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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart kehrten Buffett und seine Holding Berkshire Hathaway dem Energiesektor weitgehend den Rücken und zogen ihre Beteiligungen im Wert von rund vier Milliarden Euro aus dem Energieriesen ExxonMobil ab. Geschätzt wird, dass Buffett insgesamt rund 40 Milliarden Dollar zur Verfügung hat, die investiert werden wollen. Das Werben um deutsche Familienunternehmer Buffett ist grundsolide, er kennt den Wert der Familie, er gilt als konservativ. Das scheint eine wichtige Voraussetzung für sein Interesse gerade an deutschen Familienunternehmen zu sein. Sie haben das, was Buffett bei seinen Anlageobjekten schätzt: Lange bewiesene Solidität sowie interessante Ertragschancen. Buffetts Einstieg bei der Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH, einem renommierten Hamburger Händler Kaufe einen Dollar und bezahle dafür nicht mehr als 50 Cent. für Motorrad-Zubehör, soll daher nur der Anfang seiner Einkaufstour in Deutschland sein. Für rund 400 Millionen Euro hatte Berkshire Hathaway jüngst dieses mittelständische Unternehmern übernommen. Eine vergleichsweise lächerliche Investition für Buffetts Verhältnisse. Doch die Signalwirkung für den deutschen Markt ist enorm. Eingefädelt hat den Deal Zypora Kupferberg, die Finanzberaterin von Louis. Sie ist es auch, die in Deutschland derzeit nach weiteren Anlageobjekten für Buffett Ausschau hält. In der Zwischenzeit macht der Multimilliardär aber auch persönlich für sich Werbung. So zum Beispiel am Montag bei einer Veranstaltung des „Union International Club“, dem „Who ist Who“ der deutschen Familienunternehmer. Auf der Gästeliste standen so bekannte Namen wie Stefan Quandt, Großaktionär bei BMW, oder Mathias Graf von Krockow vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Der Besuch war Teil einer gezielten PRAktion von Buffett, die ihn und seine Ambitionen in Deutschland besser bekannt machen sollte. Schließlich sollen potentielle Verkäufer Berkshire Hathaway demnächst als eine der ersten Adressen auf dem Schirm haben. Abgrenzung zur Konkurrenz Punkten will Buffett bei den traditionsbewussten Unternehmern insbesondere mit Vertrauen und dem Versprechen einer langfristigen Anlage. „Wer ein Unternehmen, das viele Jahre im Familienbesitz war, an Berkshire verkauft, kann sich sicher sein: Wir verkaufen es nicht weiter“, so der Starinvestor aus Amerika gegenüber dem Handelsblatt. Zudem müssten die Verantwortlichen auch nach einer Übernahme keine Weisungen aus der Zentrale in Omaha fürchten und könnten ihre Geschäfte wie gewohnt weiterführen. Buffett ist schon seit längerem ein Freund einer dezentralen Unternehmensorganisation. So sind im Firmensitz nur etwa 25 seiner insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit seinem Konzept verfolgt Buffett eine klare Abgrenzung zu den Private-Equity-Investoren, die ebenfalls auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollen. Für sie wären Unternehmen wohl eher Spekulationsobjekte denn langfristige Anlage. Buffetts Vorgehen folgt dabei einer klaren Strategie. Denn der Multimilliardär dürfte sich bewusst sein, dass er selbst mit Berkshire im Rücken mit den finanzstarken Fonds nicht mithalten kann. Experten schätzen, dass diese knapp 1,2 Billionen Dollar investieren können. Daher setzt der Amerikaner auf das Ego und den Stolz der deutschen Unternehmerklasse. Dass Buffett mit seinen Investments am Ende Erfolg haben wird, das bezweifeln derzeit wohl nur wenige. Dennoch birgt ein Aufspringen auf den Buffett-Hype gerade für Kleinanleger hohe Risiken. Schließlich kursieren aktuell viele Namen an der Börse, an denen Buffett angeblich Interesse gezeigt haben soll. Am Ende wird der Investor aber wohl nur eine handvoll davon tatsächlich übernehmen. Zudem müssten Anleger wohl einen ähnlich langen Atem wie der amerikanische Investor haben. Für kurzfristige Kursgewinne sind die Übernahmeziele von Buffett wohl das falsche Anlageobjekt. Verkaufswillige Unternehmer hingegen sollten sich schnell bei Buffett melden. Zwar ist der Investor von den Deutschen angetan, doch auch auf die anderen großen Volkswirtschaften in Europa soll Buffett ein Auge geworfen haben. So sind derzeit auch Gespräche mit italienischen und französischen Unternehmen angedacht. RS Eine der Keimzellen des Imperiums – Hathaway Mills, Bedford, im US-Bundesstaat Massachusetts. Quelle: Wikipedia 16 BÖRSE am Sonntag · 09/1 5 Spezial


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