Page 39

BaS_42-14

Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstofe den Autoren, die zuvor ein Buch unter dem Titel „Der größte Raubzug der Geschichte“ vorgelegt hatten, auch zu erwarten. Neben berechtigten Anmerkungen kommt allerdings die Bankbranche sehr pauschal sehr schlecht weg. Ein wenig zu pauschal. Zum Beispiel wird an einigen Stellen nicht mitgeteilt, dass so manches Geschäft, dass vor der Finanzkrise von 2008 und auch danach getätigt wurde, legal war. Daher fehlt gelegentlich auch der thematische Durchgriff auf den Gesetzgeber, auf die Inhaber der Gelder, die angelegt oder verschoben wurden, auf mancherlei Unternehmen. Gewisse Divergenzen ergeben sich zwischen den einzelnen Kapiteln in der Beurteilung von Sachfragen, als Beispiel sei die Frage nach dem gerechten Lohn und dem Niedriglohnsektor genannt. Die Graphiken, die das Layout des Buches auflockern, sind hilfreich. Die Comics, die eingestreut wurden, sind entbehrlich. Weik und Friedrich ist ein Werk gelungen, das einen Überblick bietet. Von einer Lösung, und sei sie auch ein Crash, ist hingegen wenig zu sehen. Die Autoren legen Fakten und Zahlen nebeneinander, die wichtig sind und die alle Marktteilnehmer kennen sollten – egal, wie sie darüber denken. Das ist eine Stärke. Breiter Raum wird einer Analyse der Verschuldung, sortiert nach Ländern, eingeräumt. Das ist ein hilfreicher Überblick. Die Anlagetipps schließlich dienen konsequenterweise der möglichst unfallfreien Erhaltung des Matthias Weik und Marc Friedrich: Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten. Eichborn Verlag 2014. 384 Seiten.
 ISBN-13 978-3-8479-0554-7, gebunden 19,99 EUR, broschiert 9,99 Euro. Vermögens, nicht etwa der Maximierung der Rendite. Das ist verdienstvoll, weil heutzutage realistisch. Edelmetalle, das Engagement in alternative Energieanlagen und bei ganz real arbeitenden, lokalen Betrieben, dazu natürlich Landbesitz: das sind solide Empfehlungen, die übrigens nicht nur ausschließliche Anlageform, sondern – für optimistischere Gemüter – auch als Depotbeimengung genutzt werden können. Auch Crowfunding halten die Autoren interessanterweise für eine Geldanlage der Zukunft. Ob sich jederman der hier als Tatsache präsentierten Meinung, das weltweite Finanzsystem werde binnen kurzem kollabieren, anschließen wird, ist eher fraglich. Denjenigen, aber das tun möchten, werden in „Der Crash ist die Lösung“ durchaus sinnvolle Alternativen zu einer möglichen Umschichtung des Vermögens genannt. Hier sind allerdings Schwächen kaum zu vermeiden gewesen. Welche Alternative ist wirklich sicher? Am Ende bleiben, etwas zugespitzt, nur anonym gekauftes Gold, bestimmte Sorten von Whiskey und Streuobstwiesen. Das ist zwar eine schöne Allegorie auf die den Finanzmärkten von heute wirklich zugrundeliegende Problematik, aber doch wirklichkeitsfremd. Wer im Crash die Lösung sucht, kommt nicht wirklich weit – auch das kann eine sinnvolle Lesefrucht sein. Und dann, ganz am Schluss, bekommen die Autoren doch noch die Kurve. Die Krise – mit oder ohne Crash – wird sich nur dann nicht wiederholen, wenn ein „Wandel von uns selbst ausgeht“. Die Gesellschaft müsse sich, so Weik und Friedrich, wieder auf Werte wie „Bildung und Erziehung, Mündigkeit, Wert, Moral und Ethik, Demut und Dankbarkeit, Liebe und Vertrauen“ zurückbesinnen. Bravo! Zustimmung! Indes – erreicht wird dieses Ziel wohl nie. Festzuhalten bleibt damit, dass sich die Schlussfolgerung in „Der Crash ist die Lösung“ deutlich von der Politik der EU und der Bundesregierung unterscheidet, die beide am Euro als dem Symbol für die Einigung Europas festhalten. Soll man das Buch nun kaufen? Nun ja, vielleicht reicht es, es sich beim Nachbarn auszuleihen. Der hat’s ja vielleicht im Schrank stehen und weiß nicht recht, was er davon halten soll. 39 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4 Buch der Woche


BaS_42-14
To see the actual publication please follow the link above