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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE In keinem anderen Land der Welt ist die Kultur des Fernsehens so wichtig wie in den USA. Für den Komfort der Konsumenten wurden in den letzten Jahrzehnten nicht nur Features wie zeitversetztes Fernsehen erfunden, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle entwickelt. Eines davon trägt den flotten Namen Netflix und dominiert den amerikanischen Markt für Online-Streaming von Filmen und Serien. Die Anfänge des Unternehmens als Onlinevideothek liegen in den späten Neunziger Jahren. Damals war das Internet nur der Ort, wo man Filme bestellen konnte - geliefert wurden sie noch nicht per Drahtlosnetzwerk, sondern per Post. Heutzutage ist die Technik weit fortgeschritten, doch die Idee ist dieselbe geblieben. Für einen festen Monatsbeitrag können die Kunden unbegrenzt Filme und Serien konsumieren. Die Präsentation der Inhalte erfolgt dann wie bei einer DVD: Keine Werbepausen oder -einblendungen, dazu eine Funktion zum Pausieren. Extrem wichtig für den Erfolg und die internationale Bekanntheit von Netflix sind auch die eigens produzierten Serien des Unternehmens. Prominenteste Beispiele: „Orange is the New Black“ sowie das Politdrama „House of Cards“ mit dem Oscar-Preisträger Kevin Spacey, das 2013 anlief. Was die US-amerikanischen Nutzer begeistert und ihre Zahl stetig steigen lässt, könnte für europäische Märkte wie Deutschland aber noch zu einem nachhaltigen Problem werden. Mit 37 Millionen Nutzern hat Netflix mittlerweile jeden einzelnen der herkömmlichen amerikanischen Fernsehsender überholt. Insgesamt beträgt die Zahl der Abonnenten 53 Millionen aus fast fünfzig Ländern. Für das dritte Quartal hatte Netflix mit einem weiteren Wachstum um 3,7 Millionen gerechnet, was für die Einnahmen des Unternehmens natürlich sehr positiv gewesen wäre. Wie sich Mitte der vergangenen Woche zeigte, waren die Erwartungen des Unternehmens sowie der Anleger allerdings stark überhöht. Zwar gewann der Streamingdienst allein in den USA 980.000 neue Abonnenten, doch die Prognose hatte 1,2 Millionen vorgesehen. Zudem scheint der Markteintritt in Europa schleppender zu verlaufen als erhofft. Grund dafür ist nicht nur die vorhandene Konkurrenz, in Deutschland etwa Watchever, Maxdome und Amazon Prime Instant Video. Diese können immerhin mit Serienhits wie Breaking Bad oder Mad Men aufwarten. Vielmehr dürften einige potenzielle Kunden vom reduzierten Angebot im Vergleich zur amerikanischem Version enttäuscht sein. Denn für einige Formate liegen die Rechte in Europa noch bei anderen Anbietern, zum Beispiel Sky. Das bedeutet teilweise erhebliche Verspätungen, sogar bei der dritten Staffel der hauseigenen „House of Cards“-Serie. Unternehmen der Woche Fotos: netflix.com Zwar gewann der Streamingdienst allein in den USA 980.000 neue Abonnenten, doch die Prognose hatte 1,2 Millionen vorgesehen. 23 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4


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