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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Deutscher Markt als große Herausforderung Gerüchten zufolge soll Netflix daran interessiert sein, Lizenzen mit der ARD für den Tatort auszuhandeln. Schließlich ist jedes starke Format, das die potenziellen Kunden vom Netflix-Schauen abhält, ein Konkurrent. Der Kampf um die Abonnenten hat also für Netflix auch in Deutschland schon richtig begonnen. Problematisch könnten hierzulande die zahlreichen, frei e mpf a n g b a r e n Sender und deren Mediatheken im Netz werden – der Bedarf an zusätzlichen, kostenpflichtigen Angeboten ist vergleichsweise gering, das hat auch Sky schon erfahren müssen. Weil der wichtigste Markt aber weiterhin die USA sind, fiel der Aktienkurs sogar schon vor der Verkündung der Quartalszahlen. Dahinter steckt eine Ankündigung des amerikanischen Bezahlsenders HBO einige Stunden zuvor. Ab dem nächsten Jahr will der zu Time Warner gehörige Sender seine Inhalte ebenfalls für das Online-Streaming verfügbar machen. Bekannt ist er vor allem für „Game of Thrones“ und die Kultserie „The Sopranos“ – ernsthafte Gefahr also für Netflix? Vielleicht nicht ganz, oder noch nicht. Denn Netflix hat sich über die Jahre ein enormes Image aufgebaut und ist gerade in den USA sehr beliebt, das beweisen die Zahlen. Auch wenn Neueinsteiger in das Online-Streaming-Geschäft hochkarätige Sendungen mitbringen, wird Netflix wohl noch eine ganze Weile von seinem großen Abonnentenstamm profitieren und ein Wachstum in den Nutzerzahlen verzeichnen können. Es gibt natürlich noch einen anderen Punkt, der einen rasanten Kundenzuwachs bremsen kann: Der liebe Preis. Generell werden die Online-Streamingdienste von Nutzern als günstig betrachtet, da sie im Monat nur um die zehn Euro kosten oder geschickt mit anderen Angeboten wie Amazon Prime verknüpft sind. Doch Netflix wollte sein Potenzial offenbar voll ausschöpfen und hat sich dabei überschätzt. Der Preis für Neukunden wurde um einen Dollar erhöht, Mitgliedern dafür eine Garantie des ursprünglichen Preises für zwei Jahre zugesagt. Wie CEO und Mitgründer Reed Hastings im Gespräch mit Analysten über die Quartalsergebnisse zugab, sei man bei den Abonnementpreisen noch im Lernprozess: „Wir werden unseren Mitgliedern auf jeden Fall genau zuhören, und wenn wir dann immer mehr großartige und originelle Inhalte hinzufügen, denke ich dass wir auch für die Kunden wertvoller werden. In diesem Quartal haben wir daher eine Anpassungsphase. Wir lernen gerade, wie man das macht.“ Die Anleger jedenfalls haben jetzt auch gelernt, und zwar, dass man den Zuwachsprognosen von Netflix nicht immer über den Weg trauen sollte. Mehr Abonnenten? Nur mit guten Eigenproduktionen Neben den Abonnentenzahlen veröffentlichte das US-Unternehmen natürlich auch seinen Umsatz und Gewinn sowie eine neue Prognose für das laufende Quartal. Diese konnten die allgemeine Enttäuschung jedoch auch nicht eindämmen. Mit 1,2 Milliarden US-Dollar verzeichnete Netflix einen Umsatzanstieg um ganze 38 Prozent, der Gewinn wuchs von 32 auf 59 Millionen Dollar. Für das vierte Quartal rechnet man zudem mit vier Millionen neuen Abonnenten. Dies könnte durchaus berechtigt sein, da die Wintermonate generell mehr Leute vor die Bildschirme bringen. Im Vorjahreszeitraum lag der Zuwachs sogar bei über vier Millionen. Die Ankündigung von HBO sieht man bei Netflix indes als positives Signal für die Branche. CEO Hastings wies darauf hin, wie stark es damit die gesamte Gesellschaft weiter zum Internetfernsehen Der Erfolg des Streaminganbieters steht und fällt ganz klar mit den Wachstumszahlen der Abonnenten. Netflix Stand: 17.10.2014 24 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4


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