Wahrheit ist, wir können Kursentwicklungen nicht vorhersagen, und darauf kommt es auch nicht an. Wichtiger ist es, auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Im Zweifel für den Angeklagten, doch es wäre blauäugig, die aktuelle Entwicklung in die Zukunft fortzuschreiben und keine Rückschläge einzukalkulieren. Kein Trend verläuft ohne Korrekturen. Im Gegenteil, markttechnisch sind Korrekturen äußerst wünschenswert, denn Sie sorgen für Stabilität. Das aktuelle Umfeld mit dem jüngsten Aufwärtsschub und der niedrigen Schwankungsbreite bietet hervorragende Bedingungen, sich taktisch zu positionieren. Die Absicherung gegen fallende Kurse ist historisch günstig. Auch mit Absicherungen per Stop- Loss kann ein Sicherheitsnetz geschaffen werden, ohne die Gewinne zu beschneiden. Damit wird auch die wichtige Liquidität geschaffen, um Korrekturen zum Positionsaufbau zu nutzen. Strategisch sollten Investoren aber auch antizyklische Investitionsmöglichkeiten nicht aus dem Auge verlieren. Die große Skepsis bei Gold und den Emerging Markets beispielsweise werden nicht für immer anhalten. Und der nächste Trend kommt auch hier bestimmt. Dieses Mal ist alles anders Aktienkurse werden durch die Gewinnentwicklung der Unternehmen bestimmt. Diese richtet sich auch an Produktivitätssteigerung und Wirtschaftswachstum aus, die auf natürlichen Antriebskräften basieren. Es ist keine Kunst, einen DAX von 20.000 zu sehen – fraglich nur, wann und vor allem unter welchen Schwankungen. Die Kursanstiege speziell seit 18 Monaten sind nur begrenzt durch Gewinnentwicklung erklärbar. Das Wachstum bleibt hinter dem vergangener Krisen zurück. Eine Rückkehr zu dem über Jahrzehnte kreditfinanzierten Trendwachstum ist fraglich. Vielmehr spielt die durch das niedrige Zinsniveau geschaffene Alternativlosigkeit der Aktie eine wichtige Rolle. Das letzte Jahr hat mit Marktverwerfungen dokumentiert, welche Gefahr durch eine potentielle Zinswende droht. Diese dürfte noch einige Jahre entfernt bleiben, sorgen doch Überschuldung, Arbeitslosigkeit und kaum selbsttragendes Wachstum für eine andere Zielsetzung bei Politik und Notenbanken. Dennoch sind Risiken dieses globalen geldpolitischen Experiments kaum quantifizierbar. Die niedrige Volatilität an den Kapitalmärkten deutet auf einen hohen Grad an Sorglosigkeit. Diese Tatsache bedeutet aber nicht, dass man auf einen Crash setzen sollte. Korrekturen sind vom Markttiming her außerordentlich schwer zu treffen. Aber man sollte ausgehend von heutigen Kursen nicht blind auf die Kontinuität dieses künstlich geschaffenen Trends setzen. Warren Buffett sagt: „Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen ist, weil sie steigt.“ In Erwartung steigender Schwankungen an den Kapitalmärkten ist es wichtig, jenseits von scheinbar stabilen Trends in Kursverläufen nach Wertpapieren zu suchen, die bisher vernachlässigt wurden oder deren Geschäftsmodelle eine langfristige Wertschöpfung erwarten lassen. Es ist Zeit für eine sehr aktive Selektion von Papieren. Ferner sollte das vorhandene Risikobudget für die Wertpapieranlage kritisch hinterfragt werden, ob eine Rückkehr zu höherer Volatilität im Rahmen der Anlagestrategie tragbar ist. Susanne Woda Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions GmbH in Dreieich Thomas Böckelmann Geschäftsführender Gesellschafter der VEITSBERG Gesellschaft für Vermögensbetreuung mbH in Ravensburg Pro & Contra


BaS_24-14
To see the actual publication please follow the link above