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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Die Währung der Einheit Um Mitternacht am 1. Juli 1990 beginnt die Deutsche Bank mit der Einführung der D-Mark in der DDR. 25 Jahre später beschreibt ein Buch die Geschichte der Bank in den neuen Ländern. Im Sommer 1990 ist in Berlin nichts mehr wie bisher. Es ist Samstagnachmittag, 30. Juni, wenige Stunden bevor die neue Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion in Kraft tritt. Und wenige Stunden bevor die Bürger der noch existierenden DDR ihre Ersparnisse in D-Mark tauschen können. Als um Mitternacht die Währungsunion beginnt, öffnet die Deutsche Bank am Alexanderplatz als erste Bank ihre Schalter. Sie hat dort in einem der Geschäfte hektisch Quartier bezogen. Ab sofort kann jeder DDR-Bürger Mark in DMark tauschen, in jene Währung, die für so viele Ostdeutsche über Jahrzehnte das Symbol von Wohlstand und wirtschaftlicher Freiheit war. Für die Deutsche Bank ist es der Beginn eines erfolgreichen Comebacks. Denn in dieser Nacht geht sie auch zu ihren ostdeutschen Wurzeln zurück. 1870 wurde die Bank in Berlin gegründet, dort sollte sie bis April 1945 ihre Zentrale haben. Dann schließt die sowjetische Besatzungsmacht alle Filialen und Geschäftstätigkeiten. Aus dem ostdeutschen Alltag verschwindet die vormals größte deutsche Bank für Jahrzehnte – bis 1989. Im November 1989 öffnet sich über Nacht nicht nur eine Grenze, sondern auch ein Markt. Mehr als 16 Millionen DDR-Bürger hoffen auf Teilhabe am westlichen Lebensstandard. Auch die Deutsche Banküberrascht der Umbruch. Allerdings ist die DDR für die Bank kein unbekanntes Land. Früher als andere Wirtschaftsvertreter plädiert der damalige Vorstandssprecher Alfred Herrhausen schon kurz nach dem Fall der Mauer für eine Einheit beider deutscher Staaten. Dies, so Herrhausen, sei „historisch, kulturell und unter menschlichen Gesichtspunkten ein natürliches Bestreben“. Herrhausen soll Recht behalten, erleben darf er es nicht. Während sich die Deutschen noch immer über den Mauerfall wenige Wochen zuvor freuen, wird er am 30. November 1989 ermordet. Doch die Geschichte lässt sich in diesen Monaten nicht bremsen. Politiker in Ost und West verhandeln bereits über die Form einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen den beiden deutschen Staaten, zum 1. Juli 1990 tritt sie in Kraft. Es ist ein Datum, das nach dem Mauerfall am 9. November den zweiten bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit bildet. Die DDR-Mark kann bis zu bestimmten Höchstgrenzen 1:1 in D-Mark getauscht werden, neben dem allgemeinen Umstellungsverhältnis von 2:1. Alle laufenden Zahlungen wie Löhne oder Rente werden auf D-Mark umgestellt. Gemeinsam mit der Staatsbank der DDR gründet die Deutsche Bank ein Joint Venture: die „Deutsche Bank – Kreditbank AG“. In nur wenigen Wochen entsteht eine funktionsfähige Geschäftsbank mit über 9.000 Mitarbeitern, die pünktlich zum Start der Währungsunion an 140 Standorten ihre Schalter öffnet. Doch zunächst mangelt es an allem: Telefonleitungen, EDV-Netzen, Computern, Faxgeräten, Druckern, Rechenzentren. Und schnelle Antwort gibt es meist nur per Funktelefon. Zugleich müssen die ehemaligen Angestellten der Staatsbank für das neue Bankgeschäft geschult werden. Denn das eigentliche Kreditgeschäft und der Kern des Bankgeschäfts, die Bewertung Harald Eisenach Vorsitzender der Regionalen Geschäftsleitung Ost der Deutschen Bank Von Harald Eisenach Gastbeitrag 26 BÖRSE am Sonntag · 27/1 5


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