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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE darauf ab, den Schuldenberg von Glencore von bisher 30 auf dann 20 Milliarden Dollar zusammenzuschrumpfen. Doch genau hier setzte die Kritik der Analysten von Investec an. Die hohe Verschuldung könnte zu einem existenzbedrohenden Problem werden, wenn sich die Rohstoffpreise nicht erholten und der Konzern nicht umfassend umgebaut werde, warnten die Analysten von Investec am Montag in einem Kommentar. Spekuliert wurde, dass bei einem Verfall der Rohstoffpreise um weitere fünf Prozent, das Kreditrating von Glencore auf Ramsch herabgesetzt werden würde. Damit wäre es für das Bergbauunternehmen sehr schwierig geworden, überhaupt noch an Kredite zu kommen. Bei der aktuellen Lage sind fünf Prozent allerdings fast Tagesschwankungen bei den Rohstoffpreisen. Anleger bekommen kalte Füße Die Anleger reagierten mit Panikverkäufen. Die Nachricht von einem Flash Crash machten die Runde, wie die Ereignisse am US-Aktienmarkt im Mai 2010 bezeichnet werden. Wie John Meyer, Bergbau-Analyst beim Handelshaus SP Angel Corporate Finance LLP in London gegenüber Bloomberg mitteilte, hatte diese Entwicklung jedoch eher etwas mit der Dynamik des Marktes zu tun gehabt, als mit der Realität. Die Anleger haben nach den schlechten Nachrichten der vergangenen Monate überstürzt verkauft. „Der Markt hat kalte Füße bekommen“, ist Meyer überzeugt. Auf Druck von Investoren, darunter Legal & General Group Plc, reagierten die Verantwortlichen am Dienstag mit einer Pressemitteilung. Ohne diese, so befürchteten die Geldgeber, hätte es zu einem „Quasi- Lehman-Moment“ kommen können, bei dem Gerüchte über die Überlebensfähigkeit des Unternehmens dem Kurs schadeten, weil es an Informationen von der Führung mangelte. In der Mitteilung erklärt Glencore, das Geschäft des Unternehmens bleibe operativ und finanziell robust und weise einen positiven Cashflow, gute Liquidität und absolut keine Probleme bei der Zahlungsfähigkeit auf. Zudem verfüge es über starke Kreditlinien und es gebe keine Schulden-Covenants. Ein "ziemlich defensives Statement von Glencore, aber das ist verständlich angesichts der Unruhe der letzten paar Tage", meinte Numis Securities Ltd. am Mittwoch. An der Börse kam es daraufhin zu einer technischen Gegenbewegung. Am Dienstag stieg der Kurs der Aktie wieder um 17 Prozent, am Mittwoch noch einmal um 13,6 Prozent, sodass die Verluste vom Wochenanfang wieder wettgemacht wurden. Zupass kamen Glencore dabei die wieder steigenden Metallpreise. Auch in einer Analyse von JP Morgan hieß es, dass die Aktie nach dem Preisverfall am Montag unterbewertet sei. Man riet den Konzernverantwortlichen jedoch, weiteres Kapital zu generieren um die Kreditrisiken zu minimieren. Citigroup wiederum schrieb, dass das Management in Erwägung ziehen sollte, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Fazit Der Vorfall vom Montag zeigt, wie sensibel die Anleger aktuell auf schlechte Nachrichten reagieren. Selbst wenn diese, wie im Fall Glencore, aus heutiger Sicht unbegründet erscheinen. Dennoch sprechen die schlechten Zahlen der vergangenen Monate eine deutliche Sprache, über die die Kursgewinne der vergangenen Tage nicht hinwegtäuschen können. Die Aktie ist daher aktuell eher etwas für Zocker, da weitere starke Kursschwankungen zu erwarten sind. Für eine langfristige Anlage erscheint das Papier im Moment jedoch ungeeignet. Robin Schenkewitz Unternehmen der Woche Glencore in GBp Stand: 02.10.2015 17 BÖRSE am Sonntag · 40/1 5


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