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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Der Kurssturz war dramatisch. Nachbörslich sackte die Notierung des weltgrößten Online-Händlers um bis zu 13 Prozent ab auf neue 52-Wochen-Tiefs von zuletzt nur noch knapp unter 280 Dollar. Zu Jahresbeginn lag der Kurs noch bei über 400 Dollar. Es gibt Gründe für Verkaufswellen. Amazon- Gründer Jeff Bezos ist ein Kämpfer, ein Beißer. Er nimmt sich einen Markt nach dem anderen vor und wo er einfällt, da wächst kein Gras mehr. Doch selbst ein Jeff Bezos zeigt irgendwann Statt als der Beste in allem dazustehen, sieht Amazon aus wie der Beste in gar nichts. Ermüdungserscheinungen. Wenn einer gegen alle kämpft, kann das nicht ohne Spuren bleiben. Autoren griffen Amazon an, Verlage probten den Boykott, Disney ließ die Muskeln im Filmverkauf spielen. Das Smartphone wurde vom Exklusivpartner AT&T nach wenigen Wochen von 199 Dollar (mit neuem Zweijahresvertrag) auf praktisch null gesetzt, weil es keine Käufer fand. Im Analystengespräch am Donnerstag dann das Eingeständnis: Ja, es gab am Quartalsende für 83 Millionen Dollar unverkaufte Geräte und eine Abschreibung von 170 Millionen Dollar auf das „Fire“- Phone. Dazu kam noch die sündhaft teure Akquisition des Videospiele-Onlinesenders Twitch für eine Milliarde Dollar. Die einzelnen Schleuderspuren verdichteten sich im Quartal zu einer fetten, schwarzen Bremsspur. Am Ende verzehnfachte sich der Nettoverlust im Quartal gegenüber Vorjahr locker von 41 auf 437 Millionen Dollar. Bezos hatte vor hohen Verlusten gewarnt, das stimmt. Er macht unverhohlen klar, dass für ihn Wachstum vor Gewinn geht. Doch das was jetzt auf den Tisch kam, war weit übler als erwartet. Es war sogar ein Rekordverlust. Wenn er dafür im Gegenzug wenigstens unwiderstehliche Umsatzzahlen abgeliefert hätte: Das Plus von 20 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar half jedoch nicht, über die Gewinn-Enttäuschung hinwegzusehen. Im Gegenteil. Für das Weihnachtsquartal, das wichtigste des Jahres, warnt Bezos erneut vor massivsten operativen Verlusten in Höhe von bis zu 570 Millionen Dollar bei dann 27 bis 30 Milliarden Dollar Umsatz. Das wäre der nächste Rekordverlust. Markenberater Kevin Paul Scott fürchtet, dass sich Bezos schlicht verzettelt hat. „Statt als der Beste in allem dazustehen, sieht Amazon aus wie der Beste in gar nichts“, warnt er. „Bezos geht in zu viele verschiedene Richtungen auf einmal“, erklärt er gegenüber dem Handelsblatt. Da ist zum Beispiel auch der Video-Onlinedienst Netflix, der ebenfalls schlechte Zahlen präsentieren musste. Ihn geht Bezos mit seinem „Amazon Prime Video“ voll an und investiert Hunderte Millionen Dollar. Jetzt zeigt der Markt Ermüdungserscheinungen und gleichzeitig neue Gegner. Der Pay-TV-Sender HBO zieht 2015 gegen Netflix zu Felde – und damit auch Amazon. Gleichzeitig wird der Preiskampf um gute Inhalte immer schärfer, je mehr Interessenten um die Rechte buhlen. Angekündigt ist zudem der vorsichtige 17 BÖRSE am Sonntag · 43/1 4 Unternehmen der Woche


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