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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe „Memoiren des Herren von Schnabelewoski“ inspiriert wurde. Zum Kunstwerk erhoben wird die Aufführung erst durch die virtuos-leidenschaftliche Führung von Christian Thielemann, der goldene Klänge aus dem „mystischen Abgrund“ meisterhaft filtrieren lässt und das Publikum zum Jubeln bringt. Zum Erfolg des Musikdramas tragen schon ab Beginn der Ouvertüre der mächtige Festspielchor unter Eberhard Friedrich und das Ensemble, aus dem Benjamin Bruns als Steuermann, Samuel Youn als der Holländer, Ricarda Merbeth als Senta und vor allem Kwanchul Youn als Daland herausragen, der – nach seinem Debüt 1996 – zum sechzehnten Mal in Bayreuth mitwirkt. Nach der düstereren Höllengestalt des Holländers präsentiert sich Lohengrin als strahlende Figur. Seine Suche nach Erlösung durch die Liebe ist nicht nur metaphysischer Art sondern ganz konkret. In der Schwebe zwischen heidnischer und christlicher Welt vollzieht sie sich dies in einem Streben nach Freiheitserlangung, einem Privileg, das nur dem Menschen gegönnt ist, denn allein der Mensch kann frei sein. In der Inszenierung vom erfahrenen Opernregisseur Hans Neuenfels, die zum vierten Mal in Bayreuth zu sehen ist, wird Lohengrins sagenumwobene Geschichte in ein Labor transponiert, in dem Tierversuche gemacht werden. Von jedem Heldentum befreit, schreitet der Titeldarsteller ohne Ritterausrüstung und ohne Schwan voran, und scheint nur seine Liebessehnsucht erfüllen zu wollen. Feinfühlig interpretiert wird er von einem Klaus Maria Vogt, der fast ätherisch, wie ein Wesen aus einem anderen Planeten wirkt. In einem herrlichen weißen Kleid aus Schwanenfedern tritt neben ihm eine selbstbewusste Elsa auf, dargestellt durch Edith Haller als optimaler und sehr geschätzter Ersatz für die aus Mutterschutzgründen ausgefallene Rolleninhaberin Annette Dasch. In Andris Nelsons findet Vogts lyrische Interpretation den kongenialen musikalischen Leiter, der die Klangfarbe seiner engelhaften Stimme voll zur Geltung kommen lässt. Dem gegenüber steht kontrastreich und theatralisch äußerst wirkungsvoll das Spektakel, das durch die Auftritte des – wie beim Holländer – von Eberhard Friedrich geleiteten Festspielchors geboten wird. Surreal und gleichzeitig sehr ästhetisch präsentiert sich das Volk von Brabant als der andere Protagonist der Oper. Ratten in menschlicher Größe mit Kunststoffkrallen und langen hängenden Schwänzen bringen nicht nur eine humorvolle Note in das Ganze hinein. In witzigen, von Reinhard von den Thannen entworfenen mal schwarzen, mal weißen oder sogar rosafarbenen Neopren-Kostümen sind sie die Überbringer der 28 BÖRSE am Sonntag · 35/1 4 Veranstaltung der Woche


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