Page 14

BaS_30-15

UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Till Christian Budelmann Berenberg Bank (Schweiz) AG Charles Darwin und das Fondsmanagement Von Till Christian Budelmann Hat die moderne Portfoliotheorie mit der These „Nobody beats the market“ recht? Kann mit einem aktiven Aktienansatz im Fondsmanagement überhaupt noch ein Ergebnis erzielt werden, das nach Kosten besser als der Markt darsteht? Sollte man es als Portfoliomanager überhaupt noch probieren, aus einem Korb voller Aktien die besten herauszupicken? Die Antwort lautet ganz klar: ja. Die Ineffizienzen der internationalen Aktienmärkte bieten nach wie vor eine Vielzahl an Chancen. Um jedoch diese im Portfoliomanagement zu nutzen, müssen drei Regeln beachtet werden. Von Beginn der fünften Auflage seines Werkes „Die Entstehung der Arten“ überschreibt Charles Darwin das Kapitel über die natürliche Selektion mit der seitdem bekannten Formulierung „Survival of the fittest“. Mit „Fittest“ ist hierbei der Grad der Anpassung an die Umwelt gemeint. Das heißt im Umkehrschluss, dass nicht etwa die Art überlebt, die alle Feinde besiegt, sondern vielmehr diejenige, die sich ihrer Umwelt am besten anzupassen versteht. Genau diese Theorie greift die evolutionäre Finanzmarktforschung auf. Die so genannte Evolutionsökonomik zielt darauf ab, Finanzmärkte auf Analogien zur Biologie zu untersuchen. Gewisse Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie scheinen demnach auch auf den Finanzmärkten zu gelten und dabei im besonderen Maße auf dem Aktienmarkt. Selektionssysteme, die die notwendige Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Marktphase nicht aufweisen, scheitern am Wandel der Umwelt. Das ist die entscheidende These, die zurück auf die drei Regeln führt, die im Portfoliomanagement Beachtung finden sollten. 1. Darwinistisch Denken Ein erfolgreicher Aktienselektionsansatz muss anpassungsfähig sein, frei von Emotionen und Bankinteressen. Am Aktienmarkt besteht die Gefahr, dass sich Anleger aus den vorhandenen Informationen nur diejenigen Quellen heranziehen, die ihm bezüglich der eigenen (Wunsch-)Vorstellungen als wichtig erscheinen. Zu oft halten Investoren trotz eindeutiger Fehlindikation an einmal getroffenen Entscheidungen fest. Negativmeldungen werden relativiert. Bevorzugt werden genau die Meldungen, die den ursprünglich getroffenen subjektiven Entschluss stützen. Die Folge daraus ist, dass Marktteilnehmer zu lange an Entscheidungen festhalten, da sie durch das Eingeständnis einer Fehlentscheidung Schwäche zeigen würden. Sie tappen in die so genannten Rationalitätsfalle. Was zur Regel Nummer zwei führt. Gastbeitrag 14 BÖRSE am Sonntag · 30/1 5


BaS_30-15
To see the actual publication please follow the link above