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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe Botschaft, die Regisseur Neuenfels ihnen anvertraut hat. Ihre durch Laborversuche schrittweise erzielte Menschwerdung ist auch eine Form von Erlösung aus einer Existenz, die sich als bloßes Da-Sein vollzieht. Indem sie die äußere Hülle fallen lassen, zeigen sie, dass sie nicht mehr als Ratten leben wollen. Ihr Experiment ist aber dazu verurteilt zu scheitern, weil es „keine Flucht aus dieser Welt“ gibt. Es ist das gleiche Scheitern, das Lohengrin widerfährt, als er glaubt, die Befreiung aus seiner existentiellen Einsamkeit in Elsas bedingungsloser Hingabe zu finden, und von ihrer Frage nach seinem Geheimnis enttäuscht wird. Großzügig und lang anhaltend der Applaus, mit dem das Publikum sich für die Meisterleistung von Orchester und Ensemble revanchiert. So wie Baumgartens Tannhäuser von 2011, Glogers Holländer von 2012 und Frank Castorf Ring im vergangenen Jahr wurde auch Neuenfels Lohengrin bei der Premiere mit heftigen Buh-Rufen empfangen. Inzwischen gehört Wagners populärste Oper in der Neuenfelser Deutung zu den ausgesprochenen Publikumslieblingen. „Kein Wunder – kommentiert Dr. Sven Friedrich, Direktor des Wagner Museums, bei seinem „inszenierungsbezogenen Einführungsvortrag“ am Vormittag vor der Vorstellung. „In Bayreuth wird der Skandal von heute zum Kult von morgen“. Etwa reduziert erscheint - nach den umfangreichen Aktivitäten im Wagner- Jubiläumsjahr 2013 - das rund um Bayreuth gebotene Rahmenprogramm. Noch zu sehen am Grünen Hügel, wo sie unbedingt bleiben sollte, ist die Freiluftausstellung der Axel-Springer-Stiftung über die jüdischen Musiker, die in Bayreuth mitwirkten, während deren Fortsetzung Die Bayreuther Festspiele und die „Juden“ 1876 bis 1945 vom 13. August bis zum 16. Oktober August ins Alte Schloss in der Stadtmitte wieder einzieht. Zum Höhepunkt der Festspiele (26.07 bis 10.8.) zeigte Klaus Billand aus Wien in den gleichen Räumen eine eindrucksvolle Schau mit Plakaten zu Wagners Neuinszenierungen in Europa, Amerika und Asien mit dem klangvollen Titel (... und Tristan-Zitat)„Wie, hör ich das Licht? „Eine weitere Ausstellung über den vergessenen Zweig der Wagner-Familie in der Schweiz kann bis zum 10. September in der Stadtbibliothek besucht werden. Ein ganz besonderes Highlight bietet schließlich in der zauberhaften Atmosphäre der Klaviermanufaktur und Kulturzentrum im historischen Steingräber-Haus eine vom Leipziger Grassi Museum übernommene Ausstellung über Wagners vergessenes Instrumentarium. Die Schau dokumentiert seinen phantasievollen Umgang mit den Instrumenten seiner Zeit, seine Aufgeschlossenheit für Neuerungen und gleichzeitig für längst vergessene Instrumente, die er teilweise als Attrappen auf der Bühne stellen ließ, sowie seine Vorliebe für Sonderanfertigungen von so genannten „Effektivinstrumenten“ wie „Trommel-Donnermaschinen“, „gestimmte Ambosse“ oder „Hängebecken“. tabularasamagazin.de Anzeige 29 BÖRSE am Sonntag · 35/1 4 Veranstaltung der Woche


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