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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe   Denkzeit Kunstmarkt Die Bronze "Malerstamm Georg und Otto" 2007 (vorn) erhielt bei 60.000 Euro den Zuschlag, die sechs Meter breite Fotoarbeit von Thomas Struth, "Grafenberger Wald, Düsseldorf 2006" (hinten), erzielte 50.000 Euro. Foto: Henning Kaiser/dpa) Ein weißer Handschuh, in der Branche das Triumphabzeichen für einen Komplettverkauf, wurde Markus Eisenbeis an diesem Abend zwar nicht überreicht. Und auch der Publikumsandrang hielt sich bei dieser dritten und letzten Zwangsversteigerung aus dem Lager des inhaftierten Kunstberaters Helge Achenbach in engeren Grenzen. Dennoch konnte sich der Chef des Kölner Auktionshauses Van Ham am 30. September 2015 über ein Ergebnis freuen, bei dem immerhin die untere Schätzpreissumme verdoppelt wurde. 1 Million Euro klopfte der Auktionator für 99 Lose mit großformatiger sogenannter „XXL“- Kunst zusammen, mit Aufgeld rund 1,5 Millionen Euro. Drei Lose wurden zurückgezogen, zwei weitere zurückgereicht, darunter unbegreiflicherweise eine attraktive Neon-Installation von Keith Sonnier. Mit dicken Affen Kasse gemacht Fünf dicke, große Bronzeaffen aus Jörg Immendorffs „Malerstamm“- Serie, laut Eisenbeis „vertragsgemäß in einer 6er-Auflage“ angefertigt und laut Provenienzangabe „direkt vom Künstler“ erworben, waren auch dabei. Sie erzielten Ergebnisse deutlich über der ordentlichen Taxe von 25.000 bis 35.000 Euro, jedenfalls gemessen an den bekanntermaßen dubiosen Entstehungs- und Verbreitungsumständen. Sämtliche Zuschläge, die zwischen 48.000 und 68.000 Euro (mit Aufgeld 101.388 Euro) lagen, wurden wie im Sommer unter Vorbehalt zugeschlagen, da Nachlass und Rechteinhaber noch ein Wort mitzureden haben. Und zwar an private Bieter im Rhein-Main-Gebiet, in Tschechien und Belgien. Russen kämpfen um Biennalekunst Zum Toplos avancierte wie erwartet Pavel Peppersteins 49-teiliger Zyklus „Landscapes of the future“, mit dem er 2009 den russischen Pavillon der Biennale von Venedig bespielt hatte. Nach dem Aufruf mit 80.000 Euro ging es zunächst Schlag auf Schlag, dann wurde lang und zäh um diese, auf Papier gezeichneten und getuschten Visionen zukünftiger Denkmäler gekämpft. Laut Eisenbeis waren allein drei russische Telefonbieter dabei. Zwei von ihnen duellierten sich ab 115.000 Euro, bis bei 165.000 Euro der Hammer zugunsten einer Moskauer Galerie fiel (mit Aufgeld 246.015 Euro). Das ist verglichen mit dem Marktpreis noch immer relativ günstig. Ausgesprochen lebhaft beteiligt war an diesem Abend der Handel, auch der internationale, allerdings hauptsächlich am Telefon. Das verwundert nicht angesichts einer erklecklichen Anzahl günstig geschätzter, origineller bzw. nicht alltäglicher Werke von Künstlern, an die nicht mehr so leicht heranzukommen ist. Achenbach hatte für 47 BÖRSE am Sonntag · 40/1 5


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